Fußballer und Start-ups Der Mesut Özil für die Fensterbank

Immer mehr Fußballer stecken ihr Geld in Start-ups. Für Unternehmen wie den 3D-Drucker Staramba sind die Promis der beste Weg, um Kunden zu gewinnen. Wo die Stars beteiligt sind – und was sie sich davon versprechen.

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3D-Figur frisch aus dem Drucker. Quelle: Screenshot youtube.com/arsenal

Berlin Manuel Neuer ist selbst im Maßstab 1:10 verhältnismäßig groß, genau gesagt, 19,3 Zentimeter. Für den Preis von 109 Euro scheint das klein. Es stecke viel Arbeit darin, Nase, Haltung und Wadenmuskulatur derart naturgetreu darzustellen, sagt Julian von Hassel, Geschäftsführer des Start-ups Staramba.

Vor ihm steht ein Tablett mit lauter Lahms, Müllers und Neuers. Die 3D-Figuren kommen frisch aus dem Drucker, in einem Gewerbehof im Berliner Norden, und warten noch darauf, von Hand mit einer Tinktur bepinselt zu werden, die sie haltbarer machen soll. Man kann sie sich dann ins Bücherregal stellen, oder auf die Fensterbank.

Neben den Bayern-Spielern gibt es auch welche von Bayer Leverkusen, Arsenal London mit Mesut Özil und Per Mertesacker oder Juventus Turin. Dazu beigetragen, dass Staramba die Lizenzen der Vereine kaufen durfte, haben auch die prominenten Investoren des Start-ups: Fredi Bobic, Oliver Neuville und Marko Rehmer. Die Ex-Fußballer sitzen auch alle im Verwaltungsrat des Unternehmens.

Immer mehr Fußballspieler investieren ihre Spitzengehälter in Start-ups. Nicht nur, weil das Geld ja irgendwo hinmuss. Manchmal auch, weil sie nicht wissen, wohin mit ihrem Ehrgeiz, wenn die Karriere vorbei ist. Philipp Lahm zum Beispiel: „Meine Fußballkarriere neigt sich definitiv dem Ende zu. Dann bin ich aber erst Mitte dreißig“, sagte der Weltmeister der „Wirtschaftswoche“.

Umgekehrt nutzt die Prominenz der Investoren den Start-ups, Kunden für sich zu gewinnen. Lahm hat vor kurzem in Fanmiles investiert. Das Konzept ähnelt dem des Treuepunktesystems im Supermarkt. Jedes Mal, wenn der Fan eines Stars dem Star etwas nutzt, eine Eintrittskarte kauft, seine Facebook-Seite mit „Gefällt mir“ markiert, oder in sozialen Netzwerken ein Video von ihm teilt, bekommt er bei Fanmiles Treuepunkte gutgeschrieben. Die kann er dann gegen Prämien eintauschen, wie eine Eintrittskarte für ein Bundesligaspiel zum Beispiel.

Auch Trainer Jürgen Klopp hat investiert, in die Kölner Bolzfabrik, die den WhatsApp-Dienst „WhatsCoach“ erfunden haben, bei dem unerfahrene Trainer ihre Fragen an ältere Vorbilder stellen können. Der Dienst ist kostenlos, das Geschäftsmodell erschließt sich erst auf den zweiten Blick.


Richtig Gewinn nur mit dem Papst

Die Bolzfabrik will noch mehr technische Tools entwickeln, die dem Trainer das Leben leichter machen sollen. In Arbeit sind nach Angaben des Unternehmens ein Taktikboard, ein Management-Tool und eine Plattform für Trainingsübungen im Video-Format.

Auffällig ist, dass die Fußballspieler oft in die Branche investieren, mit der sie sich vermeintlich gut auskennen: den Fußball. Doch ob die Geschäftsmodelle funktionieren, weiß niemand so genau.

Hinter dem 3D-Star-Drucker Staramba steckt die börsennotierte Social Commerce SE. Gegründet wurde die Gesellschaft von Christian Daudert, einem Vermögensberater, der sich auf Fußballer spezialisiert hat. Staramba agiert auf dem milliardenschweren Markt für Merchandising, verdient aber noch kein Geld: Im ersten Halbjahr 2015 stand unter dem Strich ein Minus von fast zwei Millionen, bei einem Umsatz von 220.000 Euro.

Dass Fußballerfiguren für die Fensterbank in Deutschland ein Verkaufsschlager werden, bezweifelt selbst Geschäftsführer von Hassel: „Unsere Hauptmärkte sehen wir langfristig in den USA und in Südostasien.“ Dort spielten Merchandising-Artikel eine viel größere Rolle.

Auch im Musikgeschäft hat Staramba schon Lizenzen erworben, gedruckt wird fast alles, was prominent ist, von Schlagerstar Roland Kaiser bis zur Rockband Linkin Park. Und immerhin: Der deutsche Media-Markt hat die Fußballfiguren ins Sortiment aufgenommen. In manchen Filialen gibt es auch die Möglichkeit, sich selbst aufnehmen und später mit einem Star zusammen ausdrucken zu lassen. Im Arm von Manuel Neuer zum Beispiel.

Für Staramba sind die Fanporträts allerdings keine großen Profitbringer. Die Kamera, mit der die Stars aus allen erdenklichen Perspektiven fotografiert werden, hat das Start-up selbst entwickelt, genauso die App, mit der sich ein Fan zu Hause selbst aufnehmen und in den Online-Shop hochladen kann. Fast genau so aufwändig wie die Aufnahme ist die Nachbearbeitung der Bilder. Daran sitzen sogenannte 3D-Artists und die sind genau so selten wie teuer.

Lukrativer sei es, eine Druckvorlage zu erstellen und die Produktion dann skalieren zu können, sagt Geschäftsführer von Hassel. Teuer sind allerdings auch die Lizenzgebühren für die Fußballspieler und die Musiker. Ein echter Gewinnbringer hingegen sei der Papst: Den dürfe man ohne Lizenz drucken. Man darf gespannt sein, wann der Vatikan beginnt, in Start-ups zu investieren.

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