Der Schwarzwälder Leuchtenhersteller Hess bekommt neue Eigentümer. Der niederländische Lichtspezialist Nordeon übernimmt das Unternehmen zum 1. Oktober. Das teilte Insolvenzverwalter Volker Grub am Freitag auf einer Pressekonferenz in Villingen-Schwenningen mit. Nordeon kaufe alle Vermögenswerte, die zur Fortführung des Geschäfts notwendig sind. Von der insolventen Hess AG bleibt damit nur noch eine Hülle zurück – und ein Haufen Schulden.
„Durch den Erwerb stärken wir unseren Außenbeleuchtungsbereich“, sagte Nordeon-Chef Pierre van Lamsweerde. Hess-Vorstand Andreas Budde sprach von einer „idealen Lösung“, die einerseits die Arbeitsplätze und andererseits eine langfristige Fortführung des Unternehmens sichere.
Die Chronologie des Hess-Skandals
Hess startet an der Frankfurter Börse.
Der Aufsichtsrat entlässt die Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler fristlos wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulation.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim nimmt Ermittlungen gegen die Vorstände auf.
Banken sperren Guthaben und Kreditlinien.
Die Hess AG meldet Insolvenz an.
Volker Grub wird Insolvenzverwalter.
Das Unternehmen startet als GmbH neu. Von der alten Hess AG bleiben nur noch die Hülle – und ein Berg Schulden.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim lässt die Ex-Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler wegen Verdunklungs- und Fluchtgefahr festnehmen. Gegen Auflagen kommen beider wieder frei.
Insolvenzverwalter Grub verkündet den Verkauf der Hess GmbH an den niederländischen Lichtspezialisten Nordeon.
Nordeon hatte im März bereits die Hess-Tochter Vulkan mit Sitz in Hannover übernommen. Das junge Unternehmen ist aus dem früheren niedersächsischen Philips-Standort Springe hervorgegangen und beschäftigt nach eigenen Angaben rund 400 Mitarbeiter. Für Hess arbeiten rund 180 Menschen.
Die Hess AG hat im Februar Insolvenz angemeldet, vier Monate nach dem das Unternehmen an die Börse gegangen war. Kurz zuvor hatte der Leuchtenhersteller seine beiden Vorstände Christoph Hess und Peter Ziegler wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung fristlos vor die Tür gesetzt.
Nach einem internen Gutachten sollen die Ex-Manager Umsätze um insgesamt 24 Millionen Euro und Jahresüberschüsse um insgesamt 14 Millionen Euro zu hoch ausgewiesen haben. Ende Juli hat die Staatsanwaltschaft Mannheim Hess und Ziegler wegen Verdunklungs- und Fluchtgefahr festnehmen lassen.
Sie wirft den früheren Vorständen neben Bilanzfälschung noch Betrug und Untreue vor. Beide sind inzwischen gegen Auflagen wieder auf freiem Fuß und bestreiten die Vorwürfe.