Das hat der Republikflüchtling von einst offenbar bis heute nicht verwunden. Die Widerstandsgruppe gegen Kurtzke zählt ungefähr 30 aktive Mitglieder. Zwei von ihnen sind Jochen und Rosemarie Drubig, die seit Ende der Sechzigerjahre in Meißen leben, er vor seiner Pensionierung als Kinderarzt, seine Frau unter anderem als Betriebsärztin in der Manufaktur. "Die Meißner sehen das so", sagt Jochen Drubig, "unter der Marke der gekreuzten blauen Schwerter sollte das Porzellan absoluten Vorrang haben."
Den großen Zulauf erhielt die Bürgerinitiative, als Kurtzke begann, den Staatsbetrieb umzubauen. Innerhalb der ersten zwei Jahre entließ er fast 200 Mitarbeiter, darunter das komplette Kreativteam. Momentan arbeitet weniger als ein Drittel der früher bis zu fast 2000 Werktätigen in der Manufaktur. "Entlassene Mitarbeiter sind natürlich Freiwild für die Initiative von Reinhard Fichte", sagt Kurtzke. Der Ausbau von Meissen zur Luxusmarke diene nur einem Zweck: dem Erhalt der Arbeitsplätze.
Kurtzke glaubt fest daran, dass der Erfolg ihm Recht geben wird. Im Gegensatz zu anderen deutschen Porzellanherstellern laufen die Geschäfte bei Meissen besser. „Die ganze Branche ist total verschnarcht“, schimpft er. „Fast alle machen weiter wie bisher, seit zehn Jahren schaufeln die sich ihr eigenes Grab.“ Während die Erlöse der anderen Hersteller wie KPM, Nymphenburg, Fürstenberg und Ludwigsburg seit 2008 um rund 20 Prozent gefallen sind, stiegen sie bei Meissen leicht an: von 35 Millionen im Jahr 2008 auf 39 Millionen im vergangenen Jahr.
2013 soll der Umsatz kräftig wachsen, um satte 20 Prozent. Welchen Anteil der Verkauf des Porzellans dabei noch ausmacht, will Kurtzke nicht sagen, nur so viel: Als 2011 der wichtige japanische Markt wegen der Katastrophe in Fukushima komplett zusammenbrach, konnte das Schmuckgeschäft den Rückgang beim Porzellan ausgleichen.
Kurtzke fürchtet nicht, dass er die Marke Meissen mit Duftkerzen, Gürteln und mondänem Outfit überdehnt. Meissen habe schon immer auch andere Produkte hergestellt, erst in den vergangenen Jahrzehnten sei dies vernachlässigt worden. Deshalb nenne er sein Konzept auch "Zurück in die Zukunft".