Exklusivranking Die innovativsten deutschen Mittelständler

Seite 3/5

Platz 3: Infiana – Intelligentes Plastik

Beinahe hätte Ingrid Sebald vergessen, die App zu erwähnen. In die Smartphone-Anwendung können die rund 1000 Mitarbeiter des Spezialfolienherstellers Infiana aus Forchheim in Bayern ihre Ideen eintippen und dann in den „Innovationscloud“ genannten Speicher im Internet hochladen. „Die einen wollen eine temperaturbeständige Folie, andere ein besonders dehnfähiges oder auch zweifarbiges Material“, sagt die Entwicklungschefin des Unternehmens.

Folien von Infiana dienen als Grundlage für Etiketten und Klebebänder, kommen in Hygieneprodukten, aber auch in der Bauindustrie zum Einsatz, beispielsweise bei der Herstellung von Windrädern. Die bis zu 80 Meter langen Rotorenblätter werden aus einem Guss geformt: Wenn ein Hersteller seine Formteile mit Spezialfolie von Infiana auskleidet, kann er dadurch Lösungsmittel ersetzen, mit denen die Formen gereinigt werden müssen. Das spart Zeit und Geld.

Ingrid Sebald Quelle: Bärbel Schmidt für WirtschaftsWoche

Ein völlig anderes Anwendungsgebiet für die Spezialfolien sind Damenbinden. „Ein Consumer Panel hat ergeben, dass viele Frauen das Rascheln der Folie als unangenehm empfinden. Also haben wir daran getüftelt, es leiser zu machen. Durch eine andere Rezeptur ist das Geräusch nun halb so laut wie vorher“, sagt Sebald.

Knapp 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete das fränkische Unternehmen, das seit 2014 mehrheitlich der Deutschen Beteiligungs AG aus Frankfurt gehört, im vergangenen Jahr. Die börsennotierte Private-Equity-Gesellschaft investiert in mittelständische Unternehmen und hält momentan 20 Unternehmensbeteiligungen.

Wie grobkörniges Salz sieht das Plastikgranulat aus, aus dem die Folien entstehen. Die kleinen Kügelchen werden eingeschmolzen, dann geht es hoch hinaus: Der Kunststoffbrei wird zu einem langen Schlauch aufgeblasen, der lang gezogene Ballon ist dann bis zu 15 Meter lang. Am Ende wird er aufgeschnitten, angepasst und auf meterlange Zylinder aufgewickelt. „Der Trend geht dahin, dass die Kunden immer mehr Eigenschaften in der Folie haben wollen“, sagt Geschäftsführer Peter Wahsner. Deshalb besteht jede Folie aus mehreren Schichten mit verschiedenen Merkmalen – von wasserabweisend über luftdurchlässig bis hin zu biologisch abbaubar.

Die zehn wichtigsten digitalen Finanzdienste für Mittelständler

Neue Verfahren und Rezepte werden im „Technikum“ des Unternehmens ausprobiert. Die Versuchsküche gleicht einer Miniaturausgabe der Produktionshalle. Statt großer Silos voller Granulat stehen hier kleine Eimerchen, kleine Öfen und eine Kleinausgabe der Maschine, die die Schläuche aufblasen kann.

Infiana steckt rund sieben Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung – das ist anteilig mehr, als etwa der Chemieriese BASF in neue Technologien investiert. In Sebalds Entwicklerteam arbeiten 25 Mitarbeiter. Ihr nächstes Ziel: Die Folien sollen Sensoren bekommen, die Kunden vor Plagiaten schützen. Nur bei Originalen ließe sich dann ein unsichtbarer Code scannen. Findet der Kunde den Code nicht, deutet alles auf eine Fälschung hin.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%