Heidelberger Druckmaschinen Heideldruck profitiert von vollen Auftragsbüchern

Die vergangenen Jahre waren keine guten für die Branche der Druckmaschinenbauer. Doch es geht wieder aufwärts - auch dank neuer Trends im Verpackungsdruck und beim Zukunftsthema „Print 4.0“.

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„Die Branche hat das Tal der Tränen durchschritten und kann vorsichtig optimistisch nach vorn blicken“, sagt Analyst Gordon Schönell. Quelle: dpa

Rote Zahlen, Stellenstreichungen, leere Auftragsbücher: Die Druckmaschinenbauer mussten jahrelang hart kämpfen. Dank Restrukturierungen, frischer Ideen und neuer Trends sieht es heute aber wieder besser aus.

„Die Branche hat das Tal der Tränen durchschritten und kann vorsichtig optimistisch nach vorn blicken“, sagt Analyst Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe. Dennoch: Ihre alte Größe werde sie wohl nicht wiedererlangen. „Da braucht man schon sehr viel Fantasie für.“

Der Vorstandschef des lange angeschlagenen Branchenriesen Heidelberger Druckmaschinen, Gerold Linzbach, räumt ein: „Die Druckbranche war seit jeher eine, mit der sich nicht leicht Geld verdienen ließ.“ Der Markt sei anspruchsvoll. Heideldruck hat sich in den vergangenen Jahren neu ausgerichtet - und von vielen Mitarbeitern verabschieden müssen.

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Der Konzern fuhr sein unbeständiges Neumaschinen-Geschäft zurück und baute den Bereich Services und Verbrauchsmaterialien aus. Damit sank die Abhängigkeit vom Markt.

Die Druckmaschinenbauer haben lange gebraucht, um sich nach der Finanzkrise mit ihrem Höhepunkt im globalen Rezessionsjahr 2009 wieder aufzurappeln. Bereits zuvor hatte Teilen der Branche der Einbruch des Zeitungsmarktes zu schaffen gemacht. Inzwischen sei die Nachfrage zwar bei weitem nicht so hoch wie vor der Krise, sagt Analyst Schönell - aber es werde besser.

Neue Trends fordern die Innovationskraft heraus. Angesagt sind laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) kleinere Auflagen, Individualisierung und Veredelung von Druckerzeugnissen. Dazu seien intelligent vernetzte Maschinen nötig, die sich nahtlos in die zunehmend digitalen Arbeitsprozesse der Anwender einfügten.

Die Computersteuerung und -vernetzung im Druck - das sogenannte Print 4.0 - erlaubt es den großen Herstellern, sich stärker als wichtiger Servicepartner zu positionieren. Linzbach nennt ein Beispiel: „Wir haben über 10.000 Druckmaschinen und 15.000 Softwaremodule an das System angeschlossen und können Kunden, die weniger effizient als andere Kunden drucken, sagen, wie sie diese Lücke schließen können.“

Dass es für die Branche wieder aufwärts geht, zeigte sich auf der weltweit führenden Druckmesse Drupa im Mai und Juni. Heideldruck blickt nach guten Verkäufen dort zuversichtlich aufs Gesamtjahr. Im ersten Geschäftsquartal 2016/17 (April bis Juni) war der Auftragseingang mit 804 Millionen Euro rund 100 Millionen Euro höher.

"Wenn mehr konsumiert wird, wird auch mehr gedruckt"

„Die hohe Akzeptanz am Markt stimmt uns sehr optimistisch“, erklärt Vorstandschef Linzbach bei der Zahlenvorlage am Mittwoch. In den Ergebnissen zeigen sich die Aufträge erst in den kommenden Monaten - noch steht im meist schwachen ersten Quartal unterm Strich ein Minus.

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Auch der zweite große Druckmaschinenbauer Koenig & Bauer (KBA) mit Sitz in Würzburg zieht nach der Messe eine positive Bilanz: „Man hat an der Stimmung der Aussteller und Besucher gemerkt, dass diese Flaute vorüber ist. Die Firmen haben ihre Hausaufgaben gemacht.“

KBA hatte 2015 dank eines Konzernumbaus und der stärkeren Ausrichtung auf das Geschäft mit Verpackungsdruckmaschinen die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Zur Neuorientierung heißt es: „Wir waren stark vom medienaffinen Printmarkt abhängig - da haben wir die Kapazitäten an einen deutlich geringeren Marktumfang angepasst.“

Der Verpackungsdruck ist vor allem wegen der steigenden Nachfrage in aufstrebenden Schwellenländern ein Zugpferd. „Wenn mehr konsumiert wird, wird auch mehr gedruckt“, erklärt Wilhelm Zacharias vom Bundesverband Druck und Medien.

Beim Trend in Richtung individuellere und ausgefallene Verpackungen komme zudem der Digitaldruck ins Spiel. Er erlaube es, Inhalte ohne Druckplatten auf diverse Materialien zu übertragen. Die Branche schwärmt von Druck auf Glas, Stoff, Holz oder Keramik. „Der Digitaldruck macht es möglich, jede Verpackung individuell zu gestalten - zum Beispiel mit einem anderen Namen oder unterschiedlichen Smileys“, sagt Zacharias.

Auch Heideldruck sieht die Digitalsparte heute als Wachstumstreiber mit guten Zukunftschancen. 2004 hatte sich der Konzern aus diesem Geschäftsfeld zunächst zurückgezogen. „Für den Trend hin zu kleineren, individualisierten Auflagen brauchen unsere Kunden Digitaldruckmaschinen“, sagt Linzbach. Er sieht auch beim Druck auf mehrdimensionale Gegenstände - von Fußbällen bis zu Autos und Flugzeugen - großes Marktpotenzial: „Die Drucktechniken und -produkte, die heute für solche Anwendungen eingesetzt werden, haben einen Gesamtwert von circa 20 Milliarden Euro.“

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