Handwerk Die Pleite-Gefahr bleibt

Dem Handwerk geht es gut, die Stimmung ist noch besser. Viele Handwerker erwarten einen höhere Umsätze, Kredite gibt es einfach wie nie. Doch die Gefahr einer Insolvenz bleibt – besonders bei einer Gruppe.

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68,4 Prozent der Handwerksunternehmen beurteilen die Geschäftslage gut bis sehr gut. Quelle: dpa

München Die Auftragsbücher sind voll, die Dienstleister gut beschäftigt: Die Aussichten für das Handwerk sind rosig. Der Inkassodienstleister Creditreform hat in einer repräsentativen Befragung unter 1251 Handwerksunternehmen in Deutschland die Wirtschaftslage und Finanzierung abgefragt: Das Ergebnis: Die Stimmung ist positiv – und das liegt vor allem an der guten konjunkturellen Lage, die sich direkt auf das Handwerk auswirkt.

68,4 Prozent der befragten Unternehmen beurteilen die Geschäftslage gut bis sehr gut. Im Vorjahr waren es 66 Prozent. 33,5 Prozent der Betriebe melden gestiegene Umsätze, 54 Prozent immerhin stabile. Besonders personenbezogene Dienstleister wie Friseure oder Schneider spüren den Effekt: 42,3 Prozent der Unternehmen melden mehr Umsatz. Rund 36,4 Prozent erwarten bis zum Herbst steigende Umsätze, 56,5 Prozent immerhin gleichbleibende.

Das hat Auswirkungen auf den Preis. Rund 51 Prozent der befragten Unternehmen prognostizieren einen steigenden Angebotspreis. Teurer könnten so Leistungen im Bauhauptgewerbe werden.

Rund eine Millionen Handwerksbetriebe gab es laut Statistik des Zentralverbands des Deutschen Handwerks 2015. Rund 5,36 Millionen Menschen arbeiten deutschlandweit im Handwerk. Insgesamt machten die Handwerksbetriebe rund 544 Milliarden Euro Umsatz.

Im Handwerk finden sich so unterschiedliche Gruppen wieder wie beispielsweise das Ausbaugewerbe, also Klempner oder Maler, die mit insgesamt 39 Prozent den größten Anteil an den Handwerksbetrieben ausmacht, gefolgt von Dienstleistern (Friseure, Schneider, Schuh- und Uhrmacher) mit 23,1 Prozent sowie dem Bauhauptgewerbe mit 19 Prozent (Dachdecker, Zimmerer, Gerüstbauer). Auch Gesundheits-, Kraftfahrzeug- oder Nahrungsmittelgewerbe zählen zum Handwerk.

Die Stimmung ist also rundum gut – wäre da nicht das Problem mit den Insolvenzen. Denn die sind nach wie vor hoch im Handwerk – vor allem im Bauhauptgewerbe. 4560 Pleiten wurden 2016 im Handwerk gezählt. Das waren zwar 6,4 Prozent oder 310 Fälle weniger als noch im Vorjahr. Doch rund ein Viertel aller Pleiten in Deutschland (21.700) verzeichnete das Handwerk.

Zwar gingen die Insolvenzen in allen Bereichen des Handwerks zurück. Doch vor allem im Bauhauptgewerbe ist die Lage immer noch prekär - genauso wie im Ausbauhandwerk. 24,9 beziehungsweise 35,7 Prozent aller Pleiten im Handwerk verzeichneten diese Gruppe.

Auch in Sachen Geld zeigt sich ein unterschiedliches Bild: Die Anzahl der Betriebe mit einer Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent – also einer nur noch dürftigen Eigenkapitalfinanzierung - ist leicht gestiegen auf 32,4 Prozent. Der möglicher Grund: Die Fremdfinanzierung lohnt sich, denn die Zinsen sind niedrig und auch das Handwerk kommt leicht an Kredite.

Besonders im Nahrungsmittelgewerbe und im Kfz-Gewerbe ist die Entwicklung deutlich. Bei 35,3, (Vorjahr: 28,6) beziehungsweise 36,8 Prozent (32,8 Prozent) aller Betriebe in diesen Bereichen blieb die Eigenkapitalquote unter zehn Prozent. Das ist auch deshalb besorgniserregend, weil das billige Geld nicht unendlich zur Verfügung stehen wird. Wenn die Zinsen wieder anziehen, könnten Betriebe Liquiditätsprobleme bekommen.

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