Hotelportal Trivago will die Umsatz-Milliarde knacken

Das erste Mal seit dem Börsengang hat Trivago Zahlen vorgelegt. Das Düsseldorfer Hotelportal hat 2016 beim Umsatz stark zugelegt, obwohl unterm Strich ein Verlust bleibt. 2017 soll die Umsatz-Milliarde geknackt werden.

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Malte Siewert, Rolf Schrömgens und Peter Vinnemeier (v.l.n.r.) freuen sich über den Börsengang ihres Hotelsuchportals an der Nasdaq Mitte Dezember. Nach holprigem Start ist der Aktienkurs von Trivago gestiegen – auch dank guter Jahreszahlen. Quelle: Reuters

Düsseldorf Die Hotelsuchmaschine Trivago profitiert weiter vom weltweiten Trend zur Onlinebuchung. In 55 Ländern betreiben die Düsseldorfer Webseiten, die Hotelpreise vergleichen und Nutzer an Buchungsportale weiterleiten. Der Umsatz von Trivago stieg im Gesamtjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 53 Prozent auf 754,2 Millionen Euro. „Nach elf Jahren ist so ein kräftiges Wachstum nicht mehr selbstverständlich“, sagte Trivago-Chef Rolf Schrömgens dem Handelsblatt. Er hatte das Start-up 2005 mit seinen Studienfreunden Peter Vinnemeier und Malte Siewert in Düsseldorf gegründet.

Heute beschäftigt das Hotelportal rund 1.200 Mitarbeiter, zum Jahresende dürften es knapp 2.000 sein. In diesem Jahr will Trivago die Umsatz-Milliarde knacken. „Für 2017 peilen wir ein Umsatzwachstum von etwa 45 Prozent an. Zudem wollen wir langsam profitabler werden.“

Trivago konnte 2016 einen Betriebsverlust (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, bereinigtes Ebitda) von 1,1 Millionen Euro in einen Überschuss in Höhe von 28,2 Millionen Euro verwandeln. Unterm Strich steht trotzdem weiterhin ein Nettoverlust von 51,4 Millionen Euro, bedingt unter anderem durch Abschreibungen in Zusammenhang mit Mehrheitseigner Expedia. Das US-Reiseportal hält knapp 60 Prozent an Trivago. Die Gründer haben zusammen einen Anteil von rund 31 Prozent. Im vierten Quartal steht allerdings ein Nettogewinn, wenn auch in bescheidender Höhe von 100.000 Euro.

Positiv entwickelte sich eine Schlüsselkennziffer von Trivago, die Rendite gemessen an den Werbeausgaben. Brachte 2015 noch jeder Werbe-Euro 1,13 Euro ein, so waren es 2016 bereits 1,20 Euro.

Die Anleger honorieren das kräftige Wachstum von Trivago mit steigenden Aktienkursen. Beim Börsengang an der Nasdaq Mitte Dezember lag der Ausgabekurs mit elf Dollar deutlich niedriger als geplant. Inzwischen hat der Aktienkurs auf 12,98 Dollar zugelegt. Analysten sehen das einjährige Kursziel im Schnitt bei 14,85 Dollar. Vier Analysten, wie etwa Guggenheim, raten zum Kauf, fünf andere zum Halten von Trivago-Aktien. Experten bewerten Trivago inzwischen mit mehr als vier Milliarden Dollar.


Für jeden das passende Hotel

Der Trivago-Konzern will an seiner Strategie festhalten. Die Düsseldorfer fokussieren sich weiter allein auf die Suche von Hotels – nicht auf Flüge oder Mietwagen. In diesem Punkt unterscheidet sich Trivago deutlich von Wettbewerbern, wie etwa Tripadvisor oder Kayak. Priceline, die Mutter von Kayak, Booking, Agoda und Opentable, hat kürzlich für 550 Millionen Dollar die Momondo Group gekauft. Trivago dagegen wächst lieber organisch. „Wir werden auch nie tiefer in die Wertschöpfungskette gehen und etwa selber Buchungen machen“, betont Schrömgens.

Stattdessen tüftelt Trivago daran, die Hotelauswahl für die Kunden noch individueller zu gestalten. Denn die Geschmäcker sind verschieden. Neulich waren vier Trivago-Manager in einem Hotel in Los Angeles, erzählt Schrömgens. „Zwei von uns waren begeistert: ein tolles Hotel – viel Platz und kein Klimbim. Die anderen beiden aber meinten: Alles viel zu spartanisch, noch nicht einmal ein richtiger Schrank.“ Künftig soll jeder das Hotel finden, das am besten zu ihm für die jeweilige Situation passt.

„Je mehr wir über den einzelnen Nutzer und seine Interessen wissen, umso passgenauer können wir Hotels vorschlagen“, so Schrömgens. In Zukunft bekommt jeder, der zum Beispiel ein Hotel in London sucht, unterschiedliche Ergebnisse angezeigt. „Das ist eine riesige Aufgabe, an der wir arbeiten wollen. Andere Länder zu erobern, ist dagegen eher Brot- und Buttergeschäft“, meint der Trivago-Chef.

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