Ältere einbeziehen
Zu wenige Junge, zu viele Alte. Auf diese einfache Formel lässt sich der demografische Wandel reduzieren, der viele Unternehmen in ländlichen Regionen vor große Herausforderungen stellt. Doch warum nicht aus der Not eine Tugend machen?
Wie das geht, zeigt die ING-Diba. Die Bank setzt gezielt auf Menschen in der zweiten Lebenshälfte. „Ausbildung 50+“ heißt das Programm, das ursprünglich nur die Altersstruktur in den Teams durchmischen sollte. Doch 10 Jahre und 60 Senior-Azubis später freut sich das Unternehmen über so viel Weitsicht und hohe Bewerberzahlen.
Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages befand im vergangenen Sommer, dass 31 Prozent der Betriebe nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten. In den neuen Bundesländern waren es sogar 45 Prozent. „Es ist sinnvoll, ältere Arbeitnehmer im Unternehmen zu integrieren“, sagt René Bohn vom Verband Die Familienunternehmer. Schließlich hätten die 50-Jährigen ja noch gut 15 Jahre im Beruf vor sich. „Sie nicht zu beachten, wäre ein großer Fehler.“
Freiheit bieten
Bei Konzernen wie Google und 3M ist es längst Realität. Dort dürfen Mitarbeiter 20 (Google) beziehungsweise 15 Prozent (3M) der Arbeitszeit in eigene Projekte stecken, sofern sie ihre Vorgesetzten von der Idee überzeugen. So sind schon viele Innovationen entstanden, etwa Google Maps oder die selbstklebenden Post-its von 3M.
Klar, nicht jeder Chef kann auf wertvolle Arbeitszeit seiner Mitarbeiter verzichten. Aber auf der Suche nach spezialisierten Kräften müssen Unternehmen eben besondere Anreize setzen. „Strenge Vorgaben von oben nehmen Kreative als Einschränkung wahr. Sie brauchen Freiheiten“, sagt der Psychologe und Coach Roland Geschwill. Was ist besser: einem findigen Programmierer gelegentlich einen Tag für eigene Projekte freizugeben – oder ihn gar nicht erst ins Unternehmen zu bekommen?
Jobs für die Familie finden
In mehr als der Hälfte aller Familien mit minderjährigen Kindern arbeiten beide Elternteile. Die Zahl der Doppelverdiener steigt – und damit auch die Sorgen der Unternehmer. Denn es reicht nicht mehr, einem potenziellen Mitarbeiter ein gutes Angebot zu machen. Auch der Partner braucht oft eine Arbeitsstelle vor Ort, da Wochenendbeziehungen für viele nicht infrage kommen.
Darauf legen junge Arbeitnehmer bei der Wahl ihres Arbeitnehmers Wert
Das wünschen sich 11 % der jungen Arbeitnehmer.
17 % der Befragten legen Wert auf eine internationale Karriere.
Wichtiger als eine internationale Karriere ist laut der Umfrage von Universum eine Fachkarriere, die sich 19 % der jungen Arbeitnehmern wünschen.
Eigenständiges Arbeiten ist für 22 % der Befragten äußerst wichtig.
29 % der jungen Arbeitnehmer messen kreativer, unternehmerischer Arbeit einen hohen Stellenwert bei.
Verantwortung im Bereich der Human Resources ist 32 % der Befragten wichtig.
Nach einer intellektuellen Herausforderung streben 49 % der jungen Arbeitnehmer.
Für mehr als die Hälfte der Befragten ist Sicherheit im Job eine der obersten Prioritäten. 52 % der jungen Arbeitnehmer legen Wert darauf.
Die Ausgewogenheit von Freizeit und Arbeit steht mit 67 % an erster Stelle.
Eine Erfahrung, die auch der Autozulieferer Alfmeier aus dem bayrischen Treuchtlingen macht. „Je nach individueller Lebenssituation ist das für Bewerber entscheidend“, heißt es aus dem Unternehmen. Fragen die Kandidaten nach, hilft der Mittelständler gern. Diese Hilfe reicht von Hinweisen zu passenden Arbeitgebern in der Region über das Herstellen eines Kontakts bis hin zu einem Job bei Alfmeier selbst – wobei Letzteres bislang eher die Ausnahme ist.
Aktiv wirbt Alfmeier mit seiner Unterstützung nicht, anders ist es im 230 Kilometer entfernten Burladingen. Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp integriert die Familie seiner Mitarbeiter dort auf ganz eigene Weise. „Wenn ich mit den Eltern zufrieden bin“, sagt der Patriarch, „dann bin ich es auch mit den Kindern.“ Deshalb gibt es bei Trigema eine Arbeitsplatzgarantie für jene Mitarbeiterkinder, die direkt von der Schulbank an die Nähmaschine wechseln. Bis zu drei Generationen arbeiten in Burladingen unter einem Dach. „Die meisten leitenden Positionen sind bei Trigema von Mitarbeiterkindern besetzt“, sagt Grupp. Auch für seine Sekretärin gehört Trigema schon fast zur Familie. Ihr Vater war als Grupps persönlicher Fahrer angestellt – und ihre Großmutter als Näherin.