Gipfeltreffen der Weltmarktführer Rolf Benz: "Ich habe auch Flops gelandet"

Welche Überzeugungen haben den Möbel-Unternehmer Rolf Benz so erfolgreich gemacht? Beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall gab er seine Lebenserfahrung weiter.

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Rolf Benz beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall. Quelle: Armin Höhner für WirtschaftsWoche

Rolf Benz - genau: Das ist der mit den schönen, teuren Sofas. Der 82-Jährige aus Nagold machte seinen Namen zu einer internationalen Marke. Der gelernte Polsterer gründete das Unternehmen 1964. Seit 1998 gehört es zur Hüls-Gruppe, 1995 schied der Chef mit 65 Jahren aus. Heute ist Benz Aufsichtsratsvorsitzender seines einst zweiten Möbel-Unternehmens "Walter Knoll", das sein Sohn Markus führt.

Benz hat lebenslang Tatkraft bewiesen. Aus zwei Polstermöbelherstellern machte er stilvolle Edelmarken, manchem dienen sie gar als Statussymbol.

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Woher nimmt der Mann diese Energie? Und welche Werte haben ihm zeitlebens als innerer Kompass den Weg geleitet? Das wollte WirtschaftsWoche-Chefredakteurin Miriam Meckel am Dienstagabend beim Kamingespräch des Gipfeltreffens der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall wissen. Und in der Kunsthalle Würth, oben am Hang der kleinen Stadt, lauschten gut 150 Geschäftsführer und CEOs aus ganz Deutschland. Das dürften 4000 Jahre Lebenserfahrung und einige Milliarden Euro Jahresumsatz gewesen sein, die sich einig waren: Von Benz kann man noch was lernen.

Wo also nahm der Mann, in Ehren ergraut und vom Alter ein wenig gebeugt, den Antrieb her? Benz auf der kleinen Bühne in schwarzen Ledersessel holt tief Luft und sagt: "Es waren die Handwerker-Großväter beiderseits und die Tante, die nach dem ersten Weltkrieg als Witwe ein Textilgeschäft führte, weshalb ich auf Ansage meiner Mutter Polsterer lernen musste um dort Matratzen zu machen." Und weiter, nach einem Moment längeren Nachdenkens: "Wenn ich es mir recht überlege, haben überhaupt oft die Frauen unserer Familie entschieden." Da lächeln doch einige wissend im Publikum.

Berufswahl nicht ganz freiwillig

Seine Berufswahl war also nicht ganz freiwillig, aber dann wollte er es auch richtig machen: Ganz oder gar nicht. "Ich  habe den Meister ein bisschen ignoriert, denn was wir machten war hässlich, und ich habe dann mal nachgefragt, ob man das nicht schöner machen könne." An Selbstbewusstsein hat es schon dem jungen Rolf Benz, von seinem Zwillingsbruder gerne als Hosenträgernäher gefoppt, nicht gemangelt.

Und auch nicht an einer festen Überzeugung, die er nicht in politisch korrekte Worte verkleidet, sondern auf den Punkt bringt: "Ich schmierte keine Einkäufer, was nicht unüblich war. Und ich wollte auch nur ehrliche und saubere Partner und Lieferanten."

Benz hält genau das, verbunden mit dem Anspruch an hohe Qualität, für sein Erfolgsrezept. "Die Idee eines ehrbaren Kaufmanns ist der langfristig richtige Weg." Dann grinst er und ergänzt seine zweite Wahrheit: "Hart verhandelt habe ich natürlich trotzdem!" Auch als solide Christ.

In Zeiten wie diesen, mit Volkswagenaffäre und Liborskandal der Deutschen Bank, erscheint der alte Herr, neben seinem Sessel hat er korrekt die Aktentasche abgestellt, wie aus der Zeit gefallen. Doch er kontert: "Gegenfrage: hat sich das für Volkswagen oder eine Bank gelohnt? Nein! Beschiss und Betrug werden doch immer wieder versucht, ist ja klar. Aber dann müssen die Kontrollsysteme eben dichter gemacht werden."

Und wie hielt er es im eigenen Betrieb? Benz war nie naiv: "Natürlich hat jeder Mitarbeiter seine verborgenen Wahrheiten und das ist auch okay. Aber ich habe immer gesagt: Wenn was schief geht, ihr braucht mich nicht anlügen. Macht lieber eine klare Ansage und wir finden eine Lösung, statt mir zu erzählen, es gab ein Problem mit dem Lastwagen." Der Christ aus Schwaben sah da wohl auch einen Lehrauftrag: "Man kann Menschen auch zum nötigen Anstand erziehen." Dieser Maßstab gilt aus seiner Sicht auch für die Leitenden, egal aus welcher Branche: "Wozu unehrlich sein, mit den heutigen Kommunikationsmitteln kommt doch sowieso alles raus."

Qualität ist ihm das zweite Anliegen: "Qualität ist das Anständige."

Und das dritte: "Erfolgreich bleibt nicht, wer immer macht, was der Kunde will. Im Gegenteil: Ein Hersteller muss sich emanzipieren von den gerade aktuellen Kundenwünschen." Das mag sein Auditorium in Schwäbisch Hall augenscheinlich nur bedingt teilen. "Ist aber so. Sie sind erfolgreich, in dem das, was Sie machen, so gut ist, dass es anschließend bei den Verbrauchern ankommt."

Benz gibt zu, das sei ein schwieriges Unterfangen, einen Trend zu erspüren oder gar zu setzen. "Ich habe auch Flops gelandet. Aber ich habe mich immer mit vielen Menschen besprochen, auch von meiner Frau Rat eingeholt: Was mögen die Menschen, was können sie demnächst haben wollen?"

Benz hat es geschafft. Auch die jungen Chefs im Auditorium ziehen den Hut, als der alte Herr seine Aktentasche nimmt und wieder ins Auditorium eintaucht.

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