"Die Individualisierungsmöglichkeiten in einer Küche sind vielzähliger als früher", sagt Branchen-Kenner Weyrich. Jede Arbeitsplatte, jede Schubladenhöhe und jede Schrankfront sucht sich der Kunde nach seinen Vorstellungen aus. Und während früher die Höhe der Arbeitsfläche standardmäßig auf 85 Zentimeter festgelegt war, liegt sie mittlerweile immer öfter bei 90. Im höheren Preissegment lassen sich die Arbeitsflächen gerne auch auf Knopfdruck verstellen.
Auch der Backofen wandert nach oben: Statt unter dem Herd wird er mittlerweile oft in der Schrankfront auf Augenhöhe eingebaut, damit sich niemand mehr bücken muss, um zu kontrollieren, ob der Käse auf dem Auflauf auch schon schön goldbraun und verlaufen ist.
Gut 7.200 Euro kostete eine Küche aus dem Fachhandel dabei im Jahr 2013 im Durchschnitt, Tendenz steigend. Bei einem Möbeldiscounter allerdings ist eine Küche noch für einen Durchschnittspreis von 2100 Euro zu haben.
Induktionsherd und Multidampfgarer
Die steigenden Preise werden vor allem durch die technischen Entwicklungen getrieben. "Die Elektrogeräte machen etwa die Hälfte des Wertes einer Küche aus, bei hochpreisigen Küchen sogar bis zu 60 Prozent" , sagt Weyrich.
Die moderne Küche verfügt über einen leisen Geschirrspüler und natürlich über einen Induktionsherd. Und der herkömmliche Backofen wird immer öfter durch einen Multidampfgarer ersetzt, der neben Backen auch schmoren, grillen, und eben - ganz gesundheitsbewusst - dämpfen kann.
Der Absatz steigt vor allem im oberen Preissegment: Heute kosten bereits 15 Prozent der verkauften Küchen mehr als 10.000 Euro - vor zehn Jahren lag der Anteil der teuren Küchen bei gerade mal 8,4 Prozent. Bulthaup, Siematic oder Poggenpohl heißen die deutschen Premium-Hersteller, deren Namen auch im Ausland längst bekannt sind.
Küchen-Fans in aller Welt
Knapp vier Milliarden Euro Umsatz macht die Branche laut AMK-Angaben mittlerweile außerhalb Deutschlands. Die Luxushersteller tragen einen Großteil dazu bei: Bulthaup beispielsweise hat nach eigenen Angaben mittlerweile eine Exportquote von rund 80 Prozent, auch Poggenpohl und SieMatic machen über 70 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands. Großbritannien, die USA, aber zunehmend auch China und Süd-Ost-Asien sind die wichtigsten Märkte.
Die größten Küchenmöbel-Hersteller
923,4 Millionen Euro Umsatz 2013, davon 561,9 Millionen Euro in Deutschland
Quelle: Unternehmensbilanzen
395 Millionen Euro Umsatz in 2013
391 Millionen Euro Umsatz in 2013
Große Unterschiede im Geschmack gibt es bei der Wahl der Küche zwischen den verschiedenen Kontinenten aber nicht. "Die wollen genau das, was wir haben, unsere Qualität, unseren Stil. Im Premiumsegment sind die Ansprüche weltweit gleich, deshalb müssen wir keine speziellen Modelle für diverse Märkte designen", sagt Manfred Junker, Chefdesigner bei Poggenpohl.
Nur im Detail sind die Geschmäcker verschieden: "Die Asiaten sind bei den Fronten sehr auf Hochglanz fixiert, die mögen es glänzend. Europäer bevorzugen eher matte Oberflächen und Holz", sagt Bulthaup-Geschäftsführer Marco Eckert.
Bereit tief in die Tasche zu greifen sind die Luxus-Küchen-Fans in allen Nationen: Bei 30.000 Euro beginnt die Preisspanne für die Edelküchen von Bulthaup oder Poggenpohl - nach oben sind kaum Grenzen gesetzt. Das ist abhängig von der Ausstattung der Geräte und der Qualität der Materialien.
Nur eins ist in fast allen Küchen gleich - der Versuch, ein zeitloses Design zu schaffen. "Wir haben den Anspruch, dass wenn ein Kunde eine unserer Küchen kauft, er auch nach zwanzig Jahren sich wieder so entscheiden würde", sagt Eckert.