Hannover Messe Alles für Obamas Sicherheit

Eine Messe im Ausnahmezustand: Die Industrieschau in Hannover steht in diesem Jahr ganz im Bann von US-Präsident Barack Obama. Aussteller und Anwohner müssen sich auf einen hohen Sicherheitsaufwand einstellen.

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Vor dem Besuch des US-Präsidenten Obama zur Hannover Messe gehen die Vorbereitungen in die heiße Phase. Quelle: dpa

Das Kanalsystem ist durchsucht, rund 2000 Kanaldeckel entlang der Fahrstrecke sind bereits versiegelt: In Hannover herrscht Sicherheitsstufe 1. „Wenn Obama kommt, sind die Sicherheitsvorkehrungen überall auf der Welt gleich hoch“, sagt Jochen Köckler, Vorstand der Deutschen Messe und für die Hannover Messe, die größte Industriemesse der Welt, organisatorisch verantwortlich.

Ihm ist in den vergangenen Jahren viel Politik-Prominenz begegnet: Der russische Präsident Wladimir Putin, Indiens Premier Narendra Modi oder der niederländische Regierungschef Mark Rutte haben schon zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Messe eröffnet. Aber US-Präsident Barack Obama stellt alles in den Schatten.

Die Polizei in Hannover hält sich mit konkreten Auskünften über die Zahl der eingesetzten Hundertschaften an Polizisten und Sicherheitsleuten zurück. Es dürfte aber der größte Einsatz der vergangenen Jahre sein: „Obama ist immerhin der am meisten gefährdete Mann der Welt“, sagte ein Sprecher.

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Die Abstimmung erfolgt zwischen dem amerikanischen Secret Service, dem Bundeskriminalamt und weiteren Stellen. Aus Sicherheitskreisen sickerte durch, dass mehrere Großraumtransporter Limousinen und zwei Kampfhelikopter in die niedersächsische Landeshauptstadt einfliegen. Wegen der unmittelbaren Nähe dürfte dabei der Fliegerhorst Wunstorf logistisch einbezogen werden.

Obamas Air Force One wird zwar erst am Sonntag erwartet. Bereits ab Samstag gilt aber in einem Umkreis von 100 Kilometern eine Flugverbotszone, von der nur der kommerzielle Flugverkehr auf den Flughäfen Hannover und Braunschweig ausgenommen ist. Als streng gesicherte Zonen gelten der Flughafenbereich, die Herrenhäuser Gärten, das Zooviertel mit dem Congress Centrum (HCC) und das Messegelände.

Die Entwicklung der Industrie

Die 1800 Anwohner rund um das HCC, in dem die Eröffnungsveranstaltung am Sonntagabend stattfinden wird, wurden schon vor einer Woche von der Polizei informiert, dass sie sich ab Samstagmorgen auf Fahrzeug-und Personenkontrollen einrichten müssen. In die eigene Wohnung zu gelangen, schafft nur, wer seinen Personalausweis samt Adresse mitführt. Papierkörbe werden noch abmontiert und geparkte Autos und Fahrräder entlang von Obamas Aufenthaltsorten abtransportiert.

Auch allzu neugierig auf den US-Präsidenten dürfen die Bewohner in der Sicherheitszone nicht sein. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Sicherheitskräfte während des Besuchs des US-Präsidenten besonders aufmerksam agieren“, heißt es in dem Schreiben der Polizei. „Wir bitten Sie daher, sich in den Zeiträumen, in denen sich die Kolonnen der Staatsgäste im Bereich des HCC einfinden und wieder abfahren, von ihren Fenstern fernzuhalten, um möglichen Irritationen vorzubeugen."

Welchen Stand besuchen Obama und Merkel?


Die Nervosität der Behörden ist verständlich: Schließlich gilt es nicht nur Obama zu schützen sondern auch eine ganze Reihe anderer Spitzenpolitiker. Die Halle selbst wird mit 3000 Menschen bis auf den letzten Platz gefüllt sein. „Es hatten sich noch viel mehr angemeldet“, sagt Köckler. „Ein US-Präsident hat eben eine ganz andere Wahrnehmung – jeder kennt ihn.“ So dürfen Aussteller, die das Gros der Gäste am Eröffnungsabend stellen, diesmal nur drei statt ansonsten fünf Personen mitbringen. Alle müssen sich jedoch besonderen Sicherheitsmaßnahmen unterziehen. „Das ist vergleichbar wie im Flughafen“, beruhigt Köckler. Es wird also Identitäts- und Gepäckkontrollen geben sowie eine Sicherheitsschleuse.

Das sind Deutschlands erfolgreichste Mittelständler
Platz 20: Schöck AGUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 119,0 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 14,1 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 13,3 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 33,1 ProzentDie Unternehmensberatung Munich Strategy Group (MSG) hat die Mittelständler mit dem größten Wachstum bei Umsatz und Erträgen in den letzten fünf Jahren gekürt. Die Top 20 eröffnet die Schöck Aktiengesellschaft aus Baden-Baden, einem Spezialisten für Fertigbauteile zur Wärme- und Lärmdämmung für Tritte.Quelle: Munich Strategy Group: "TOP 100 Ranking des Mittelstands 2015 - Deutschlands Wachstums-und Ertragsstars" Für ihr jährliches Unternehmensranking hat die Unternehmensberatung MGS rund 3.500 Mittelständler mit Umsätzen von 15 bis 600 Millionen Euro analysiert, um daraus die wachstums- und ertragsstärksten Unternehmen herauszufiltern.Das Ranking ergibt sich aus einem Score, der sich aus durchschnittlicher Ertragsquote, durchschnittlichem Ertragswachstum und durchschnittlichem Umsatzwachstum im Zeitraum 2010 bis 2014 ergibt. Ertragsquote und -wachstum fließen mit je 25 Prozent in den Gesamtscore ein, das Umsatzwachstum wird mit 50 Prozent gewichtet. Quelle: Presse
Platz 19: HeinzmannUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 72,8 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 16,1 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 10,8 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 36,1 ProzentHeinzmann baut, entwickelt und betreut Verbrennungsmotoren, Generatoren und Turbinen, die etwa in Lokomotiven und Schiffen eingesetzt werden.  Quelle: Screenshot
Platz 18: Vemag Maschinenbau GmbHUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 86,5 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 15,2 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 12,6 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 33,1 ProzentDie Vemag Maschinenbau GmbH stellt Maschinen und Geräte für die Nahrungsmittelindustrie her. Dazu zählen Würstchenfüller und Teigportionierer. Einen Schwerpunkt bildet hier die Entwicklung eines Convenience Systems, das dem Anwender ein flexibles System zum Portionieren und Formen von Produkten bietet. Quelle: Presse
Platz 17: Wenglor Sensoric GmbHUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 55,9 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 15,8 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 12,6 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 43,9 ProzentWenglor entwickelt, produziert und vertreibt seit 30 Jahren Produkte zur berührungslosen Objekterkennung. Das Produktspektrum umfasst Sensoren, Bildverarbeitungsprodukten, Barcode-Scanner und Sicherheitstechnik. Zu den Kunden zählen kleine und mittelständische Unternehmen wie auch internationale Industriekonzerne. Quelle: Presse
Platz 16: DeloUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 57,9 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 20,0 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 15,4 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 21,7 ProzentDas Unternehmen aus Windach bei München ist mit Spezialklebstoffen erfolgreich. So hat Delo etwa ein Verfahren entwickelt, um RFID-Chips zu verkleben. Die elektrischen Signale werden dabei zuverlässig weitergeleitet. Quelle: Presse
Platz 15: HAZET-WERKUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 79,0 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 12,8 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 13,0 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 178,6 ProzentDie Hazet-Werk Hermann Zerver GmbH & Co. KG ist ein deutscher Werkzeughersteller mit Sitz in Remscheid. Der Markenname Hazet steht verkürzt für die Anfangsbuchstaben Ha und Zett des Namens des Gründers Hermann Zerver.
Platz 14: Getriebebau NordUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 460,0 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 15,4 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 11,6 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 80,2 ProzentDie Getriebebau Nord ist einer der größten Getriebemotoren-Hersteller der Welt. Das Unternehmen ist international für seine mechanische und elektronische Antriebstechnik bekannt. Quelle: Presse

Auch Aussteller und Besucher der Messe werden die Besonderheit des Obama-Besuchs zu spüren bekommen. Schon ab Sonntagfrüh werden die Hallen 3, 9 und 11, die Obama zusammen mit Kanzlerin Merkel am Montagmorgen besuchen wird, für alle aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt. Erstmals gibt es auch vor diesen Hallen eine Sicherheitsschleuse, die alle passieren müssen, die während des Rundgangs in die Hallen wollen.

Welchen Messestand Obama und Merkel besuchen werden, wird derzeit noch verhandelt. Wegen der großen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hatten sich hier viel mehr Unternehmen beim Bundeskanzleramt beworben als in den Vorjahren. Als sicher gilt, dass beide den Gemeinschaftsstand der USA in der Halle 3 besuchen werden.

Nach dem Obama-Besuch am Montagvormittag kehrt dann aber auch schnell wieder die übliche Messeroutine ein: Die Torbögen zum Aufspüren von gefährlichen Gegenständen vor den drei Hallen werden wieder abgebaut, anschließend kann auch jeder ohne Lichtbildausweis von Messestand zu Messestand wandern und sich den Neuerungen rund um die Digitalisierung der Industrie zuwenden. „Ab zehn Uhr ist dann wieder ganz normaler Messebetrieb“, sagt Köckler – mit einer leichten Spur der Erleichterung. Dann ist auch für ihn die stressigste Phase der Hannover Messe erst einmal vorbei.

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