Karriere bei Hidden Champions Durchstarten in der Nische

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Hidden Champions können glücklich machen

Andere versteckte Marktführer wie der Baustoffhersteller Knauf aus Iphofen nehmen sogar richtig Geld in die Hand, um Bewerber anzulocken: „Headhunter sind für uns kein Tabu“, erklärt die Personalverantwortliche Irma Amrehn. „Manchmal braucht es eben seine Zeit, bis eine freie Stelle neu besetzt ist. Aber am Ende steht bei uns Qualität vor Geschwindigkeit.“

Nur in Sachen Gehalt können die Hidden Champions trotz diverser Annehmlichkeiten wie flexiblen Arbeitszeiten, Familiensinn und Weiterbildungsreisen nicht mithalten. „Natürlich können wir uns nicht das leisten, was bei den Großen bezahlt wird. Wir lehnen uns an den geltenden Tarif an und die wirklich Hochqualifizierten werden außer Tarif entlohnt. Trotzdem ist da immer noch mal ein Schippchen drauf bei den Großen“, erklärt die Unternehmerin Sabine Herold.

Aber es gibt noch eine andere, eine positive Seite der Medaille, wie Experte Simon erklärt. „Vergleicht man die Lebenshaltungskosten, so schneiden Großstädte deutlich schlechter ab als ländliche Standorte.“ Er ist überzeugt davon, dass die Hidden Champions nach Berücksichtigung dieser Kaufkraftdifferenz sehr oft besser bezahlen als die in Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg ansässigen Konzerne.

Darüber hinaus bieten die mittelständischen Marktführer auch noch ganz andere Vorteile, wie Janusch weiß: „Absolventen können dort meist besonders viel praktische Erfahrung sammeln, schnell Verantwortung übernehmen und sich in breite Aufgabenspektren einarbeiten.“ Und Experte Simon ergänzt: „Die Hidden-Champion-Unternehmen sind überschaubar, oft auf ein Produkt oder eine Kundengruppe fokussiert, gleichzeitig aber sehr international. Da schaffen es selbst Anfänger relativ schnell, das Geschäft zu verstehen. Das ist bei einem diversifizierten Großkonzern unmöglich.“

Wer will und fähig ist, kann also auch schneller Karriere machen als in einem Großunternehmen. Janusch: „Die neuen Chefs steigen oft in die Spitzenposition auf, bevor sie 40 sind. Bei großen Firmen sind die meisten Manager jenseits der 50, wenn sie in die Topposition berufen werden.“

Zwanzig Jahre, so der Experte Hermann Simon, bleiben Chefs der stillen Marktführer im Schnitt an der Spitze ihres Unternehmens. „Bei den großen Konzernen sind es lediglich 6,2 Jahre“. Ähnlich positiv sieht es laut Simon bei der Fluktuationsrate der Mitarbeiter aus: „Sie beträgt bei Hidden Champions 2,7 Prozent pro Jahr, bei großen Unternehmen mehr als 5 Prozent und für Deutschland insgesamt 7,3 Prozent.“

Allerdings kommt nicht für jeden eine Karriere bei einem Hidden Champion in Frage. Im Mittelstand kann man sich schließlich schlecht verstecken. Ein Karrierevorteil für Mitarbeiter, die gute Leistung bringen. Sie können sich sicher sein, dass das auch bemerkt wird. „In Großunternehmen ist das nicht immer so“, sagt Simon. Auch der direkte Zugang zu Entscheidern ist ein weiterer Vorteil. „Derjenige, der richtig aktiv ist und etwas bewegen will, der sagt: Super, ich habe mit der Geschäftsführung Kontakt. Und der andere freut sich darüber halt weniger. Wir suchen eher die erste Kategorie“, sagt Sabine Herold.

„Hidden Champions wollen auch keine gescheiterten Konzernkarrieristen, sondern Mitarbeiter, die mit Persönlichkeit und Fachkompetenz optimal ins Unternehmen passen“, ergänzt Konstantin Janusch. „Denn gerade dem Mittelstand ist es heute mehr denn je bewusst, dass ihr wichtigstes Kapital in den Mitarbeitern liegt.“

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