Joe Kaeser "Es bringt nichts, das Silicon Valley zu kopieren"

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„Jede der industriellen Revolutionen hat am Ende die Welt verbessert“

Aber was schlussfolgern Sie daraus?
Lassen Sie uns auf unsere jüngste Neugründung schauen: next 47. Das ist ein Unternehmen im Unternehmen, das wir vor einem Jahr aus der Taufe gehoben haben. Der Name ist vom Siemens-Gründungsjahr 1847 abgeleitet. Wir werden dort in den nächsten fünf Jahren eine Milliarde Euro investieren. next 47 soll Start-ups einladen, mit uns zu arbeiten. Haben die eine gute Idee, finanzieren wir sie und helfen ihnen, von den Vorteilen eines Konzerns zu profitieren. Das können aber auch eigene Mitarbeiter sein, die dort hineingehen und gute Ideen umsetzen dürfen … Und dann richtig reich werden können.

Die Industrie 4.0 hört nicht bei der Vernetzung von Produkten und Maschinen auf. Die digitale Zukunft unserer industriellen Wertschöpfung liegt in der Nutzung von Daten – dabei hat Deutschland gute Karten.

Da schreien die ja sicher geradezu nach …
Wir hören genau zu, welche Bedürfnisse ein Start-up hat, und versuchen, auf dieser Grundlage zu unterstützen. Es geht nicht darum, die Bedürfnisse von Siemens zu formulieren und diese dann mithilfe der Start-ups zu erfüllen.

Was sagen Ihre altgedienten Mitarbeiter dazu, dass die Kollegen in dieser neuen Einheit solche Freiheiten haben?
Jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, eine passende Idee bei next47 vorzustellen. Ist eine Idee gut, wird sie von next47 aufgenommen. Aus Siemensianern werden dann Gründer, mit einem Geschäftsplan und – mit etwas Glück – der Perspektive, Millionär zu werden.

Ohne Wachstum wird der Wandel nicht zu stemmen sein. Dabei hat die Techwirtschaft bisher wenig zum Produktivitätsfortschritt beigetragen. Wie soll sich das ändern?
Nehmen wir Industrie 4.0: Da haben wir ganz klare Produktivitätsfortschritte und Effizienzverbesserungen durch den Einsatz von Digitalisierung. Je weiter die vierte industrielle Revolution voranschreitet, desto mehr wird sich das auch in den volkswirtschaftlichen Kennziffern niederschlagen. Und was wäre denn die Alternative? Die Möglichkeiten, die IT bietet, um die Wertschöpfungskette effizienter zu machen, ungenutzt zu lassen? Dann kommt doch sofort eine andere Volkswirtschaft, um daraus einen Vorteil zu ziehen. Wenn wir da eine Lücke lassen, kommen andere, vielleicht aus China, um sie zu schließen. Jede der bisherigen drei sogenannten industriellen Revolutionen hat am Ende die Welt verbessert und den Menschen Wohlstand und Erleichterung gebracht. So wird es auch mit der vierten sein. Es wird aber auch mit gravierendem Wandel – und auch Umverteilung- verbunden sein.

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