Hannover Messe Woran TTIP noch scheitern könnte

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Zertifizierungskosten halten vom Markteintritt ab

Die Industrie indessen wartet weiter auf eine Ratifizierung des Abkommens. Doch auch die Unternehmen wollen – trotz der grundsätzlichen Zustimmung – erst einige Punkte geklärt wissen. Etwa bei den Standards und Normen. „Wir müssen die amerikanische und deutsche Denkweise zusammenbringen“, sagt Rainer Hundsdörfer, Chef des Elektromotoren- und Ventilatorenherstellers ebmpapst aus Mulfingen. „Die Physik ist auf beiden Seiten des Atlantiks gleich, die Normen sind es aber leider nicht.“ Ein Beispiel: In Europa wird die Brennbarkeit von Materialien mit einem Glühdraht gemessen (EN60335-1), in den USA (nach UL1004-1) mit einer offenen Flamme.

Oder bestimmte Motor-Sicherungen in Haushaltsgeräten: sie werden in Europa geprüft, in den USA sind noch nicht einmal Sicherungen vorgeschrieben. Komponenten müssen teils doppelt gefertigt, Bedienungsanleitungen angepasst werden. Es bestehen oft keine einheitlichen Regelungen, was direkte Auswirkungen auf die Unternehmen hat: Die Zertifizierungskosten sind für deutsche Unternehmen in den USA enorm.

Das sind Deutschlands erfolgreichste Mittelständler
Platz 20: Schöck AGUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 119,0 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 14,1 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 13,3 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 33,1 ProzentDie Unternehmensberatung Munich Strategy Group (MSG) hat die Mittelständler mit dem größten Wachstum bei Umsatz und Erträgen in den letzten fünf Jahren gekürt. Die Top 20 eröffnet die Schöck Aktiengesellschaft aus Baden-Baden, einem Spezialisten für Fertigbauteile zur Wärme- und Lärmdämmung für Tritte.Quelle: Munich Strategy Group: "TOP 100 Ranking des Mittelstands 2015 - Deutschlands Wachstums-und Ertragsstars" Für ihr jährliches Unternehmensranking hat die Unternehmensberatung MGS rund 3.500 Mittelständler mit Umsätzen von 15 bis 600 Millionen Euro analysiert, um daraus die wachstums- und ertragsstärksten Unternehmen herauszufiltern.Das Ranking ergibt sich aus einem Score, der sich aus durchschnittlicher Ertragsquote, durchschnittlichem Ertragswachstum und durchschnittlichem Umsatzwachstum im Zeitraum 2010 bis 2014 ergibt. Ertragsquote und -wachstum fließen mit je 25 Prozent in den Gesamtscore ein, das Umsatzwachstum wird mit 50 Prozent gewichtet. Quelle: Presse
Platz 19: HeinzmannUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 72,8 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 16,1 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 10,8 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 36,1 ProzentHeinzmann baut, entwickelt und betreut Verbrennungsmotoren, Generatoren und Turbinen, die etwa in Lokomotiven und Schiffen eingesetzt werden.  Quelle: Screenshot
Platz 18: Vemag Maschinenbau GmbHUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 86,5 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 15,2 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 12,6 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 33,1 ProzentDie Vemag Maschinenbau GmbH stellt Maschinen und Geräte für die Nahrungsmittelindustrie her. Dazu zählen Würstchenfüller und Teigportionierer. Einen Schwerpunkt bildet hier die Entwicklung eines Convenience Systems, das dem Anwender ein flexibles System zum Portionieren und Formen von Produkten bietet. Quelle: Presse
Platz 17: Wenglor Sensoric GmbHUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 55,9 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 15,8 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 12,6 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 43,9 ProzentWenglor entwickelt, produziert und vertreibt seit 30 Jahren Produkte zur berührungslosen Objekterkennung. Das Produktspektrum umfasst Sensoren, Bildverarbeitungsprodukten, Barcode-Scanner und Sicherheitstechnik. Zu den Kunden zählen kleine und mittelständische Unternehmen wie auch internationale Industriekonzerne. Quelle: Presse
Platz 16: DeloUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 57,9 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 20,0 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 15,4 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 21,7 ProzentDas Unternehmen aus Windach bei München ist mit Spezialklebstoffen erfolgreich. So hat Delo etwa ein Verfahren entwickelt, um RFID-Chips zu verkleben. Die elektrischen Signale werden dabei zuverlässig weitergeleitet. Quelle: Presse
Platz 15: HAZET-WERKUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 79,0 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 12,8 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 13,0 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 178,6 ProzentDie Hazet-Werk Hermann Zerver GmbH & Co. KG ist ein deutscher Werkzeughersteller mit Sitz in Remscheid. Der Markenname Hazet steht verkürzt für die Anfangsbuchstaben Ha und Zett des Namens des Gründers Hermann Zerver.
Platz 14: Getriebebau NordUmsatz im Geschäftsjahr 2013/2014: 460,0 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2010 bis 2014: 15,4 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2010 bis 2014: 11,6 Prozentdurchschnittliches Ertragswachstum von 2010 bis 2014: 80,2 ProzentDie Getriebebau Nord ist einer der größten Getriebemotoren-Hersteller der Welt. Das Unternehmen ist international für seine mechanische und elektronische Antriebstechnik bekannt. Quelle: Presse

Fallen in Europa rund 8000 Euro für Zertifizierungen pro zehn Millionen Euro Umsatz an – obwohl mit VDE und CE zwei Normen eingehalten werden müssen –, sind es in den USA fast 45.000 Euro, rechnet Hundsdörfer vor. Die asiatischen Märkte liegen im Schnitt bei etwa 13.000 Euro. „Der bürokratische Aufwand ist enorm“, bestätigt Holger Paul, Sprecher des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). „In deutschen Unternehmen, die in den USA aktiv sind, ist einer von 500 Mitarbeitern einzig und allein mit der US-Bürokratie beschäftigt.“

Die hohen Zertifizierungskosten halten den ebmpapst-Chef davon ab, einige Produkte in den USA auf den Markt zu bringen. „Es gibt Produkte, die wir dort in kleinen Stückzahlen verkaufen könnten“, so Hundsdörfer. „Heute lohnt es sich aber wegen der enormen Kosten nicht. Einheitliche Standards durch TTIP können das ändern.“

Kritik der Umweltschützer an TTIP

Ähnlich sieht das ZVEI-Sprecher Thorsten Meier: „Die USA sind für die deutsche Industrie von überragender Bedeutung, stabile Handelsbeziehungen sind sehr wichtig“, sagt er. Immerhin hängt hierzulande jeder vierte Job vom Export ab. Allerdings sagt er auch: „Wir sind für TTIP, aber nicht um jeden Preis.“

Wichtig sind für den Elektrotechnik- und Elektronikverband „faire und gerechte Marktzugangsbedingungen“. Eine Mitgliederbefragung habe ergeben, dass die deutschen Unternehmen internationale Standards befürworten, im Zuge von TTIP aber keine voreilige Anerkennung bestehender Normen wollen – die Unterschiede sind doch sehr groß.

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