Kaffeemaschinen und Besteck Finanzinvestor droht WMF kaputt zu sparen

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Chinesen lieben "Made in Germany"

Gerade die Chinesen sind ganz wild aus die Töpfe, Pfannen und Messer „Made in Germany“. Im Reich der Mitte lastet eine 30-prozentige Luxussteuer auf den WMF-Waren. So erklären sich auch die Schwärme chinesischer Touristen, die auf Stippvisite in Deutschland zwischen Schloss Heidelberg und Neuschwanstein einmal kurz in Geislingen an der Steige von der Bundesstraße 10 abbiegen Richtung „Parkplatz Fischhalle“, dem Werksverkauf der Besteck-Meister. Internationalisierung mit Schwerpunkt Asien heißt daher auch die Losung, die WMF-Chef Peter Feld ausgegeben hat.

Töpfe der Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) - über 90 Prozent der deutschen kennen die Marke. In China gilt sie als Luxus und ist heiß begehrt. Quelle: dpa

Der ehemalige Beiersdorf-Manager wurde 2013 für den geschassten Klapproth eingesetzt. Die sieben Rekordjahre, die Klapproth den Schwaben bescherte, waren den neuen Herrschern offenbar nicht genug. Man störte sich vor allem an der Mehrmarkenstrategie und daran, dass die Konkurrenz - etwas Fissler - in Asien deutlich stärker gewachsen war.

Felds Auftrag im Sinne der Investoren heißt nun also „Effizienz“. Daher wird zum Beispiel die hauseigene Galvanik dichtgemacht und die Arbeit ausgelagert. Wo und wann die Galvaniseure einen neuen Job finden? Im knapp 20 Kilometer entfernten Göppingen, dem Stammsitz des Modelleisenbahn-Bauers Märklin, würde man gerne, kann aber nicht helfen. Die WMF-Mitarbeiter hätten mit Sicherheit die Voraussetzung für einen Arbeitsplatz bei Märklin, betont Chef Florian Sieber, allerdings habe man derzeit keinen Bedarf an weiteren Facharbeitern in der Galvanik.

WMF-Chef Feld betont derweil, „sozialverträgliche Lösungen“ finden zu wollen. Alle Maßnahmen, die jetzt umgesetzt würden, hätten nur ein Ziel: „Wir wollen WMF nachhaltig erfolgreich in die Zukunft führen“. Dazu müsse man vorausschauend handeln. Und: „Wir wollen weltweit zur Nummer eins in den Bereichen Tisch und Küche sowie bei professionellen Kaffeemaschinen werden.“ Warum man dann gerade bei einer Marke wie Silit den Rotstift zückt, die mit ihrer einzigartigen Silargan-Keramik für den wachsenden Markt der Induktionsherde wie geschaffen ist, erschließt sich auch Fachleuten nicht.

KKR will Minderheitsaktionäre loswerden

Was KKR will,  ist derweil völlig klar. In einem ersten Schritt wollen die Amerikaner die Minderheitsaktionäre aus dem Küchen-Spezialisten drängen. Dafür legte die zur KKR zählende Holdinggesellschaft Finedining Capital ein Angebot von 53 Euro je Vorzugsaktie vor. Das Angebot läuft am 11. August aus.

Gemeinsam mit der Fiba will KKR dann 90 Prozent des Grundkapitals kontrollieren. Dann könnten die Anteile der Minderheitsaktionäre über einen Squeeze-Out, also einen Zwangsausschluss, „gegen eine angemessene Barabfindung“ gekauft werden.

Im zweiten Schritt können die Investoren dann WMF von der Börse nehmen. In einer Mitteilung heißt es: „Die Börsennotierung bietet derzeit keine wesentlichen Vorteile für WMF, sondern nimmt vielmehr in beträchtlichem Umfang Zeit des Managements in Anspruch.“

Mit dem Rückzug von der Börse ginge eine Ära zu Ende. Am 9. September 1887 ging die WMF in Stuttgart aufs Parkett und gilt damit als die älteste württembergische Aktiengesellschaft.

Hardy Hamann von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) warnte die Investoren auf der wohl letzten Hauptversammlung in Stuttgart: "Sie haben keinen Scherbenhaufen angetroffen und sie sollen keinen hinterlassen."

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