Globalisierung Brutale Konkurrenz in China

Mehr als 5000 deutsche Unternehmen sind heute in China aktiv, häufig nicht nur als Exporteure, sondern auch als Produzenten. Die meisten sind zufrieden, doch in jüngster Zeit erschwert Peking Ausländern den Markteintritt.

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Die größten deutschen Arbeitgeber in China
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Eine attraktive Lage ist der Nordosten Pekings sicherlich nicht. Vom nahe gelegenen Flughafen schallt ein beständiger Lärmpegel, in schnellem Takt donnern Flugzeuge über die Dächer. Links und rechts der staubigen Straßen gammeln graue Betongerippe, halb fertige Apartmenthäuser, die auf Käufer warten. Händler bieten Mopedreifen, Plastikschüsseln und Gartengeräte zum Verkauf an die wenigen Passanten.
Die Gegend wirkt trostlos, anders als die vibrierende Innenstadt mit ihren glitzernden Wolkenkratzern. Trotzdem haben sich in dieser Ödnis einige bekannte deutsche Unternehmen mit Fabriken und Büros niedergelassen, etwa der Logistikriese Schenker, der Medizintechnikhersteller Dräger und der Heizungsbauer Viessmann.

Deutsche Marken sind in China beliebt
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Satte Umsatzzuwächse

Torsten Dietze leitet hier die Chinaaktivitäten von Viessmann. „Über Hongkong haben wir 1997 den Weg nach China gesucht“, erinnert er sich. Das Familienunternehmen exportierte damals Heizungsboiler. Abnehmer waren Hotels und Restaurants, auch ein paar Textilhersteller.

Inzwischen produziert Viessmann in Peking und beschäftigt gut 100 Mitarbeiter in China. Vor allem die kleinen Gaswandgeräte zum Erhitzen von Wasser und zum
Heizungsbetrieb sorgen dank des langen Baubooms für satte Umsatzzuwächse. „Wir legen in China jedes Jahr um 50 Prozent zu“, sagt Dietze und lehnt sich zufrieden in seinem Stuhl zurück, „wir sind profitabel.“

Exportmarkt China

Den meisten der rund 5000 deutschen Unternehmen in China geht es ähnlich gut. Ob Chemiekonzerne, Autohersteller oder mittelständische Maschinenbauer – ihre
Umsätze wachsen im zweistelligen Prozentbereich. Als Ende 2008 infolge der Weltfinanzkrise bei vielen Unternehmen das Geschäft in Europa und den USA über Nacht einbrach, fing China zumindest einen Teil davon auf. Dank eines massiven Konjunkturprogramms wuchs die Wirtschaft des Riesenreichs mit Raten von zehn
Prozent. Vor allem deutsche Firmen haben von der Konjunkturspritze profitiert.

Nach einer Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Peking haben zwei Drittel aller befragten deutschen Betriebe ihren Umsatz in China im ersten
Halbjahr 2011 gesteigert. Und sie bleiben optimistisch: Bis 2015 will jedes zweite Unternehmen mehr investieren. In diesem Jahr, so eine Prognose des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), dürfte China erstmals Deutschlands wichtigster Exportmarkt außerhalb der EU werden und damit die USA ablösen.

Boomendes Riesenreich

VW in China Quelle: dpa

Waren und Dienstleistungen im Umfang von 85 Milliarden US-Dollar werden deutsche Firmen 2012 ins Reich der Mitte liefern, erwartet der DIHK. Autos, Autokomponenten und medizinisches Gerät, vor allem aber Großanlagen zur Energieerzeugung gehören zu den wichtigsten Produkten, die Deutschlands Unternehmen in das boomende Riesenreich liefern.

Doch deutsche Unternehmen nutzen es nicht nur als Absatzmarkt – sie produzieren auch in China. Mehr als 18 Milliarden US-Dollar haben die Deutschen hier bis heute in Fabrikanlagen, Lagerhäuser und Büros gesteckt. Sie fertigen hier nicht in erster Linie für den Weltmarkt, sondern für den chinesischen Markt

Deutsche Unternehmen in China

Lernen, wie die Verbraucher ticken

„Deutschlands Firmen haben China, anders als Koreaner oder Japaner, nie als verlängerte Werkbank betrachtet, sondern sie produzieren in China für die Chinesen“, sagt AHK-Geschäftsführerin Alexandra Voß.

Die Unternehmen mussten allerdings erst lernen, wie der chinesische Markt und seine Verbraucher ticken. Als der Heizungsbauer Viessmann 2001 seine Fabrik in Peking aufmachte, importierte er anfangs die Bausätze für die Gaswandgeräte nach China und baute sie hier zusammen. CKD, „Completely knocked down“, heißt das im Fachjargon. Doch das funktionierte nicht. „Man muss Produkte speziell für den chinesischen Konsumenten entwickeln und auch in China produzieren“, sagt
Geschäftsführer Dietze. „Die Chinesen wollen beispielsweise schicke, digitale Anzeigen auf ihren Geräten.“ Viessmann hat seine Lektion gelernt, heute unterhält das Unternehmen ein kleines Entwicklungsteam in China und kauft 95 Prozent der Komponenten vor Ort ein.

Wegbereiter VW

Vorreiter beim Chinatrip der deutschen Unternehmen war und ist Volkswagen. 1984 beauftragte der Vorstand in Wolfsburg den Manager Martin Posth damit, in China eine Autoproduktion hochzuziehen. In Shanghai fand Posth im staatlichen Autohersteller Shanghai Automotive (SAIC) den passenden Partner. Die Anfänge waren nicht leicht. In langen Nachtsitzungen lernten Posth und seine deutschen Kollegen die Besonderheiten der chinesischen Kultur kennen. Mit Erfolg: Heute ist Volkswagen mit einem Anteil von etwa 17 Prozent Marktführer und mit knapp 50.000 Mitarbeitern größter deutscher Arbeitgeber in China.

Das Gemeinschaftsunternehmen in Shanghai, das erste größere Joint Venture zwischen einem westlichen und einem chinesischen Unternehmen, sorgte dafür, dass zahlreiche deutsche Autozulieferer nach China nachkamen und hier fertigen – lange bevor sich die Konkurrenz aus Japan und Korea auf den Weg nach China machte,
darunter Bosch, der inzwischen drittgrößte deutsche Arbeitgebern im Reich der Mitte mit mehr als 20.000 Mitarbeitern.

Der größte Automarkt der Welt

Maschinenbau macht Kasse in China
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Heute ist China der größte Automarkt der Welt. Die deutschen Konzerne VW, BMW und Daimler machen hier glänzende Geschäfte. Mit den steigenden Einkommen können sich stets mehr Chinesen vor allem im Osten des Landes ein Auto leisten. Wie in Deutschland in den Sechziger- und Siebzigerjahren gilt der eigene Pkw als mit Abstand wichtigstes Statussymbol.

Volkswagen hat 2011 erneut einen Absatzrekord erzielt: 2,26 Millionen Fahrzeuge verkauften die Wolfsburger in China. Zwar erwartet Karl-Thomas Neumann, CEO bei VW in China, für die nahe Zukunft ein schwierigeres Umfeld aufgrund der etwas nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik. Dennoch will der Konzern rund 14 Milliarden Euro bis 2016 in China investieren, vor allem im Westen des Landes. Sogar tief im Nordwesten, in der Uigurenprovinz Xinjiang, will VW demnächst Autos bauen.

Grafik Deutsche Exporte nach China

Am liebsten die importierte S-Klasse

Auch Konkurrent Daimler profitiert vom Chinaboom. Mit 9000 Beschäftigten sind die Stuttgarter hier der achtgrößte deutsche Arbeitgeber. Um 35 Prozent steigerten sie 2011 ihren Absatz in China und verkauften hier fast 200.000 Autos. Der Renner bei den Chinesen ist allerdings die aus Deutschland importierte
S-Klasse. Gut 31.000 der teuren Karossen hat Daimler 2011 in China verkauft. Vor vier Jahren waren es gerade 12.000. Daimler importiert bislang 70 Prozent seiner in China verkauften Autos aus Deutschland. In Peking fertigt Mercedes lediglich die C- und die E-Klasse und seit einigen Monaten den GLK.

In Zukunft wollen die Schwaben ihre Produkte stärker dem chinesischen Markt anpassen und in China produzieren. Daimler hat bereits seit einem Jahr eine eigens
für den chinesischen Markt verlängerte E-Klasse im Angebot. Für die Zukunft peilt Daimler-Chef Dieter Zetsche einen Fertigungsanteil in China von 70 Prozent an.

Der gesamte Kuchen wächst

Dazu will er die Produktion weiterer Modelle nach China verlegen. In Daimler-Werken in Bremen und Rastatt geht schon die Angst um, Jobs könnten nach China
verlagert werden. Doch ist die Furcht in den meisten Fällen unbegründet. Für den überwiegenden Teil der deutschen Firmen ist das boomende Chinageschäft kein Nullsummenspiel. Die Umsätze verlagern sich nicht nach China; vielmehr wächst der gesamte Kuchen, und das solide Chinageschäft sichert am Ende oft Jobs in Deutschland, etwa in der Entwicklung oder in den Designabteilungen.

Das gilt auch für den Chemieriesen Bayer, der in China zwölf Fertigungsstätten betreibt und 11.000 Mitarbeiter beschäftigt. Mit rund drei Milliarden Euro erwirtschaftet er inzwischen neun Prozent seines Gesamtumsatzes in China. 2010 wuchs sein Geschäft hier um satte 40 Prozent. Vor allem die von Peking forcierte Modernisierung des Gesundheitswesens beschert Bayer glänzende Aussichten. „China hat große Probleme“, sagte Konzernchef Marijn Dekkers im vergangenen Jahr in Peking, „wir sind bereit, bei der Lösung zu helfen.“ Bis 2015 strebt Dekkers eine Verdopplung des Umsatzes auf dem inzwischen drittgrößten Pharmamarkt der Welt an. BASF, mit 7000 Beschäftigten zweitgrößter deutscher Chemiekonzern in China, korrigiert seine Prognosen für das Chinageschäft nach oben.

Das Gros sind Mittelständler

Ursprünglich hatte Vorstandschef Kurt Bock bis 2020 einen Asienumsatz von 20 Milliarden Euro angepeilt, davon etwa die Hälfte in China. Nun rechnet er mit einem Umsatz von 29 Milliarden Euro in Fernost, wovon China wieder rund 50 Prozent beisteuern soll. Das Reich der Mitte ist der drittgrößte Markt für BASF nach Deutschland und den USA. Die Kunden im Bausektor und in der Autoindustrie sorgen für Wachstum. 2010 erzielte der Konzern in China, Hongkong und Taiwan einen Umsatz von 5,8 Milliarden Euro.

Seit 1990 haben die Ludwigshafener 3,8 Milliarden Euro in China investiert. Es sind vor allem die großen Konzerne, die mit ihren Milliardeninvestitionen in China Schlagzeilen in der Presse machen und deren Bosse bei Staatsbesuchen in der Regierungsmaschine mitfliegen. Doch wie in Deutschland bilden auch in China Mittelständler das Gros der deutschen Unternehmen.

Zehn interessante Fakten über China
Täglicher Griff zur ZigaretteUngesunder Rekord: In jeder Sekunde werden 50.000 Zigaretten in China angezündet. Das berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Zahl der Raucher ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Inzwischen zünden sich 66 Prozent der männlichen Chinesen täglich mindestens eine Zigarette an. Bei den Frauen raucht nur jede Zwanzigste täglich. Quelle: rtr
Künstliche TannenbäumeKlar, China ist ein großes Land. Fast jeder fünfte Mensch lebt in dem Riesenreich, China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde. Doch in einigen Statistiken liegt das Land überproportional weit vorne. So ist das Riesenreich nicht nur der größte Textilproduzent, sondern auch weltweit führend in der Herstellung von künstlichen Tannenbäumen. 85 Prozent alle unechten Tannenbäume – so National Geographic – stammen aus China. Texte: Tim Rahmann Quelle: dpa
SchweinereichIn China leben nicht nur die meisten Menschen, sondern auch die meisten Schweine. 446,4 Millionen Eber und Säue lebten 2008 im Reich der Mitte, so die UN. Damit leben dort mehr Schweine als in den 43 nächst größten Ländern, gemessen an der Zahl der Tiere, zusammen. Zum Vergleich: In Deutschland werden aktuell rund 26,7 Millionen Schweine gehalten. Quelle: dpa
Geisterstädte im ganzen LandIn China wurde in den letzten Jahren massiv gebaut – auch in ländlichen Gegenden. Doch die Landflucht ließ vielerorts Geisterstädte entstehen. Mehr als 64 Millionen Wohneinheiten stehen im ganzen Land leer. Auch das größte Einkaufszentrum der Welt, … Quelle: dpa
McDonald’s allein auf weiter Flur… die "New South China Mall", hat reichlich Gewerbeflächen zu vermieten. 1500 Geschäfte finden dort Platz, 70.000 Käufer sollten täglich nach Dongguan pilgern. Doch die Realität sieht anders aus: 99 Prozent der Flächen sind unbenutzt, berichtete die britische Zeitung "Daily Mail". Nur ein paar Restaurants befinden sich in dem Gebäude, unter anderem Mc Donald’s. Quelle: AP
Bauboom geht weiterDennoch bauen die Chinesen fleißig weiter. Die Folge: Kein Land verbaut mehr Zement als China. 53 Prozent der weltweiten Nachfrage stammt aus dem Reich der Mitte, so Michael Pettis, China-Experte und Ökonom der Peking-Universität. Quelle: dpa
Barbie ist zu sexyWenn in China gerade nicht gebaut wird, werden in den zahlreichen Fabriken Güter produziert. Neben Textilien vor allem Spielwaren. Rennautos, Barbie-Puppen und Kuscheltiere: Fast 80 Prozent der deutschen Spielwaren stammen aus China. Vor Ort selbst sind Barbie-Puppen übrigens kein Verkaufsschlager. Für die Chinesen ist die kurvige Blondine zu sexy. Dort verkaufen sich vor allem niedliche Puppen. Quelle: AP

Schmales Budget

Sie kommen oft mit einem schmalen Investitionsbudget von ein paar Hunderttausend Euro und einer Handvoll Mitarbeitern. Aber meistens zahlt sich ihr Engagement schnell aus. Auch Dienstleister werden in China zunehmen aktiv. Das Architekturbüro KSP Engel aus Frankfurt beispielsweise hat in Peking die neue Staatsbibliothek und das Patentamt geplant. Drees & Sommer, ein Spezialist für die Überwachung von Bauprojekten, hat gerade Büros in der chinesischen Hauptstadt eröffnet.

Jörg Höhn begleitet solche Neuankömmlinge bei ihren ersten Schritten in China. Der Geschäftsführer des German Centre in Peking hat sein Büro im elften Stock des Landmark Tower. Auf 17 Etagen bietet Höhn deutschen Mittelständlern 9000 Quadratmeter Bürofläche, von Büros mit 25 Quadratmetern bis hin zu 800 Quadratmetern. Finanzier ist die Landesbank Baden Württemberg.

Coaching vom German Centre

Das Konzept funktioniert. „China ist ein sehr komplexer Markt“, sagt Höhn, „und gerade kleinere Unternehmen sind anfangs dankbar für Tipps, Beratung und halbwegs günstige Mieten.“ Rund 250 deutsche Unternehmen hat das German Centre bis heute in den chinesischen Markt begleitet. Der Maschinenbauer Gea aus München beispielsweise hat hier einst mit einem 30 Quadratmeter großen Büro angefangen.

Heute benötigt er 800 Quadratmeter. Die Büroflächen im Landmark Tower sind meist zu mehr als 90 Prozent belegt. Gut 100 Firmen betreut Höhn, jede vierte ist ein Maschinen- und Anlagenbauer. Die Mehrheit der deutschen Maschinenbauer produziert aber nicht in China, auch aus Angst vor Plagiaten. Sie exportieren lieber.

Roboter auf dem Vormarsch

Industrieroboter in China 2005 Quelle: AP

Dennoch gehen ihre Geschäfte gut. Anlagen im Wert von 15,5 Milliarden Euro haben deutsche Unternehmen 2011 nach China geliefert, ein Plus von 28 Prozent. Das Reich der Mitte ist der wichtigste Exportmarkt für die Hersteller aus Deutschland. Vor allem das Geschäft mit Industrierobotern boomt. In diesem Segment konnten die Deutschen ihren Absatz in China 2011 um 300 Prozent steigern. Grund: Quer durch alle Branchen rationalisieren die chinesischen Unternehmen ihre
Fertigung und setzen dabei auf Automatisierung.

Der taiwanische Hersteller Foxconn, der in China für Apple produziert, will in den nächsten Jahren rund eine Million Roboter für seine chinesischen Fabriken anschaffen. Auch der Autohersteller Chery will seine Fertigung automatisieren.

Wohnungsmodelle in China Quelle: dpa

Landmaschinen gefragt

Zusätzlich bescheren die Umwälzungen in der Landwirtschaft den deutschen Maschinenbauern steigende Umsätze. Nach wie vor strömen die Chinesen vom Land in die Städte und lassen ihre Äcker und Wiesen zurück. Diese werden nun zu größeren Höfen zusammengelegt und häufig von externen Dienstleistern bewirtschaftet, die dafür leistungsfähige Landmaschinen benötigen. Um 70 Prozent konnten deutsche Hersteller von Mähdreschern, Pflügen oder Kartoffelerntemaschinen ihren
Absatz in China 2011 steigern.

Noch sind die Auftragsbücher der deutschen Maschinenbauer gut gefüllt. Doch im laufenden Jahr wird die Dynamik nachlassen, erwartet Stephanie Heydolph,
Chinarepräsentantin des Verbands der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Dennoch dürfte der Absatz in China 2012 um 15 Prozent wachsen.

Mehr für den Endkunden

Auch beim Heizungsbauer Viessmann rechnet man mit einem schwächeren Geschäft im laufenden Jahr. Bisher bekam das Unternehmen einen Großteil seiner Aufträge von Bauträgern, die schon mal 4000 Wohnungen en bloc bauen, die alle ein Gaswandgerät brauchen. Mit dem derzeit stagnierenden Immobilienmarkt dürfte in diesem Segment die Nachfrage nachlassen. Viessmann will in China darum künftig mehr Geschäfte eröffnen, um direkt an den Endkunden zu verkaufen.

Einen Einbruch beim Chinageschäft erwartet niemand unter den Deutschen. Dazu wächst die Wirtschaft des Riesenreichs immer noch zu stark. Vorbei ist es jedoch
mit den hohen zweistelligen Wachstumsraten. „Das gibt den deutschen Firmen ein wenig Zeit, die Dinge zu sortieren, die während des ganz großen Booms liegen geblieben sind“, sagt Höhn vom German Centre.

Strukturelle Probleme in China

Patentanmeldungen in China
Chinesische Flagge Quelle: dpa
Sony-Gebäude Quelle: dpa
Amerikanische Flagge Quelle: dpa
Kia-Logo Quelle: Reuters
Ein Schild mit der Aufschrift "Patent" liegt auf mehreren Brokkoli Quelle: dpa
Produktionsband der Firma Heineken Quelle: Reuters
Eiffelturm

Mehr Kopfzerbrechen als die Konjunktur bereiten deutschen Unternehmen strukturelle Probleme. Seit Jahren schon klagen die Firmen über den Mangel an qualifiziertem Personal. Chinas Schulen und Universitäten bringen trotz teils weitreichender Reformen in den vergangenen Jahren viel zu wenige qualifizierte Absolventen hervor. „Vielen fehlt der Praxisbezug“, sagt Höhn. Außerdem mangelt es dem Nachwuchs an technischer Ausbildung und Fremdsprachenkenntnissen.

Steigende Arbeitskosten, die hohe Inflation und den Kostendruck durch chinesische Wettbewerber sehen deutsche Unternehmen in China derzeit als die größten
Hindernisse. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der Münchner Beratungsgesellschaft EAC International Consulting. „Kaum Auswirkungen hat dagegen der aufwertende Yuan“, sagt Christina Stercken, Partnerin bei EAC. Grund: Deutschlands Unternehmen in China fertigen für den lokalen Markt und exportieren kaum.

Ungleichbehandlung durch Behörden

Schwierigkeiten bereitet deutschen Firmen die Politik der chinesischen Regierung, die die eigenen Firmen schützen und fördern will. „Für Unternehmen, die an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, ist es nicht immer einfach“, sagt Daimler-China-CEO Ulrich Walker diplomatisch.

Jedes zweite deutsche Unternehmen klagt laut AHK-Umfrage über Ungleichbehandlung durch chinesische Behörden. Die verlangen im Gegenzug für Investitionsgenehmigungen immer unverblümter den Transfer von Technologie.

Forschung nicht auf breiter Front nach China verlegen

Der Technologieriese Siemens etwa betreibt, auch auf Druck der Regierung hin, 16 Forschungs- und Entwicklungszentren in China. Bei einigen Projekten hat das Unternehmen, das im Geschäftsjahr 2011 seinen Umsatz in China um 16 Prozent auf fast 6,4 Milliarden Euro steigern konnte, die Blaupausen gleich mitgeliefert.

So sind die Chinesen heute auch dank des Knowhow-Transfers aus München in der Lage, Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen. Um solch unfreiwilligem Technologietransfer vorzubeugen, warnt AHK-Geschäftsführerin Voß deutsche Firmen, die Forschung auf breiter Front nach China zu verlegen. „Die Anpassung der Produkte an den lokalen Markt ist sicherlich richtig“, so Voß, „aber wichtige Innovationen sollten außerhalb des Landes bleiben.“

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