GOP vs Republikaner Logo von Trumps Partei verärgert deutsches Varieté

Das neue Emblem der US-Republikaner ähnelt dem des deutschen Varietétheaters GOP verblüffend. Das Familienunternehmen ist darüber „not amused“. Rechtlich ist die Situation allerdings verzwickt.

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GOP in drei Großbuchstaben und rechts ein Punkt – alles in rot-weiß, nur mit invertierten Farben. Quelle: Imago

Düsseldorf Hubertus Grote traute kürzlich seinen Augen kaum. Wie fast jeden Tag suchte der Chef von Europas größter Varieté-Gruppe GOP bei Google nach neuen Bildern über seine Theater. Dabei stieß er auf ein Logo, das dem seines Hauses zum Verwechseln ähnlich sieht: GOP in drei Großbuchstaben und rechts ein Punkt – alles in rot-weiß, nur mit invertierten Farben. Purer Zufall?

Beim genaueren Hinschauen merkte er: Es ist das neue Logo der amerikanischen „Grand Old Party“. So nennt sich traditionell die Republikanische Partei, deren Spitzenkandidat Donald Trump gerade als 45. US-Präsident vereidigt wurde. Symboltier der Republikaner ist der Elefant, der im kleinen Punkt im Logo zu sehen ist.

Ausgerechnet die Partei von Donald Trump. „Inhaltlich möchte sich das Varieté GOP natürlich von den Aussagen von Donald Trump und seinen Parteikollegen distanzieren, auch wenn das, was Mr. Trump kommuniziert, in die Richtung Entertainment geht“, sagt Hubertus Grote, der das Familienunternehmen in zweiter Generation leitet. „Das Varieté steht für Weltoffenheit und multikulturelles Zusammenleben, nicht aber für konservatives Gedankengut.“ Viele seiner rund 700 festen Mitarbeiter sowie die Artisten stammen aus der ganzen Welt.

Der Name GOP ist die Abkürzung für den Georgspalast in Hannover. Das traditionsreiche Varieté von 1912 hatte Familie Grote Anfang der 90er-Jahre wiederbelebt. Inzwischen betreibt sie sieben feste GOP-Theater etwa in Essen, Bad Oeynhausen, Münster, München und Bremen. Erst im Herbst wurde ein Varieté im Bonner Regierungsviertel eröffnet. 700.000 Gäste kommen im Jahr zum GOP, rund 40 Millionen Euro erwirtschafteten die Theater 2016 mit Show und Gastronomie.

Das Logo hat die GOP-Geschäftsführung mit der Agentur Derno Marketing und Werbung aus Laatzen bei Hannover weiterentwickelt. „2011 ist es markenrechtlich geschützt worden, allerdings nur für Deutschland“, erzählt der 49-jährige Grote. „Wir haben natürlich durch unsere Rechtsbeistände prüfen lassen, inwiefern wir hier Schritte einleiten könnten“, sagt der Varieté-Chef. Die „Grand Old Party“ ließ eine Anfrage des Handelsblatts zur Logo-Ähnlichkeit bislang unbeantwortet.

Was sagen neutrale Markenexperten zu dem Fall? „Die Ähnlichkeit der beiden GOP-Logos ist schon frappierend“, konstatiert Jens Matthes, Anwalt für Markenrecht von der Kanzlei Allen Overy in Düsseldorf. „Aber ob das juristisch gesehen eine Markenverletzung ist, hängt nicht allein von optischen Gesichtspunkten ab. Da gibt es genau festgelegte Kriterien.“ Eine allererste Frage ist, ob die beiden Marken im geschäftlichen Verkehr, also unternehmerisch benutzt werden. Bei einer Partei ist das Kerngeschäft Politik, nicht Marktwirtschaft und Gewinnerzielung. Insofern gebe es mit dem Varieté keine Überschneidungen, so Matthes.

Außerdem komme es darauf an, ob die Marken in derselben Region aktiv sind. „Wenn das Theater GOP nur in Deutschland aktiv ist und die Grand Old Party ausschließlich in den USA, wird es schwer, darin einen Konflikt zu sehen“, meint der Markenrechtler. Ein weiteres wichtiges Kriterium: Werden die beiden Marken in derselben Branche benutzt, also für ähnliche Waren oder Dienstleistungen? „Man könnte zwar sagen, dass Donald Trump und das Varieté beide in gewisser Weise im Entertainment-Geschäft tätig sind“, so Matthes. Allerdings stehe das GOP-Logo für die Partei und nicht für die Person Donald Trump.


Auch das Woodstock-Festival fühlte sich imitiert

Auch kommt es darauf an, welches Logo zuerst entstanden ist und welcher Markenauftritt zuerst geschützt wurde. Das lässt sich laut Matthes manchmal gar nicht mehr so klar feststellen, wenn ein Logo im Laufe der Zeit modernisiert und in Details verändert wurde.

Der Anwalt erlebt es oft, dass ein Großunternehmen ein neues Logo oder eine neue Marke entwickelt und präsentiert, alle Autos umlackiert, Bürofassaden, Websites und Briefpapier geändert hat. Dann meldet sich plötzlich ein kleineres Unternehmen mit einem ähnlichen Logo. Doch wenn der Marketingzug erst einmal in Gang gesetzt sei, lasse er sich nur noch schwer stoppen. Häufig verhandelt man dann über eine sogenannte Koexistenzvereinbarung, die regelt, wer in welchem Markt mit der Marke tätig sein darf. Derjenige mit dem älteren Logo lässt sich die Zustimmung zu solch einer Vereinbarung in der Regel gut bezahlen, weiß Matthes.

„Manchmal entstehen auch Konflikte zwischen ähnlichen Logos, weil sich Branchen über die Jahre stark verändern“, beobachtet der Markenrechtsanwalt. Die Computerfirma Apple etwa hatte ein ähnliches Logo (einen angebissenen Apfel) wie die britische Plattenfirma der Beatles, Apple Corps (Granny-Smith-Apfel).

Weil die beiden ursprünglich in völlig getrennten Welten agierten – Musik und Computer – gab es anfangs keine großen Konflikte. Doch dann begann der Apple-Computer, Töne zu erzeugen, später sogar Musikstücke wiederzugeben. Und schließlich startete Apple den iPod und den Streamingdienst iTunes. „Es folgten jeweils intensive Rechtsstreitigkeiten“, so Matthes. 2007 einigten sich die Streitparteien. Apple übernahm die Markenrechte von den Briten, die ihr Logo weiter in Lizenz verwenden dürfen. Über die Konditionen herrscht Stillschweigen.

Die Grand Old Party ist nicht das erste Mal Vorwürfen ausgesetzt, ein Logo mit auffälliger Ähnlichkeit entwickelt zu haben. Das Logo des Nominierungsparteitags 2016 erinnert frappierend an das Plakat des legendären Woodstock Festivals von 1969. Das findet zumindest Woodstock Ventures, die Organisation hinter dem Hippie-Event. Woodstock warb damals mit einer Friedenstaube, die auf einem Gitarrengriffbrett sitzt. Auf dem Logo des Parteikongress‘ spaziert zwar keine Taube, aber der republikanische Elefant auf einem Gitarrenbrett entlang.

Joel Rosenman, Mitgründer von Woodstock Ventures, plant zwar keine rechtliche Schritte, wie er im Juli in der „Huffington Post“ versicherte. Aber augenzwinkernd schlägt er vor, die Republikaner sollten mit dem Logo doch auch einige der Woodstock-Werte übernehmen.

Auch der Chef des GOP-Varietés plant nach rechtlicher Prüfung keine juristischen Schritte gegen die Republikanische Partei - obwohl er deren Werte alles andere als teilt. Einen Imageschaden durch eine Verwechslung hält er letztlich für unwahrscheinlich. Hubertus Grote: „Da die Republikanische Partei mit dem Kürzel GOP in Deutschland eigentlich gar nicht bekannt ist und da es sich auch um unterschiedliche Branchen handelt, werden wir nicht aktiv.“

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