Karriere bei Hidden Champions Durchstarten in der Nische

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Geld ködert die Fachkräfte nur begrenzt

Die Folge sind vielfach Umsatzausfälle – etwa weil Aufträge nicht angenommen werden können oder weil weniger produziert wird als verkauft werden könnte. Immerhin jedes neunte Unternehmen beklagt erhebliche Einbußen von mehr als 5 Prozent aufgrund fehlender Fachkräfte. Hochgerechnet summierten sich die Umsatzausfälle im vergangenen Jahr laut Ernst & Young im deutschen Mittelstand auf insgesamt 31 Milliarden Euro.

Dabei warten abseits von ausgetretenen Pfaden gerade in den Nischen des Mittelstands attraktive Karrierechancen. Unternehmen wie der 1923 in Wermelskirchen gegründete Hidden Champion Tente lassen sich einiges einfallen, um auf den Radarschirm der jungen Leute zu kommen.

Schon sei Jahren arbeitet der Marktführer für Rollen an Klinikbetten mit Universitäten und Schulen der Stadt eng zusammen, damit die jungen Talente die Firma auf dem Radar haben. Sogar der Chef höchstpersönlich ist unterwegs und hält dann auch schon mal im Erdkundeunterricht ein Referat zum Thema Globalisierung. „Mein persönliches Ziel ist es, dass jeder Schüler, der mein altes Gymnasium in Wermelskirchen verlässt, in irgendeiner Weise in den acht Jahren mit Tente positiv in Berührung gekommen ist“, erzählt Peter Fricke.

Neben einem dualem Studium und flexiblen Arbeitszeiten können die Tente-Mitarbeiter auch kostenlose Fitness-Kurse in Anspruch nehmen. Auslandsaufenthalte für Azubis in England, Spanien oder Dänemark gehören ebenfalls zum Programm. „Sowas ist eine tolle Erfahrung“, sagt Fricke. „Das spricht sich rum beim Nachwuchs und das haben wir einigen lokalen Mittelständlern voraus. Internationalität ist unsere Trumpfkarte.“

Das gilt auch für den Klebstoffmarktführer Delo. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr knapp 60 Millionen Euro Erlöse erreicht - zwei Drittel davon stammen aus dem Ausland. Entscheidend ist aber auch, wie die Arbeitsbedingungen aussehen, denn junge Leute überlegen heutzutage ganz gezielt, wem sie ihre Arbeitskraft geben. Mit der Fachkräftelücke wachsen eben auch die Ansprüche der Arbeitnehmer und Geld ködert auf der Suche nach jungen Talenten nur begrenzt.

Und so arbeiten die Mittelständler an ihrer Anziehungskraft. Sabine Herold: „Wir haben Sinn für Familie, punkten mit viel Flexibilität, selbstständigem Arbeiten und unserem netten Team, wo man den Chef nicht nur vom Foto im Intranet, sondern auch durch die persönliche Zusammenarbeit kennt.“ Die Unternehmerin geht auch ungewöhnliche Wege, um für ihre Leute als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Zehn bis 15 Prozent seiner Arbeitszeit darf daher jeder Mitarbeiter darauf verwenden, sich außerhalb aller konkreten Projekte ganz eigene Gedanken zu machen, „Spinnerzeit“ nennt Herold den Freiraum etwas flapsig. Herold: „Das finden natürlich alle toll.“

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