Wenn Annette Winkler ihren Smart preist, dann ist sie kaum zu bremsen. Müllmänner, die sie in ihrem Modell mit stilisierten Flügeln auf der Nebenfahrbahn sähen, seien ihre Freunde. "Flieg doch los!" würden sie ihr von oben aus dem Müllauto zurufen.
Der Smart, viele Jahre ein Milliardenverlustbringer, ist für den Mutterkonzern Daimler zum Lackmustest geworden, ob die Schwaben aus einem Auto ein Sinnbild für die Digitalisierung der Fahrzeugbranche machen können. Und wie sie das vorhat, gab Unternehmenschefin Winkler (Beiname: "die ständig aufgeladene Batterie") in Dauerbewegung vor den Teilnehmern des Weltmarktführerkongresses in Schwäbisch Hall zum Besten.
Geht es nach der 56-jährigen Managerin, ist der 2,69 Meter lange Winzling auf dem Weg zum Digi-Wunder auf vier Rädern. Fahrer können per Handy eine freie Parknische fotografieren und sie anderen Smart-Fahrern in der Nähe per App schicken. "Premium plus Digitales, das ist das Geschäft der Zukunft", so Smart-Chefin Winkler, die von ihren neuen Modellen 2015 rund 120.000 Exemplare verkaufte, fast 75 Prozent mehr als von den alten 2014.
Er ist der Ort der klaren Botschaften, der Weltmarktführergipfel in Schwäbisch Hall, den die WirtschaftsWoche mitveranstaltet, egal um welches der großen aktuellen Themen es ging. Das zeigte der erste Tag. Lothar Kriszun verweigerte sich dem Chor der Russland-Skeptiker. Für den Chef des Mähdrescher-Herstellers Claas im westfälischen Hasewinkel bleibt Russland ein wichtiger Zukunftsmarkt. Das Familienunternehmen aus der deutschen Provinz steckte 120 Millionen Euro in ein neues Werk in Russland, die größte Investition in der Firmengeschichte. Die Fabrik ging im vergangenen Oktober in Betrieb. "Wir sind sicher, dass sich die Investition auszahlen wird", sagt Kriszun.
Zwar sei der Markt zur Zeit schwierig, vor allem wegen des schwachen Rubels, der die Einfuhr wichtiger Komponenten aus dem Westen verteuere. Trotzdem, so Kriszun, habe sich Claas mit dem Werk "den Freiraum geschaffen, in dem größten Markt Europas künftig erfolgreich zu sein".
Gleichwohl ist Kriszun sicher, dass Russland ein interessanter Markt für deutsche Mittelständler ist. "So etwas wie Mittelstand gibt es in Russland nicht", sagt er. In der Industriepartnerschaft, die Deutschland anstrebe, sei "Russland für Mittelständler langfristig ein gutes Feld". Die besten Chancen hätten Unternehmen, die Technologie zu bieten hätten. "Russland braucht sehr viel Technologie", so Kriszun. Allerdings müssten Mittelständler sich sorgfältig mit den steuerlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen vertraut machen, um keine Bruchlandung zu erleben.