Rote Zahlen, Stellenstreichungen, leere Auftragsbücher: Die Druckmaschinenbauer mussten jahrelang hart kämpfen. Dank Restrukturierungen, frischer Ideen und neuer Trends sieht es heute aber wieder besser aus.
„Die Branche hat das Tal der Tränen durchschritten und kann vorsichtig optimistisch nach vorn blicken“, sagt Analyst Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe. Dennoch: Ihre alte Größe werde sie wohl nicht wiedererlangen. „Da braucht man schon sehr viel Fantasie für.“
Der Vorstandschef des lange angeschlagenen Branchenriesen Heidelberger Druckmaschinen, Gerold Linzbach, räumt ein: „Die Druckbranche war seit jeher eine, mit der sich nicht leicht Geld verdienen ließ.“ Der Markt sei anspruchsvoll. Heideldruck hat sich in den vergangenen Jahren neu ausgerichtet - und von vielen Mitarbeitern verabschieden müssen.
Die drei häufigsten Fehler bei Veränderungen
Wer seine Angestellten nicht vergraulen will, darf keinesfalls autokratische Befehle erteilen oder den Eindruck erwecken, dass die oberste Führungsetage alle Veränderungen von oben herab diktiert. Führungskräfte sollen zwar das Ziel vorgeben. Doch am Weg dorthin muss die Belegschaft mitwirken.
Zu viel Basisdemokratie führt zu Aufschieberitis, Planlosigkeit und Verwirrung. Ob eine geplante Veränderung überhaupt sinnvoll ist, sollte zwar unbedingt geklärt werden – bevor konkrete Schritte überlegt werden. Doch diese Entscheidung sollte keinesfalls im Kreis der Mitarbeiter erörtert werden. Wer den Sumpf trockenlegen will, fragt besser nicht die Frösche.
Gut gemeint, schlecht gemacht: Wer zu schnell zu viel verändern will, erregt Widerstand. Nicht aus Bösartigkeit, sondern oft aus Gewohnheit. Umso wichtiger, dass Manager die Angestellten nicht überfordern – und immer wieder mantraartig klarmachen, warum die Veränderung alternativlos ist.
Der Konzern fuhr sein unbeständiges Neumaschinen-Geschäft zurück und baute den Bereich Services und Verbrauchsmaterialien aus. Damit sank die Abhängigkeit vom Markt.
Die Druckmaschinenbauer haben lange gebraucht, um sich nach der Finanzkrise mit ihrem Höhepunkt im globalen Rezessionsjahr 2009 wieder aufzurappeln. Bereits zuvor hatte Teilen der Branche der Einbruch des Zeitungsmarktes zu schaffen gemacht. Inzwischen sei die Nachfrage zwar bei weitem nicht so hoch wie vor der Krise, sagt Analyst Schönell - aber es werde besser.
Neue Trends fordern die Innovationskraft heraus. Angesagt sind laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) kleinere Auflagen, Individualisierung und Veredelung von Druckerzeugnissen. Dazu seien intelligent vernetzte Maschinen nötig, die sich nahtlos in die zunehmend digitalen Arbeitsprozesse der Anwender einfügten.
Die Computersteuerung und -vernetzung im Druck - das sogenannte Print 4.0 - erlaubt es den großen Herstellern, sich stärker als wichtiger Servicepartner zu positionieren. Linzbach nennt ein Beispiel: „Wir haben über 10.000 Druckmaschinen und 15.000 Softwaremodule an das System angeschlossen und können Kunden, die weniger effizient als andere Kunden drucken, sagen, wie sie diese Lücke schließen können.“
Dass es für die Branche wieder aufwärts geht, zeigte sich auf der weltweit führenden Druckmesse Drupa im Mai und Juni. Heideldruck blickt nach guten Verkäufen dort zuversichtlich aufs Gesamtjahr. Im ersten Geschäftsquartal 2016/17 (April bis Juni) war der Auftragseingang mit 804 Millionen Euro rund 100 Millionen Euro höher.