Immerhin können wir solche Fragen diskutieren. Das menschliche Bewusstsein ist doch schon noch mal etwas Besonderes?
Ist es das? Sind sich Affen denn nicht ihrer selbst bewusst? Wenn sie sich im Spiegel sehen, reagieren sie, als wären sie es. Was die Menschheit auszeichnet, ist vor allem die Zivilisation mit ihrem externen Gedächtnis in Form von Schrift und Code und die unglaubliche Arbeitsteilung, die innerhalb weniger Jahrtausende zu gigantischen neuartigen Organismen, wie Firmen, Städten und Nationen führte, in denen jeder einzelne Mensch leicht ersetzbar ist.
Wo steckt nun das Bewusstsein in unseren technischen Systemen, die typischerweise aus zwei lernenden rekurrenten neuronalen Netzwerken bestehen? Das erste reagiert auf visuelle oder taktile Eingaben, denkt nach und wandelt dabei die Eingabeströme in Bewegungen und andere Aktionssequenzen.
Das zweite lernt permanent, Regelmäßigkeiten aufzuspüren in der wachsenden Geschichte wahrgenommener Aktionen und Konsequenzen, und vorherzusagen, was passiert. Dieses sogenannte Weltmodell ist ursprünglich dumm, so wie ein Baby auch nichts von der Welt weiß. Aber durch Regularitätsdetektion komprimiert es diese Geschichte immer besser und modelliert so das Wesen der Welt.
Das müssen Sie erklären.
Alles was häufig vorkommt, ob Bäume, Steine oder andere Tiere, verdient sich aus Effizienzgründen in diesem Weltmodell eine abstrakte prototypische Repräsentation in Form spezieller, häufig wiederverwendeter Neuronen. Als Akteur stets präsent ist dabei das Tierchen selbst. Daher ist es effizient, ein paar Neuronen zu verwenden, um auch das abstrakt zu kodieren. Und wenn immer diese Neuronenkollektion aktiv wird, ist sich das Tierchen seiner selbst bewusst, könnte man behaupten.
Wie Roboter sicherer werden sollen
Eine Sensorhaut spürt, wo und wie fest sie berührt wird und stoppt den Arm bei Gefahr. Oder der Roboter weicht aus.
Scharfe Ecken und Kanten sind tabu; Polster schützen vor blauen Flecken. Gelenke und Greifer haben einen Einklemmschutz.
Mikrofone belauschen die Umwelt. Registrieren sie Angstschreie, halten sie den Roboter blitzschnell an.
Kameras und Laserscanner beobachten das Arbeitsumfeld. Droht eine Kollision, kann der Roboter warnen oder stoppen.
Die Sinne des Roboters verraten ihm, wie er Gefahren bannen kann. Algorithmen kontrollieren jede Aktion.
Ingenieure bauen Korpus und Arme aus extrem leichten Materialien. So können die Leichtgewichte niemanden schwer verletzen.
Per Laserstrahl oder Ultraschall ortet der Roboter seine Position und erkennt, ob ihm Menschen in die Quere kommen.
Und genauso wollen Sie Computern ein Bewusstsein beibringen?
Popper sagte: Alles Leben ist Problemlösen. Bewusstsein ist meiner Ansicht nach überbewertet – ein Nebenprodukt des Problemlösens. In einem gewissen Sinne verfügen wir schon seit geraumer Zeit über rudimentäre „bewusste“ künstliche Problemlöser. Vor einem Vierteljahrhundert fing ich an, neugierige kleine Wissenschaftler zu bauen. Das oben erwähnte System der beiden neuronalen Netzwerke wird dabei motiviert, Experimente zu erfinden, die ihm beibringen, wie die Welt funktioniert.
Das erste Netz, der Steuermechanismus, wird dafür belohnt, dass es Aktionen ausführt, die zu Daten führen, die das Weltmodell verbessern, das sich auch auf ihn selbst bezieht (da steckt das „Bewusstsein“ drin). So kann ein Roboter beispielsweise lernen, dass er Radmotoren hat, und wie man sie steuert, ohne schmerzhaft anzuecken, so dass er später drei Mal am Tag zur Ladestation fahren kann, wenn sich der „Hunger“ meldet – also der Batteriestand zu niedrig wird.
Bis 2020 sollen Roboter fünf Millionen Jobs ersetzen. Stimmt also die Prognose?
Solche Vorhersagen gab es seit der industriellen Revolution immer wieder. Vieles was früher Menschen gemacht haben, erledigen heute Maschinen. Doch die Länder mit den meisten Robotern pro Einwohner wie Japan, Südkorea, Deutschland und die Schweiz haben niedrige Arbeitslosenquoten. Es ist immer leicht vorherzusagen, welche Jobs verloren gehen, aber schwer zu prognostizieren, welche neuen entstehen.
Hilfe, ein Roboter klaut meinen Job!
Dass die Zeichen der Zukunft auf digital stehen - geschenkt. Doch ein Journalist der britisch-amerikanischen Webseite Mashable hat darüber einen Artikel veröffentlicht, welche Jobs schon im nächsten Jahr von Robotern ersetzt werden könnten. Das Ergebnis ist überraschend: Ein Blick in die Gegenwart zeigt, dass die Zukunft oft schon da ist.
Sie heißen Scooba 230 oder Braava 380: Roboter, die selbstständig den Boden saugen oder wischen, gibt es schon seit ein paar Jahren. Aber bei aufwendigen Reinigungen, wie zum Beispiel das Entfernen von Bakterien und Keime, war der Mensch bislang unersetzbar. Doch das ändert sich zunehmend. In einem kalifornischen Krankenhaus ist bereits ein Putzroboter im Einsatz, der gezielt zur Bekämpfung von Keimen programmiert wurde. Mithilfe von UV-Licht befreit er das Hospital von Bakterien und Schimmel.
Ob E-Learning oder Moocs: Die größten Bildungstrends der letzten Jahre fanden nicht in den Klassenräumen statt, sondern im Internet. Doch dass der Beruf des Lehrers aussterben könnte – daran haben bislang nur die wenigsten gedacht. In einer Schule im US-amerikanischen Connecticut, lernen Kindern mit Robotern – und das sehr erfolgreich. Zwar kann der Roboter noch keinen Lehrer ersetzen, aber er bringt immerhin die Qualifizierung eines Lehr-Assistenten mit.
Der vierfache Weltfußballer Lionel Messi kann ihn nicht bezwingen. Drei Mal nimmt er Anlauf und schießt mit voller Wucht auf das Tor – doch der Torwart hält den Ball. Jedes Mal. Doch nicht Manuel Neuer, Iker Casillas oder Gianluigi Buffont bewachen das Netz, sondern ein sonderlich grinsender Roboter. Jetzt arbeiten japanische Wissenschaftler an einem Roboter, der neben dem Fangen auch Werfen, Rennen und sich richtig positionieren kann. Das wäre dann der erste Roboter, der in der Lage wäre, in einer Mannschaft mit anderen Menschen zu spielen.
Kranke zu pflegen kann nicht nur psychisch belastend sein, sondern auch körperlich. Etwa um den Patienten aufzuhelfen, sich umzudrehen oder umzubetten. In einem Krankenhaus in Singapur erledigt das nun ein Roboter. Das wohl intelligenteste Bett der Welt unterstützt den Patienten bei den Bewegungen und schätzt selbstständig die Geschwindigkeit ein.
Wer im US-amerikanischen San Jose den Orchard Supply Hardware Store betritt, wird von einer rollenden weißen Säule namens OSHbot begrüßt. Der Roboter hat ein kleines Display mit integrierter Kamera, in das die Kunden ihre Wünsche äußern können. Zum Beispiel, indem sie eine bestimmte Schraube vor die Kamera halten. OShbot identifiziert die Schraube und führt den Kunden dann direkt zum entsprechenden Regal. Auch über die Lagerbestände weiß er zu jeder Zeit Bescheid.
Ein Video von Oshbot: http://www.mercurynews.com/business/ci_26815593/robots-helping-customers-at-san-jose-orchard-supply
In einem Hotel in der US-amerikanischen Stadt Cupertino, mitten im Tech-Paradies Silicon Valley gelegen, begleitet ein Roboter namens SaviOne, die Gäste des Drei-Sterne-Hotels Aloft in ihre Zimmer. In diesem Jahr befand sich das Projekt noch in der Testphase, ab 2015 soll eine kleine Armee von Robotern die Gäste der Starwood-Hotelkette, zu der auch das Aloft gehört, glücklich machen.
Schauspieler müssen sich jede Rolle hart erkämpfen, bei so gut wie jedem Casting ist die Konkurrenz groß. Und künftig wird sie noch größer. In diesem Jahr wurde eine Rolle in der Theateraufführung von Franz Kafkas „Die Verwandlung“ von einem Roboter gespielt. Gregor Samsa, der sich eines Morgens in ein Ungeziefer verwandelt sieht, wacht in der neuen Interpretation als Roboter auf.
In einem Flugzeug ist schon viel automatisiert – doch so ganz ohne Piloten aus Fleisch und Blut ging es bislang nicht. Das will das Advance Institute of Science and Technology in Südkorea ändern. Pibot ist ein Roboter mit Armen, Beinen und einem Kopf. Und soll ein Flugzeug durch schwierige Manöver fliegen. Im nächsten Jahr wird das wahrscheinlich noch nicht möglich sein, zumindest nicht im normalen Passagierverkehr. Aber Pibots Zeit wird kommen, und wahrscheinlich schneller als heute gedacht.
Versuchen Sie es trotzdem?
Schauen Sie nach Südkorea, das am stärksten vernetzte Land der Erde. Dort gibt es Jobs, an die früher keiner dachte, wie professionelle Videospieler.
Selbstfahrende Autos machen also aus Taxi-Chauffeuren Profizocker?
Wohl nur in Ausnahmefällen. Viele Berufe werden jedoch ständiges Umlernen erfordern. Nicht nur in der Landwirtschaft, auch in Hospitälern wird mehr und mehr Arbeit von automatischen Systemen erledigt. Die Politik wird gezwungen sein, die Sozialsysteme anzupassen, damit vom maschinengetriebenen Reichtum nicht nur Wenige profitieren. Roboter oder deren Besitzer werden hinreichend Steuern zahlen müssen, sonst kommt es zur Revolution.