Die Hügel südöstlich von München sind sanft, die Wiesen saftig. Auf den Balkonen leuchten Geranien, zu jeder Viertelstunde läuten die Glocken eines katholischen Zwiebelturms. Die Firma Fritzmeier stellt hier in dritter Generation Kabinen und Federsysteme für Traktoren her. Bis zu 80 000 Traktorengehäuse verkaufen sie in die ganze Welt. Über der Rezeption hängt ein Kreuz.
Während der Werksführung läuft Jun Rong zu einem Traktor und befühlt die Scheinwerfer. „Die Qualität ist gut“, sagt er mit Zigarette im Mund. „Sehr gut! Aber viel zu teuer.“ Ein Scheinwerfer kostet zwischen 60 und 70 Euro. Für den Preis produziert er zehn. In manchen Bereichen versucht China erst gar nicht, die Deutschen und Japaner einzuholen. Im Werkzeugmaschinenbau, aber auch bei Smartphones setzt China auf günstigere Produkte mittlerer Qualität, die dann auf weniger entwickelte Märkte wie Indien oder Lateinamerika exportiert werden.
Die nächsten 15 Giganten aus China
Unternehmen: Hengtong Optic-Electric
Branche: Elektronik
Umsatz 2012: 7.804 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 46,5 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: **
Strategie: ***
Quelle: Accountantcy Futures Academy: "China's 100 next global giants"
Unternehmen: Huapont-Nutrichem
Branche: Chemie
Umsatz 2012: 3.877 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 39,7 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Zhejiang Dahua Technology
Branche: Computer und Kommunikation
Umsatz 2012: 3.531 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 44,1 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: **
Strategie: ***
Unternehmen: iSoftStone Holdings
Branche: Internet und Information
Umsatz 2012: 2.434 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 35,1 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Hangzhou Hikvision Digital Technology
Branche: Computer und Kommunikation
Umsatz 2012: 7.214 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 37,5 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: **
Strategie: ***
Unternehmen: Hosa International
Branche: Textil und Kleidung
Umsatz 2012: 5,352 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 40,7 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: *
Strategie: ***
Unternehmen: Hongfa Technology
Branche: Elektronik
Umsatz 2012: 3,008 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 31,4 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Zhejiang Wangfeng Auto Wheel
Branche: Automobil
Umsatz 2012: 4.091 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 31,5 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Anhui Zhongding Sealing Parts
Branche: Gummi und Plastik
Umsatz 2012: 3.369 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 31,1 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Beijing Zhongke Sanhuan Hi-Tech
Branche: Computer und Kommunikation
Umsatz 2012: 4.934 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 30,2 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Zhongli Science and Technology
Branche: Elektronik
Umsatz 2012: 6.326 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 37,3 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: **
Strategie: ***
Unternehmen: Ningxia Zhongyin Cashmere
Branche: Textil und Bekleidung
Umsatz 2012: 2.426 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 32,2 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Shenzhen Desay Battery Technology
Branche: Elektronik
Umsatz 2012: 3.195 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 37,8 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: ***
Strategie: **
Unternehmen: Pactera Technology International
Branche: Internet und Information
Umsatz 2012: 2.266 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 31,7 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: China XD Plastics
Branche: Chemie
Umsatz 2012: 3.785 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 49,2 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: *
Strategie: **
Du Yongqi arbeitet für Menoble, einen der größten Hersteller von Landmaschinen Chinas. Die Firma hatte ihn zwischen 2009 und 2012 nach Zimbabwe geschickt. Die meisten deutschen Maschinen sind Afrikanern viel zu teuer, sagt er. „Deswegen kaufen sie billigere chinesische Maschinen.“
Das ist das Stichwort für Herrn Ning, einen Vortrag zu halten. Das Konzentrat dessen würde in etwa so lauten: Unternehmen, die in China produzieren, erhalten Vergünstigungen. Peking hat die Branche seit 2004 mit 120 Milliarden Yuan subventioniert – fast 20 Milliarden Euro. Also, liebe Deutsche: „Jia you.“
Die Bayern sind wenig beeindruckt. „Früher kamen die Japaner, jetzt kommen eben die Chinesen“, sagt die Erbin Ursula Fritzmeier mit der vielen Bayern so eigenen eleganten Wurstigkeit.
Am Nachmittag haben die Chinesen drei Stunden Zeit zum Shopping im Kaufhof am Münchner Marienplatz. Alle kommen mit mindestens drei Tüten zurück: Messer von WMF, Rasierapparate von Braun, Koffer von Rimowa. Silberne Rimowa-Koffer sind schon ausverkauft. „Jeden Morgen kommen Chinesen und kaufen die weg“, erzählt der Verkäufer.
„Daheim ist alles teurer“, sagt Xiufeng Liu, deren Mann die Firma Shandong Guofeng Machinery gehört – das liegt an den Importzöllen und Luxussteuern.
Der Bus fährt weiter nach Kaufbeuren. Dort baut HAWE Hydraulik Ventile und Pumpen für Land- und Baumaschinen. Damit machten die Bayern 2014 294 Millionen Euro Umsatz. Hier arbeiten 360 Mitarbeiter und 45 Auszubildende. Der Azubi-Anteil ist etwa doppelt so hoch wie der deutsche Durchschnitt. Ning fragt, wie viele von ihnen nach Ende der Ausbildung im Betrieb bleiben. „Fast alle“, sagt Werksleiter Christof Gilnhammer.
Er arbeitet selbst seit 25 Jahren hier. Das liege auch daran, dass die Menschen hier sehr heimatverbunden sind. Die Gruppe staunt und notiert.
Herr Ning wird jetzt aufgeregter. Bisher hat noch keines der besuchten Unternehmen Absichten geäußert, in China zu investieren. Aber wichtiger als die Zuliefererbetriebe sind eh die großen Landmaschinenhersteller: Krone, Grimme und vor allem Claas. Sind die einmal im Land, folgen die Zulieferer von alleine. So war es mit der Autoindustrie: Mittlerweile sind Hunderte mittelständische Automobilzulieferer im Land.
Auf der Fahrt nach Niedersachsen appelliert Herr Ning an die Gruppe, nochmals einen besonders guten Eindruck zu machen. „Claas ist der wichtigste Besuch der Reise!“ Die Deutschen haben Anfang dieses Jahres die chinesische Firma JinYee übernommen. Ning war am Deal beteiligt, für JinYee war er jahrelang tätig, und Chens Firma ist ein Zulieferer.
Herr Ning hofft, dass die Deutschen bald eine Fabrik in China bauen. Andere Wettbewerber wie John Deere und New Holland hätten schon mehrere Hundert Millionen investiert, aber die Deutschen seien so zurückhaltend.