Family Offices Die neuen Anlagestrategien der Reichenflüsterer

Seite 4/5

Familien und Freunde

Dirk Schildwächter Quelle: Presse

Am liebsten wird direkt in Unternehmen und Immobilien investiert. Nach einer Umfrage der Gesellschaft Famos Immobilien im rheinischen Korschenbroich bei rund 100 Familien-Büros stecken diese derzeit im Schnitt 35 Prozent ihres Kapitals in Haus- und Grundeigentum. Die Crux: In Top-Lagen der Metropolen werden mittlerweile Preise gefordert, die mehr als 30-mal so hoch sind wie die zu erzielenden Jahresmieten. „Das lohnt sich dann als Anlage nicht mehr“, klagt Kontora-Mitgeschäftsführer Otternberg.

Das gilt ebenso für landwirtschaftlich genutzte Flächen und Wald. Ein guter deutscher Forst oder ertragreicher Acker kostet heute schon fast das Zehnfache des Betrages zur Jahrtausendwende. Damit lassen sich die Kosten für den Erwerb nicht mehr mit den zu erwartenden Erträgen hereinholen.

Edelmetalle scheinen da als besserer Hort. „Wir sehen Gold nicht als Rohstoff, vielmehr als die sicherste Währung. Sie ist weltweit anerkannt und von der Kaufkraft her stabil“, sagt Otternbergs Kompagnon Buchwald. Der US-Dollar etwa habe in den vergangenen 100 Jahren gegenüber dem gelben Metall über 80 Prozent an Wert verloren. Allerdings häufen sich inzwischen auch die Stimmen, die mittelfristig das Platzen der Goldblase fürchten.

Was Sie über Gold wissen sollten

Viele Familien-Büros setzen darum auf unternehmerische Anlagen. Philipp Vorndran, Anlagestratege der Vermögensverwaltung Flossbach & von Storch in Köln, hat vor allem „erstklassige Aktien global operierender Unternehmen“ im Visier. In den Familien-Investmentportfolios haben Aktien derzeit einen Anteil von 25, 30 oder sogar 40 Prozent: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 bis 20 sind viele Standardwerte immer noch nur halb so teuer wie Immobilien.

Dirk Schildwächter von Beyen UnternehmerBerater in Düsseldorf findet es „nur logisch“, dass Firmenchefs und Ex- Unternehmer ihr Geld in Produktivvermögen stecken. „Viele möchten ihr Kapital so anlegen, wie sie es einst selbst erworben haben“, sagt Schildwächter. „Deswegen geben sie es am liebsten solide arbeitenden Mittelständlern.“ Dies sei das Geheimnis der florierenden Mittelstandsanleihen.

Die Strategie geht allerdings nur auf, wenn der Anleger das Unternehmen einigermaßen kennt. Andreas Wegerich vom Frankfurter Kapitalberatungsunternehmen youmex weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Unternehmer dem anderen nur dann sein Vermögen anvertraut, wenn er ihn kennt und weiß, wie er arbeitet. Die Reichen verfahren bei der Geldanlage am liebsten nach dem Motto „Familie und Freunde“.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%