Familienunternehmen Die Unterschätzten

Firmen, die in Familienhand sind, genießen hierzulande großes Vertrauen und sind hochgeschätzt. Das belegt eine Studie der Beratung PWC. Doch in manchen Punkten trauen ihnen die Deutschen zu wenig zu.

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Vor 60 Jahren begründete Claus Hipp, hier mit seinem Sohn Stefan Hipp, den Markt für Bio-Babynahrung in Deutschland. Wie die meisten Familienunternehmen im Lande genießen die Pfaffenhofener ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Quelle: obs

Düsseldorf Familienunternehmen haben in Deutschland einen exzellenten Ruf: Vor allem in Sachen Verantwortung lassen sie Großunternehmen und Start-ups weit hinter sich – 60 Prozent der Bevölkerung hierzulande sehen Familienunternehmen bei der verantwortungsvollen Unternehmensführung klar an erster Stelle. Zudem schneiden sie bei den Arbeitsbedingungen für die Belegschaft, bei der Kundenorientierung und der Vernetzung mit regionalen Zulieferern und Partnern besonders gut ab.

Das zeigt die aktuelle Umfrage „Wettbewerbsvorteil Vertrauen: Die Stärke deutscher Familienunternehmen 2016“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC. Rund 1000 Bürger wurden befragt, wie sie Familienunternehmen im Vergleich zu anderen Unternehmenstypen wahrnehmen.

Vielfach werden die deutschen Familienunternehmen allerdings unterschätzt. Zum Beispiel wenn es um die Sicherung von Arbeitsplätzen geht. Hier liegen sie in der Wahrnehmung in etwa gleichauf mit Konzernen. Dabei haben die 500 größten Familienunternehmen nach der Finanz- und Wirtschaftskrise an ihren Beschäftigten festgehalten und ihre Belegschaft sogar um elf Prozent ausgebaut, wie die Stiftung Familienunternehmen ermittelte. Demgegenüber hätten die Dax-Konzerne (ohne Familienunternehmen) ihren Mitarbeiterstamm um sieben Prozent abgebaut. „Familienunternehmen müssten sich stärker nach außen zu positionieren und deutlich machen, dass sie ein wichtiger Jobmotor für die deutsche Wirtschaft sind und Arbeitsplätze sichern“, meint Peter Bartels, PWC-Vorstandsmitglied und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand.

Unterschätzt werden viele Familienunternehmen auch bei ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. In diesem Punkt schneiden Großunternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung mit 68 Prozent Zustimmung am besten ab. Nur elf Prozent sehen Familienunternehmen hier an erster Stelle. „Dabei gibt es viele ‚Hidden Champions‘ und Weltmarktführer unter den deutschen Familienunternehmen“, betont Bartels.

Auch bei Digitalisierung und Technologie sieht nur jeder zehnte Befragte Familienunternehmen vorn. Hier gibt es bei einigen sicherlich noch Nachholbedarf. Die große Mehrheit der Befragten fordert deshalb, dass die Familienunternehmen bei der Digitalisierung stärker unterstützt werden sollten.
Punkten können inhabergeführte oder -kontrollierte Unternehmen in Sachen Familienfreundlichkeit (56 Prozent), gesellschaftliches Engagement (47 Prozent) und offene Arbeitskultur (39 Prozent). Bei letzterem liegen sie sogar deutlich vor den Start-ups (29 Prozent).

Einen deutlichen Vorsprung haben Großunternehmen nach Ansicht der Deutschen allerdings, wenn es um Karriere, Weiterbildung und attraktive Gehälter geht. Nur 14 bis 20 Prozent der Befragten sehen Familienunternehmen hier an vorderster Stelle. Angesichts des zunehmenden Mangels an Fachkräften sieht Bartels diese öffentliche Wahrnehmung kritisch. Nur die wenigsten berücksichtigen bei den Gehaltsstrukturen, dass Mittelständler häufig außerhalb von Metropolregionen ansässig sind. Bartels: „Damit liegen auch die Lebenshaltungskosten deutlich niedriger.“

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