Es war ein lockeres Gespräch, das die Welt von Kent Bridgewater änderte. Ein befreundeter Ingenieur erzählte dem damaligen Wirtschaftspsychologie-Studenten von einem Problem, auf das niemand in der deutschen Industrie eine passende Antwort hatte: die Reinigung von Förderketten.
Jede Fließband-Produktion basiert auf einem Fördersystem, das die Teile von Station zu Station bringt. Mit der Zeit verschmutzt die Förderkette – sei es durch Staub, Produktionsreste oder schlichtweg den Schmierstoff. Fällt der Schmutz auf das Bauteil, geht das zulasten der Qualität – bis hin zum Ausschuss. Tropft etwa in einer Industrie-Bäckerei oder Großschlachterei Schmieröl auf die Nahrung, ist das ein ernsthaftes Problem.
„Viele Firmen arbeiten noch heute nach dem Motto ‚Wo gehobelt wird, da fallen Späne‘“, sagt Bridgewater. Sprich: In regelmäßigen Abständen müssen die Förderketten zur Reinigung ausgebaut oder sogar komplett ersetzt werden, was jedes Mal Zeit und Geld kostet. „Es hat mich nicht losgelassen, dass Firmen dafür Geld ausgeben.“
Eine Idee war geboren.
Drei Jahre ist dieses Gespräch nun her. Heute hat Bridgewater die Lösung für das Problem: Mit einer neuen Maschine können die Förderketten im laufenden Betrieb gereinigt werden. Einen Prototyp des „B-Clean-System“ genannten Reinigungssystems gibt es schon, nächstes Jahr soll die Fertigung anlaufen.
Die wertvollsten Start-up-Branchen Europas
Start-ups machen alle etwas mit Internet und Apps? Tatsächlich sind Internet und Digitalisierung ein Nährboden für junge Unternehmen: Jeweils acht Prozent der wertvollsten europäischen Start-ups stammen aus den Branchen IT- und Softwareentwicklung, Online-Service-Portale sowie Consumer-Mobile und Web-Application.
Neun Prozent kommen aus der Medienbranche beziehungsweise der sogenannten Kreativwirtschaft.
Einen deutlich größeren Anteil haben jedoch die FinTechs. Ein Viertel der wertvollsten Start-ups bieten Finanzdienstleistungen an.
Der Löwenanteil entfällt jedoch auf den E-Commerce: 42 Prozent machen ihr Geld mit Online-Handel.
Doch von der Idee bis zum fertigen Produkt liegen viele Stolpersteine im Weg – manche davon betreffen fast jedes Start-up, andere liegen in den besonderen Anforderungen des Maschinenbaus. Von der Geschichte, aus der heute die Brige GmbH entstanden ist, können aber nicht nur Maschinenbauer etwas lernen.
Teil 1: Die Idee
Kurz nach jenem Gespräch ruft Bridgewater seinen Jugendfreund Sven Simeitis an. Die beiden sind in Frankfurt in derselben Straße aufgewachsen und kennen sich seit über 20 Jahren. Irgendwann haben sich die Wege getrennt, Kent hat einen Master in Wirtschaftspsychologie und im Einkauf einer Reederei und eines Tickethändlers gearbeitet. Sven hingegen zieht es in die Technik, nach dem Maschinenbau-Studium will er in Theoretischer Mechanik promovieren.
Warum die Deutschen gründen
43 Prozent der 5.508 Unternehmen, die in der Zeit von 2005 bis 2007 gegründet wurden, entstanden, weil die Gründer selbstbestimmt arbeiten wollten.
Eine konkrete Geschäftsidee umsetzen wollten 22,5 Prozent der von KfW und ZEW befragten Neugründer.
Die Gründung als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit liegt mit 12,8 Prozent auf Platz drei.
Für gut zehn Prozent gab es keine alternative Beschäftigung in einem Unternehmen.
8,5 Prozent sahen ihre Chance, eine Marktlücke auszunutzen.
Rund zwei Prozent sagten, ihr ehemaliger Arbeitgeber habe eine Gründung forciert.
Steuerliche Anreize waren für 1,5 Prozent ausschlaggebend.
„Kannst du eine solche Maschine bauen?“ Das war die einfache Frage von Bridgewater. Irgendwie ist auch Simeitis von der Idee seines Jungendfreunds fasziniert und macht sich an die Konstruktion.
Mit einer Art Hochdruck-Reiniger, der die Förderkette umschließt, sollen Öl und Schmutz entfernt werden. Aber: „Wasser auf Öl und Stahl ist jeweils keine gute Idee“, sagt Smeitis. „Deshalb war es eine große Herausforderung, einen gut funktionierenden Trockner zu entwickeln.“ Doch der Maschinenbau-Ingenieur gibt nicht auf – und findet schließlich eine Lösung.