Blockchain Mittelständler planen für die digitale Revolution

Das digitale Register Blockchain soll die IT-Infrastruktur der Unternehmen revolutionieren. Vor allem Finanzinstitute suchen nach Einsatzmöglichkeiten. Aber auch der deutsche Mittelstand hat die Revolution bereits gestartet, zeigt eine Umfrage.

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Bitcoin Quelle: REUTERS

Manche nennen sie nur noch das B-Wort, weil auf Konferenzen und Meetings ohnehin jeder sofort weiß, worum es geht. Denn seit rund zwei Jahren ist klar, dass sich mit dem digitalen Register Blockchain nicht nur die Transaktionen der Digitalwährung Bitcoin festhalten lassen. Dafür wurde sie ursprünglich erdacht.

Seitdem hat die Blockchain einen weltweiten Hype ausgelöst. Denn sie bietet eine dezentrale Datenbank, in die alle Teilnehmer vollständigen Einblick bekommen können, ohne dass einer etwas darin verändern kann, bevor ein Eintrag von allen anderen Teilnehmern verifiziert wird. Besonders sicher und zugleich transparent soll sie sein.

In Arbeitsgruppen haben sich deshalb die größten Unternehmen der Welt zusammengefunden, um zu prüfen, wie sie einen gemeinsamen Standard für eine neue Infrastruktur erarbeiten können, die auf der Blockchain basiert. Rund 70 Finanzinstitute arbeiten beispielsweise im R3CEV-Konsortium daran, einen Standard für ihre Branche zu setzen. Microsoft, Intel, BP und einige Banken haben sich wiederum gerade der Enterprise Ethereum Alliance angeschlossen. Aus dem deutschen Mittelstand hörte man bislang wenig, wenn es um den Einsatz der revolutionären Technologie ging.

Zu Unrecht, zeigt eine Umfrage von Eco, dem Verband der Internetwirtschaft, mit dem Marktforscher YouGov. Sie befragten im Internet 266 Entscheider aus mittelständischen Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern.

Knapp jeder zehnte Teilnehmer der Umfrage gab an, dass der Einsatz einer Blockchain im Unternehmen bereits konkret geplant sei. Drei Prozent der Befragten erklärten gar, bereits eine Blockchain im Unternehmen zu nutzen.

Ein bemerkenswertes Ergebnis, da bislang meist nur Prototypen zum Einsatz der Blockchain von Unternehmen entwickelt wurden, die Anwendungsmöglichkeiten ausloten sollen.

Die Deutsche Börse etwa arbeitet gemeinsam mit der Bundesbank an einem Prototyp, der Wertpapierübertragungen abwickeln kann, oder automatisiert Zinsen für ein Wertpapier ausschüttet.

Doch trotz der überraschenden Ergebnisse zur Anwendung der Blockchain in mittelständischen Unternehmen zeigt die Umfrage auch, dass die neue Technologie noch keineswegs auf der Agenda aller Betriebe angelangt ist. Zwei Drittel der Befragten gaben an, die Blockchain nicht zu kennen.

Entsprechend wenigen Teilnehmern war bewusst, dass die Blockchain neben dem Bitcoin auch in anderen Bereichen eingesetzt werden kann: Etwa Verträge automatisiert abzuwickeln und die Einhaltung der Konditionen zu überprüfen (Smart Contracts) oder Eigentums- und Urheberrechte oder Grundbucheinträge zu verwalten. In Schweden testet das Katasteramt Lantmäteriet den Einsatz der Blockchain bereits für die Übertragung der Rechte an Immobilien.

Damit solche Projekte auch im deutschen Mittelstand weitere Verbreitung finden, muss die Blockchain bestimmte Kriterien erfüllen, darin waren sich die befragten Entscheider einig. Sie muss Prozesse zunächst einmal sicherer machen. Und wenn möglich auch noch einfacher und günstiger.

Hohe Erwartungen an die Technologie. Dass die größten Banken, IT- und Industriekonzerne weltweit so intensiv daran forschen zeigt aber, dass sie sich womöglich erfüllen könnten. Das haben auch die ersten Mittelständler gemerkt und scheinen bereits ebenso fleißig an der Revolution zu arbeiten.

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