Klavierbauer Bechstein "Dann sind wir nicht mehr an der Börse“

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In Richtung Vorkrisenniveau


Ein Konzertflügel des traditionsreichen Piano-Herstellers C. Bechstein Pianofortefabrik AG aus Berlin. Quelle: dpa

Wie haben Sie sich gefunden?

Zufällig. Stefan hat den Anteil der Familie nach dem Einstieg langsam, aber stetig erhöht, ist zu den Hauptversammlungen gekommen, hat sich das Unternehmen angeschaut. Er hat gesehen wie ich das Unternehmen durch die Krise geführt habe. Dass während der Krise der Kurs nach unten ging, hat ihn von weiteren Engagements nicht abgehalten. Und während der vergangenen  18 Monate ist dann eine immer engere Liaison entstanden.

Mischt Freymuth sich bereits ins Tagesgeschäft ein?

Nein, ich führe. Aber im kommenden Jahr tritt Stefan Freymuth in das Unternehmen ein und wird das operative Geschäft Stufe für Stufe übernehmen. 2014 werde ich, wenn alles nach Plan läuft, meine  Funktionen als Vorstandsvorsitzender abgeben.

Was bringt denn die Beteiligung dem neuen Investor abgesehen von Ehre und persönlicher Zufriedenheit? Die Börsengeschichte von Bechstein war ja nicht immer begeisternd?

Aber alles andere als schwach. Nimmt man die Jahrtausendwende als Ausgangspunkt haben wir uns besser entwickelt als der Dax. Der Kurs tendiert jetzt wieder in Richtung Vorkrisenniveau. Wir waren nie ein Spekulationsobjekt mit riesigen Kurssprüngen oder Abstürzen. Wichtiger für den neuen Investor ist die Substanz des Unternehmens. Wir haben unsere Eigenkapitalquote in den vergangenen fünf Jahren von 54 Prozent auf rund 70 Prozent angehoben. 2011 hat sich der Gewinn verdoppelt, im Jahre davor verdreifacht. Insofern macht das Engagement des Investors ökonomisch durchaus Sinn.

In den vergangenen Jahrzehnten sind viele deutsche Klavierbauer dahin geschieden. Sie dagegen haben Ihren Umsatz seit den Achtzigerjahren versiebenfacht. Was haben Sie anders gemacht?

Viele Hersteller haben sich zu sehr auf ihre Tradition und den klangvollen Namen verlassen. Wir haben ständig die Märkte beobachtet und unsere Produkte aus der Perspektive des Kunden entwickelt.  Und wir haben die Produktpalette erweitert. Heute bieten wir unseren Kunden fast alle Preis- und Qualitätsstufen an - von Klavieren unserer tschechischen Tochter Hoffmann für 5000 Euro bis zum Bechstein-Konzertflügel für 120 000 Euro

Sie agieren mit Bechstein im Edelsegment. Wie konnte sich die Marke gegen einen Platzhirsch wie Steinway behaupten?

Wir haben zuerst vornehmlich auf den Klaviermarkt gesetzt – auch weil in Asien und Europa der Flügelabsatz vergleichsweise schwach ist. Einige Jahre später sind wir dann verstärkt mit unseren Flügeln vorgeprescht und das auch auf dem amerikanischen Markt. Und wir konnten mit unserer Kontinuität punkten. In den letzten Jahrzehnten gab es bei Steinway viele Wechsel – im Management wie bei den Eigentümern. Wenn Sie als Unternehmer für ein Produkt stehen und eine Mannschaft haben, die mit Ihnen an einem Strang zieht, dann können Sie sich mit den Großen getrost anlegen.

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