Fischer Nachfolgedrama im Dübelparadies

Nach dem spektakulären Ausscheiden des Sohnes aus der Geschäftsleitung des Schwarzwälder Dübelherstellers Fischer zeigen sich die Schwächen in der Führungskultur des Familienbetriebs.

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Klaus Fischer - Der Sohn des Gründers Artur Fischer hat den Umsatz des Dübelbauers verachtfacht. Doch Manager halten es bei ihm oft nicht lange aus Quelle: dpa

Solides Wachstum, musterhaft bei der Lehrlingsausbildung und vorn bei der Zahl der Patentanmeldungen – der Dübel- und Schraubenhersteller Fischer wird immer wieder in höchsten Tönen gepriesen. Altbundespräsident Horst Köhler begeisterte sich noch im März für „die vorbildliche Verantwortung“, mit der das Unternehmen geführt werde. Und der amerikanische Publizist und Deutschland-Experte Peter Ross Range nannte Fischer einen typischen Vertreter der deutschen „Geheimwaffe Mittelstand“.

Übersicht zum Fischer-Umsatz (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Tatsächlich ist Fischer in vieler Hinsicht typisch für einen mittelständischen deutschen Weltmarktführer: Das schwäbische Unternehmen ist zu 100 Prozent in Familienhand und hat seinen Sitz wie so viele der sogenannten Hidden Champions in der tiefsten Provinz. In vielen Familien rund um das Stammwerk in der Schwarzwaldgemeinde Waldachtal arbeiten gleich mehrere Angehörige „beim Fischer“. Heile deutsche Mittelstandswelt also.

Fischers Generationskrieg

Doch nicht nur das Nachfolgeproblem macht dem Unternehmen zu schaffen. In der Führungsebene herrscht seit Jahren ein Kommen und Gehen. Die Liste der Ex-Manager und Degradierten ist lang. So verließen in den vergangenen vier Jahren Michael Belschak, Wolfgang Rolle, Klaus Winkler und Klaus Schilling die Geschäftsführung. Andere Manager wie Normen Krob oder Harald Wolf verloren ihre Zeichnungsberechtigung.

Fischer Dübel auf einen Blick

„Das Salär bei Fischer ist Schmerzensgeld“, ätzt ein Ex-Manager. „Man lernt zwar viel über effektives Management, aber der Chef ist gewöhnungsbedürftig.“ Klaus Fischer gilt als Kontrollfreak, der – wie er der WirtschaftsWoche erzählte – seine Angestellten gelegentlich auffordert: „Darf ich einmal Ihre Schublade öffnen?“ Führungskräfte klagen, der Chef gehe ihnen wegen Bagatellen auf die Nerven. Nicht erwünscht sei es etwa, im Büroflur ohne Sakko herumzulaufen oder sich als Manager mit seinem Team zu duzen.

Auch Jörg Fischer hatte es mit dem Vater nicht leicht. Unvergessen ist Insidern die Betriebsfeier, bei der Klaus Fischer seinen Sohn vor der Mannschaft demontierte: Um mögliche Sorgen wegen des Nachfolgers zu zerstreuen, wies er vielsagend darauf hin, dass die Firma immer noch ihm gehöre, erzählt einer, der dabei war.

Mehr als nur Sohn und Erbe

Dabei hätte Klaus Fischer allen Grund gehabt, seinem Sohn als Nachfolger den Weg zu ebnen. Er selbst hatte, als er vor mehr als drei Jahrzehnten den Stab von seinem Vater Artur übernahm, unter dem Nimbus des ebenso legendären wie autoritären Gründers gelitten. Der Alte, heute 92, erfand nicht nur den Kunststoffdübel, sondern auch den synchronen Fotoblitz und Lernspielzeug wie die Fischer-Baukästen.

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