Auch mit Grenzebach-Geschäftsführer und Kuka-Aufsichtsratschef Minning meinte es Reuter offenbar gut. Dessen Sohn hatte 2013 gemeinsam mit einem Geschäftspartner die Roboterentwicklungsgesellschaft KBee AG gegründet. 2014 übernahm Kuka zunächst 45 Prozent und pumpte bis Ende 2015 rund sechs Millionen Euro in das Start-up. Einige Monate später veräußerte Kuka-Chef Reuter dann fünf Prozent der Anteile an Führungskräfte von Kuka und damit auch an sich selbst zum Einkaufspreis. Es besteht die Gefahr, dass er künftig als Kuka-Chef mit Geld des Unternehmens eine Firma unterstützt, an der er selbst beteiligt ist.
Aus dem Unternehmen heißt es dazu, die Kuka-Manager hätten die Möglichkeit bekommen sollen, an einem Start-up zu partizipieren. Das beinhalte ja nicht nur Chancen, sondern auch Risiken.
Seit Reuter nun nicht mehr den Grenzebachs, sondern drei anderen Großaktionären dient, ist die Situation für ihn deutlich kniffliger geworden. Denn jeder von ihnen hat andere Probleme und verfolgt unterschiedliche Interessen. Aus dem Umfeld von Voith etwa heißt es, der Papiermaschinenhersteller habe „großes Interesse an einer Zusammenarbeit“ mit Kuka, weil er gerne mehr Hightech hätte. Ein Viertel der Kuka-Aktien sollten nur der Anfang sein.
Doch aufzustocken wird nicht einfach. Denn weitere Aktienkäufe torpediert der chinesische Hausgerätehersteller Midea seit dem Sommer 2015, als er begann, fleißig Kuka-Aktien zu kaufen. Im Februar baute er seinen Anteil auf über zehn Prozent aus und trieb so den Kurs kräftig. Weitere Papiere zu kaufen würde für Voith nun deutlich teurer als womöglich ursprünglich geplant, möglicherweise sogar zu teuer. Der Maschinenbauer steckt seit Jahren in der Krise. Im vergangenen Jahr fiel ein Verlust von 93 Millionen Euro an, das Ergebnis aus dem operativen Geschäft ging um zwei Drittel auf 53 Millionen Euro zurück.
So muss sich Reuter mit einem Großaktionär herumschlagen, den ein Dilemma plagt. „Auf den 25 Prozent sitzen zu bleiben hat für Voith keinen Sinn“, sagt ein Voith-Kenner. „Die Beteiligung an Kuka kann Voith nur helfen, wenn sie auf über 50 Prozent gehen und Kuka in deren Bilanz aufgeht.“ Doch eigentlich hat das angeschlagene Unternehmen dafür kein Geld. Im Gegenzug bringt der 25-Prozent-Anteil Voith nur Nachteile. „Die Kuka-Aktie ist überbewertet“, so der Unternehmenskenner. „Fällt der Kurs, müsste Voith seinen Anteil wertberichtigen, und das kann das Unternehmen gar nicht gebrauchen.“
„Die Unsicherheit bereitet uns große Sorgen“, sagt ein Arbeitnehmervertreter von Kuka. „Die Stabilität, die uns Grenzebach bot, gibt es nicht mehr.“
Was planen die Chinesen?
Auch von Großaktionär Loh erhoffen sich die Mitarbeiter keine Rückkehr der verlorenen Stabilität. Denn Loh sei nicht nur ein ruppiger Unternehmer, der „Arbeitnehmerinteressen oft mit Füßen tritt und seit Jahren gegen den Einfluss von Gewerkschaften und Betriebsräten kämpft“, sagt ein Gewerkschafter. Ihn beunruhige auch, dass Loh in seinem größten Unternehmen Rittal „seit etwa zwei Jahren wirtschaftliche Probleme“ plagten. Loh will vier Rittal-Standorte in Hessen schließen.
Ungewiss sind auch die Pläne von Midea. Nach Angaben eines Kuka-Aufsichtsrats hat sich noch kein Vertreter des chinesischen Großaktionärs in Augsburg blicken lassen. Die Chinesen haben verlautbaren lassen, dass sie mit dem Zukauf weiterer Aktien auch einen Vertreter in den Kuka-Aufsichtsrat entsenden wollen.
Von Reuter selbst gibt es keine Klagen über die Zusammenarbeit mit den neuen Großaktionären. Ein Betriebsrat von Kuka fürchtet jedoch, dass Reuter seinen Posten über kurz oder lang räumt. Und auch ein Wegbegleiter glaubt, für Reuter hätten sich die Arbeitsbedingungen unter den neuen Aktionären erschwert. Kuka könne aktuell keine großen Sprünge machen, und auch der Aktienkurs werde wohl kaum weiter so stark steigen. Das könne mittelfristig Reuters persönliche Bilanz bei Kuka verhageln. „Aus Loyalität bleibt er sicher nicht“, so der Wegbegleiter, „er macht nur, was ihm nutzt.“