Innovations-Ranking Das sind Deutschlands innovativste Mittelständler

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Innovationen in der Medizin-Technik

Sybill Storz Quelle: Stefan Thomas Kröger für WirtschaftsWoche

Platz 1: Storz #Kundenversteherin

Tuttlingen, Donau. Schwäb. Alb im Osten, Schwarzwald im Westen. Ganz netter Ort, viel Landschaft, total #Provinz. War früher schlimmer. Karstboden, arme Bäuerchen, lange Winter, viel Zeit zum Rumbasteln, Rumtüfteln, für Heimarbeit. Heute 400 Medizintechnik-Unternehmen auf 35 000 Einwohner, entstanden aus einer Messerschmiede von 1867. Aesculap ist der Ortsriese, Tochter von B. Braun Melsungen, Medizin- und Krankenhaus-Konzern aus Nordhessen. Größe ist nicht alles.

Innovativer als B. Braun ist Karl Storz, Nummer eins im Innovationsranking der deutschen Mittelständler. High Tech, wo man hinschaut bei #Storz. Spezialität: Endoskope für Chirurgen zum Operieren ohne große Schnitte, moderne OP-Säle. Kein Wunder, bei so einer Chefin. Sybill Storz, zarte 76, hat noch immer die Hände straff an den Zügeln, sagt letztlich, wo es langgeht.

Wo die Innovationen herkommen? O-Ton der Chefin: „Der Arzt sagt uns, was er will. Das hat schon mein Vater so gehalten.“ Die alte Dame, ganz der Vater und Unternehmensgründer Karl. Forschte auch schon mit Ärzten an medizinischen Geräten.

Aha, Kundenversteherin also. Storz: „Bei uns denkt sich nicht die Marketingabteilung aus, was die Ärzte wohl gebrauchen könnten.“

Noch’n Gedicht der Chefin: „Der Kunde ist König. Das bringen wir neuen Mitarbeitern als Erstes bei.“ Das Detail macht’s: Die Idee, wo etwa die Kamera an Endoskopie-Geräte angebracht wird, stammt häufig von den Ärzten, die operieren. Ärzte loben Storz. Außendienstler träten bescheiden auf und würden flexibel auf Wünsche reagieren.

von Stephanie Heise, Hans-Jürgen Klesse, Jürgen Salz, Mario Brück

Umsatzstark im Ausland

Von der Übersetzerin zur Chefin: Storz hat Fremdsprachenkorrespondentin gelernt. 1996 Übernahme des Geschäfts. Tuttlingens berühmteste Unternehmerin: mehrere Ehrendoktortitel, zum Beispiel von den Universitäten Tübingen und Dundee in Schottland. Heute riesiger Laden, 1,3 Milliarden Euro Umsatz, typisch solide Schwaben, jedes Jahr Gewinn gemacht, seit der Gründung 1945. Von Tuttlingen aus in die Welt: Drei Viertel des Umsatzes stammen aus dem Ausland. 6700 Mitarbeiter weltweit, 2000 in Tuttlingen. Der Erfolg kommt vom großen Angebot: Etwa 8000 Produkte stehen im Katalog, oft besser als die Konkurrenz, allerdings auch teurer.

Immer was Neues bei Storz: Mobiles Endoskop namens Tele Pack X lässt sich wie ein iPhone über den Bildschirm steuern. Matriarchin Storz will noch immer alles wissen. Liest Berichte der Außendienstler. Beim Lesen fällt ihr zuweilen auf, dass vor allem junge Mitarbeiter im Umgang mit Kunden besser werden könnten. Dann gibt es sicherlich auch schon mal einen Hinweis an den Vorgesetzten. Das kann dann wohl auch ungemütlich werden.

Wie lange bleibt die Chefin noch? Ungewiss. Sohn Karl-Christian leitet die Forschung, aber noch mischt die Mutter munter mit. Sie denkt wohl noch nicht ans Aufhören. Fährt auf Promis ab, Fotos mit Papst Benedikt und Frankreichs Ex-Staatschef Jacques Chirac. Storz sagt, sie würde der @wiwo gern einmal das Anwendungszentrum für die neuesten Operationsgeräte in Berlin vorführen. Ah, Berlin, ist bestimmt mehr los als in Tuttlingen, #hauptstadtbonus.

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