Familienunternehmen Feindliche Übernahme von R.Stahl geplatzt

Das Tauziehen zwischen den Familienunternehmen R. Stahl und Weidmüller hat ein Ende. Weidmüller wollte den Explosionsschutz-Spezialisten übernehmen und hatte sein Angebot noch einmal verbessert – vergeblich.

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Zwei Mitarbeiter der Firma R.Stahl kontrollieren eine Maschine. Der Übernahmekampf um das Unternehmen ist zu Ende. Quelle: dpa - picture-alliance

Frankfurt Der ungewöhnliche Versuch einer feindlichen Übernahme unter deutschen Mittelständlern ist gescheitert. Die Aktionäre des schwäbischen Explosionsschutz-Spezialisten R. Stahl ließen den westfälischen Elektrotechnik-Konzern Weidmüller mit großer Mehrheit abblitzen. Nur 19 Prozent des stimmberechtigten Kapitals wollten ihre R.-Stahl-Aktien verkaufen, wie Weidmüller am Freitag einräumte: „Weidmüller wird die geplante Übernahme der R. Stahl AG nicht weiterverfolgen.“ Mindestens 50 Prozent hatte das Familienunternehmen aus Detmold zur Bedingung gemacht, dass der Zukauf klappt. Dabei hatte Weidmüller die R.-Stahl-Aktionäre mit einem deutlichen Kursaufschlag gelockt und hätte sich R. Stahl mehr als 300 Millionen Euro kosten lassen.

Doch dessen Anteilseigner ließ die Offerte über 50 Euro je Aktie überwiegend kalt, am Freitag notierten R. Stahl an der Börse bei 40,80 Euro. Der feindliche Übernahmeversuch hatte großes öffentliches Aufsehen erregt, weil ein solcher Vorstoß unter Familienunternehmen ungewöhnlich ist. Der Vorstand, die beiden Gründerfamilien und der Betriebsrat von R. Stahl hatten sich klar gegen einen Verkauf positioniert und hatten auf die Eigenständigkeit gepocht.

Doch Weidmüller hatte gehofft, einen Keil in die Phalanx der Gründerfamilien von R. Stahl zu treiben, die zusammen 51 Prozent an der börsennotierten Firma aus Waldenburg halten. Weidmüller-Chef Peter Köhler sprach von einer „verpassten Chance“. Er hatte mit dem Kauf der halb so großen R. Stahl AG einen großen Schritt machen wollen, um den Umsatz von 640 Millionen Euro auf mehr als eine Milliarde Euro auszubauen. „Weidmüller ist sehenden Auges in die Niederlage geschlittert“, wunderte sich ein Banker über die Hartnäckigkeit des Bieters.

Der R.-Stahl-Vorstand um Martin Schomaker hatte mit einem langfristigen Plan zur Umsatz- und Renditesteigerung auf die unerwünschte Kaufofferte reagiert, um den Anteilseignern eine bessere Perspektive aufzuzeigen. So soll der Umsatz bis 2016 auf bis zu 390 (2013: 304) Millionen Euro steigen. Das Unternehmen produziert unter anderem Schalter, Lampen und Steuerungen etwa für die Öl-, Gas- Chemie- und Pharmabranche, wo keine Funken nach außen dringen dürfen, um Explosionen in der Produktion zu vermeiden. Schomaker wertete den Ausgang des wochenlangen Tauziehens als Vertrauensbeweis. „Diese Unterstützung ist für uns Auftrag und Ansporn zugleich.“ Nun gehe es darum, die Ernte der Investitionen einzufahren.

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