Beim Küchengerätehersteller WMF haben Finanzinvestoren jetzt uneingeschränkt das Sagen. Ein vom US-amerikanische Finanzinvestor KKR vorgelegtes Erwerbsangebot für WMF-Vorzugsaktien sei erfolgreich gewesen, wie der Investor am Donnerstag mitteilte. Zusammen mit dem zweiten WMF-Großaktionär, dem österreichischen Finanzinvestor Fiba, werde eine Beteiligungsquote von etwa 90,3 Prozent erreicht. KKR beabsichtigt nun, die WMF-Aktie von der Börse zu nehmen.
Dazu sollen die Anteile der verbliebenen Minderheitsaktionäre über ein sogenanntes Squeeze-out, einen Zwangsausschluss, „gegen eine angemessene Barabfindung“ gekauft werden, wie KKR im Juli verlauten ließ. Zum weiteren Vorgehen wurde am Donnerstag zunächst nichts bekannt. KKR hatte über seine Holdinggesellschaft Finedining Capital zunächst 53 Euro pro Aktie angeboten und das Angebot später noch einmal auf 58 Euro erhöht. Es war am Montagabend ausgelaufen.
KKR und Fiba hielten bislang zusammen gut 66 Prozent der WMF-Aktien. Durch den Kauf von 74,7 Prozent der Vorzugsaktien, die bislang insgesamt mehr als 33,2 Prozent des Gesamtkapitals des Küchenspezialisten ausgemacht hatten, haben die beiden Großaktionäre bei WMF nun die vollständige Kontrolle.
WMF auf einen Blick
1853 gründete der Mühlenbesitzer Daniel Straub gemeinsam mit den Metalldrückern Friedrich und Louis Schweizer in Geislingen die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer mit anfänglich 16 Mitarbeitern.
1862 wurden die silberplattierten Tafel- und Serviergeräte von Straub & Schweizer auf der Weltausstellung in London mit Medaille ausgezeichnet.
1868 wurde die erste Verkaufsfiliale in Berlin gegründet.
1880 schloss sich das Unternehmen mit der Metallwarenfabrik Ritter & Co aus Esslingen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft zur Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) mit Sitz in Geislingen zusammen. Damit gilt die WMF als älteste Aktiengesellschaft Württembergs.
Zur WMF-Gruppe gehören aktuell die Marken WMF, Auerhahn, Kaiser Backform, Silit und Alfi, sowie im Gastronomie- und Großküchenbereich Boehringer, Hepp und Schaerer. Stammsitz der WMF mit rund 2000 Mitarbeitern ist Geislingen an der Steige, insgesamt arbeiten über 6000 Menschen für die Gruppe.
Umsatz 2013: 1 Milliarde Euro; Gewinn: 25 Millionen Euro
Größter Umsatzbringer sind Tisch- und Küchenartikel, zweitgrößter die Kaffeemaschinen.
Seit 1. August 2013 ist Peter Feld Chef der Württembergischen Metallwaren Fabrik. Seine Karriere begann der Diplom-Ingenieur Feld 1992 bei Procter & Gamble als Manager Product Supply.
2004 ging er zu Johnson&Johnson und stieg dort 2009 zum Chef für Mitteleuropa auf und verantwortet unter anderem den Bereich der Konsumgütersparte sowie des Geschäft mit rezeptfreien Apothekenprodukten.
2010 wechselte er zum Konsumgüterhersteller Beiersdorf nach Hamburg. Als Vorstand war er dort für die Märkte in Europa und Nordamerika zuständig.
Christopher Cheng verantwortete von 2008 bis 2011 für Starbucks Coffee die Region Greater China, davor war er bei Jeans-Label Levi’s. Ab 1980 war in unterschiedlichen Positionen zunächst als Regional General Manager Taiwan, Hong Kong, China später North Asia und schließlich als Vice President Asia Pacific Non Apparel tätig.
Vor seiner Berufung zum Regional Präsident Greater China bei der WMF AG arbeitete Cheng seit 2011 bei einem Unternehmen der Modeindustrie, der chinesischen Hoplun, als Leiter Retail Operations und Vice President Leasing & Development.
Die „Fischhalle“ beherbergt heute den Fabrik-Verkauf der WMF-Gruppe. Den Namen trägt sie, weil das Unternehmen dort ab 1912 in Zeiten steigenden Fleischpreise seinen Mitarbeitern Fisch zum Selbstkostenpreis anbot. Heute hat sich rund um die Fischhalle ein Outlet-Center mit rund zwei Dutzend weiteren Marken wie Nina von C., Kärcher, Kneipp oder Seltmann Weiden entwickelt.
Das Management möchte jährlich 30 Millionen Euro einsparen. 700 Stellen sollen gestrichen werden. Die Logistik wird umgebaut und auf zwei Standorte konzentriert. Verwaltung und Marketing soll in Geislingen gebündelt werden. Die Marke Auerhahn wurde Ende 2014 eingestellt, Alfi an die Thermos-Gruppe verkauft.
Bei dem schwäbischen Kaffeemaschinen-, Topf- Besteck- und Küchengerätehersteller rumort es seit längerem. Hintergrund ist ein striktes Sparprogramm, das sich WMF auferlegt hat. Bis zu 600 Stellen in Gefahr, gut 50 Filialen sollen geschlossen und 33 Logistikzentren an zwei Standorten zusammengefasst werden. WMF beschäftigte zuletzt rund 6100 Mitarbeiter. Die Gewerkschaft IG Metall und zahlreiche Beschäftigte haben immer wieder dagegen protestiert, dass die Finanzinvestoren ihren Einfluss noch ausbauen.
Neben der Machtübernahme wurde am Donnerstag bekannt, dass WMF seinen Vorstand verkleinert. Künftig wird der Vorstand nur noch aus zwei Managern bestehen, wie das Unternehmen mitteilte. Der bisherige Leiter des Kaffeemaschinen- und Hotelgeschäfts, Ulrich Müller, verlasse WMF zum 31. August, hieß es. Der Schritt folge aus persönlichen Gründen und im Einvernehmen mit dem Vorstand.
Das Geschäftsfeld Kaffeemaschinen wird zum 1. September Florian Lehmann übernehmen, der bisher für das konzernweite Umstrukturierungsprogramm zuständig war. Lehmann werde nicht in den Vorstand berufen, sondern auf Präsidentenebene tätig sein, wie ein Sprecher sagte. Um das Hotelgeschäft soll sich Vorstand Bernd Stoeppel kümmern. Vorstandsvorsitzender bleibt Peter Feld.
Warum die Chefetage bei WMF umgebaut wird, war zunächst unklar. Ein Unternehmenssprecher wollte sich dazu nicht äußern. Ein Zusammenhang mit dem Machtausbau des Finanzinvestors KKR bestehe dem Sprecher zufolge aber nicht.