Düsseldorf Im Sommer wird der Garten immer mehr zur Freiluftwohnung. Der Grill wird zur voll ausgestatteten Outdoor-Küche aufgerüstet. Johannes Welsch vom Industrieverband Garten erklärt, was den Milliardenmarkt bewegt.
Herr Welsch, Grillen erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. Wie erklären Sie sich diesen Trend?
Die Menschen suchen einen Rückzugsort vom hektischen Alltag. Sie wollen zurück zu den Wurzeln, zurück zur Natur. An der Feuerstelle wurde schon immer Geselligkeit gepflegt. Das funktioniert heute genauso wie in der Steinzeit. Grillen erdet ungemein.
Die Zeiten, als ein paar Bratwürstchen auf dem Rost genügten, sind längst vorbei. Was alles lässt sich heute auf dem Grill zubereiten?
Im Sommer wird der Garten zu einer Art Freiluftwohnung. Die Deutschen kochen immer mehr draußen. Sie grillen nicht mehr nur Würstchen über Kohle. Um den Grill herum entsteht eine ganze Outdoor-Küchenwelt: Grills lassen sich heute mit Wok, Waffeleisen, Popcornbereiter oder Pizzastein zu Multifunktionsgeräten erweitern.
Mein Haus, mein Auto, mein Grill - man hat den Eindruck, dass ein Wettrüsten in Sachen Grillen stattfindet.
Der Grill ist längst zu einem Statussymbol avanciert – vor allem für Technikfreaks. Viele geben mehr als Tausend Euro für ein Gerät aus. Dabei geht der Trend geht zum Zweit- und Drittgrill - je nach Grillgut, ob Würstchen, Steaks oder Fisch zubereitet werden.
Welcher Typ Grill ist besonders beliebt?
Gibt drei Fraktionen von Grillern: Holzkohlefans, Gasgriller und Elektrogriller. Holzkohlegrills sind weiter das größte Segment. Mehr als 71 Prozent der Deutschen besitzen einen solchen. 44 Prozent haben einen Elektrogrills. Gasgrills aber wachsen überproportional. Schon jeder fünfte Deutsche besitzt einen. Gasgrills sind so beliebt, weil man sie auf Knopfdruck anwerfen kann und kein Rauch entsteht. Viele Deutsche grillen schließlich auf dem Balkon.
Inzwischen gibt es auch Pelletgrills. Was sind die Vorteile?
Der Trend zum Pelletgrill schwappt aus Amerika zu uns herüber. Die Temperatur lässt sich genau regeln, und gleichzeitig entfalten die Holzpellets ein rauchiges Aroma. Pelletgrills sind aber relativ teuer, sie kosten zum Teil mehr als 5000 Euro.
Spielzeug für Männer
Mancher dieser Grills ist sogar mit dem Internet verbunden. Was soll das bringen?
Einige Pelletgrills lassen sich über WLan per Smartphone-App steuern. Da kann man Garzeit und Gartemperatur einstellen und diese permanent überwachen. Die Steuerung per App spricht aus unserer Sicht besonders technikaffine Männer an. Das ist ein neues Spielzeug für uns Männer. Schließlich ist Grillen ist auch heute noch überwiegend Männersache. Vielleich sehen wir uns gerne als „Herr des Feuers“.
Trotzdem verbrennen so manchem Grillkünstler die Steaks auf dem Edelgrill…
Deshalb haben Grillakademien und Grillkurse Hochkonjunktur. Die Geräte werden zudem immer einfacher in der Handhabung. Die Menschen wollen es beim Grillen heute bequem und easy haben – ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
Wie entwickelt sich die diesjährige Grillsaison? Das Wetter lud ja nicht gerade zum Aufenthalt im Freien ein.
Hoffen wir auf den August. Der deutsche Grillmarkt erreicht in diesem Jahr schätzungsweise 1,27 Milliarden Euro Umsatz. Der Markt wird weiter wachsen – vor allem über das Zubehör.
Wann ist die Grillsaison denn vorbei?
Grillen ist inzwischen ein Ganzjahresthema geworden. Schon jeder dritte Deutsche grillt inzwischen auch in der kalten Jahreszeit. Die neueste Mode: Wintergrillen mit Glühwein im Schnee.
Herr Welsch, besten Dank für das Gespräch.