Global Fashion Group Geld für den Zalando-Klon gesucht

Die Global Fashion Group, eine Gruppe von Zalando-Klonen, ist eines der Vorzeigeprojekte von Rocket Internet. Jetzt verliert sie drastisch an Wert – und braucht offenbar dringend frisches Kapital.

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Moderne Mode wird immer häufiger im Internet gekauft. Quelle: AFP

Berlin Es sollte eigentlich das neue Zalando werden: Die Global Fashion Group (GFG), ein Unternehmen aus dem Hause Rocket Internet, bündelt sechs Online-Modehändler, die allesamt in Schwellenländern von Lateinamerika über den nahen Osten und Russland bis Südostasien aktiv sind. Außer dem Geschäftsmodell, dem Verkauf von Klamotten, haben sie mit Zalando, das 2013 an die Börse ging, aber noch wenig gemein. Die Gruppe, die 2015 ein Umsatz-Wachstum von 48 Prozent verbuchte, steckt tief in den roten Zahlen.

Und braucht jetzt wieder einmal frisches Geld: Wie am Mittwoch bekannt wurde, werden Rocket Internet und der schwedische Co-Investor Kinnevik zusammen nochmals 300 Millionen Euro in die Modegruppe investieren. Rocket ist mit 23 Prozent, Kinnevik mit 26 Prozent an der GFG beteiligt. In diesem Zuge wurde auch bekannt, dass die Investoren die Global Fashion Group nur noch mit einer Milliarde Euro bewerten. Vor einem Jahr waren es noch mehr als drei Milliarden Dollar.

Die Rocket-Aktie brach angesichts der Nachricht um sieben Prozent auf 25 Euro ein, Kinnevik-Aktien verloren 2,7 Prozent ein. Die Schweden sind mit 13 Prozent auch direkt an Rocket Internet beteiligt.

„Wir sind weiterhin von den positiven Aussichten von GFG überzeugt“, sagte Rocket-Chef Oliver Samwer. Rocket investiert in der jüngsten Finanzierungsrunde 100 Millionen Euro in die GFG, Kinnevik angeblich sogar 200 Millionen. 50 Millionen Euro mussten die Schweden offenbar schon im ersten Quartal vorstrecken – ein Überbrückungskredit.

Das letzte Mal nachgeschossen hatten Rocket Internet und Kinnevik erst vor knapp einem Jahr. Nach der 150-Millionen-Euro-Spritze war viel über einen möglichen Börsengang der Gruppe spekuliert worden. Der scheint jetzt noch einmal weiter in die Ferne gerückt.

Kinnevik musste seinen Anteil um 38 Prozent auf umgerechnet 275 Millionen Euro abschreiben. In die Modehändler hineingesteckt hat er bisher 453 Millionen Euro. Vorstandschef Lorenzo Grabau zeigte sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters ernüchtert: „Von der Bewertung her gesehen ist alles schiefgegangen, obwohl im Unternehmen alles gut aussieht. Da geht es nur um die Stimmung.“


Probleme in Asien

2015 erwirtschaftete sie bei 930 Millionen Euro Umsatz einen operativen Verlust (Ebitda) von 275 Millionen Euro. Vorstandschef Romain Voog will die Verluste schnell verringern. Im ersten Quartal habe sich die Marge schon deutlich verbessert. „Dies deckt sich mit der Strategie, in den einzelnen Regionen schneller profitabel zu werden und gleichzeitig die signifikanten Marktchancen zu nutzen.“

Besonders starkes Wachstum zeigten im vergangenen Jahr Namshi im Nahen Osten, Zalora in Südostasien und Lamoda in Russland. Namshi konnte zudem seine Gewinnmarge (Ebitda) von minus zwölf auf minus zwei Prozent steigern.

Probleme gibt es dagegen in Indien: Bei Jabong stiegen die Umsätze im vergangenen Jahr gerade mal um sieben Prozent. Überhaupt scheint Rocket in Asien unter Druck zu geraten: Neben chinesischen Internetgrößen wie Alibaba und Tencent drängen Amazon und das japanische Telekommunikations-Unternehmen Softbank mit diversen E-Commerce-Modellen auf den indischen Markt.

Zalora soll seine Aktivitäten in Thailand und Vietnam bereits abgestoßen haben. Den asiatischen Amazon-Klon Lazada haben Kinnevik und Rocket vor kurzem größtenteils an den chinesischen Rivalen Alibaba verkauft - mit Gewinn.

Den asiatischen Amazon-Klon Lazada hatten Kinnevik und Rocket vor kurzem größtenteils an den chinesischen Rivalen Alibaba verkauft - mit Gewinn.

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