KraussMaffei-Chef Stieler "Chinesen haben Hochachtung vor Deutschland"

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Symbolträchtige Renovierungen

In zwei Jahren feiert KraussMaffei sein 180. Firmenjubiläum. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1838 zurück. Die Gebäude in  Allach atmen die Historie mit jeder Pore – die Buntglasfenster im Anbau, das schmiedeeiserne Treppengeländer, auf dem schwarze Krallen eine Kugel umschließen – Ren Jianxin hat sie auf dem Weg zu Stielers Büro ebenfalls bewundert. Der Chef des Maschinenbauers sitzt im ersten Stock. Vor seinem Fenster blühen die Kastanien. Im Innenhof, zwischen den Bäumen weht eine blau-weiße KraussMaffei-Fahne, daneben die deutsche und europäische Flagge. „Wir sind ein deutsches Unternehmen. Das zeigen wir auch weiterhin. Wenn wir Besuch aus China haben, zeigen wir natürlich auch die chinesische Flagge“, sagt Stieler.

Drinnen wird gebohrt und gehämmert, dass die gläsernen Schaukästen nur so vibrieren. Vor dem Büro des Chefs sind die Produkte drapiert, die KraussMaffei-Maschinen hervorgebracht haben: Zahnbürsten, Einmalrasierer, Kanülen, Spritzen, Schraubverschlüsse aus Plastik. Zu den größten Kunden zählt die Autoindustrie, die Maschinen für Frontmodule, Armaturenbretter oder Reifen ordert.

Die Renovierungsarbeiten im Konzern wirken schon fast symbolisch. Selbst im Ahnensaal wird gehämmert. Natürlich hat Stieler die Delegation von ChemChina auch hier empfangen. Fünfzehn in Goldrahmen gefasste Porträts ehemaliger KraussMaffei-Chefs und Aufsichtsratsvorsitzender verleihen dem Raum eine stille Würde. Ren Jianxin sei beeindruckt gewesen, erzählt Stieler.

Ausgewählte Beteiligungen chinesischer Unternehmen in Deutschland 2015

Die Gäste und er nahmen auf den schweren Eichenstühlen Platz. „In einer solche Atmosphäre entwickeln sich andere Gespräche als in einem modernen, sterilen Konferenzraum“, sagt Stieler. Man denke unweigerlich darüber nach, ob man ganz im Sinne der Gründer handle. Stieler ist sich sicher, das zu tun. Mit ChemChina bekommt KraussMaffei einen strategischen Investor. „ChemChina vertraut uns einige seiner chinesischen Standorte an. Ein immenser Vertrauensbeweis und eine große Verantwortung“, sagt Stieler.

Die Angst, dass die Chinesen die europäischen Standorte auf den Kopf stellen, hält er für unbegründet. Es sei gerade andersherum. „Die Chinesen sehen mit viel Hochachtung auf Deutschland", sagt Stieler. Auf einer 10-tägigen Rundreise zu den Standorten der ChemChina-Gruppe sei ihm das Ausmaß der Mission klar geworden – mitten in den Guilin-Bergen, einem Wahrzeichen Chinas, das auf den 20-Yuan-Scheinen zu sehen ist.

Hier ragen die Berge wie grüne Zuckerhüte aus der Erde, umgeben von Seen und Flüssen. Vor einer solchen Kulisse kann man schon mal philosophisch werden. Der aufstrebenden Nation bei ihrem Vorhaben zu helfen, so erfolgreich zu sein wie Deutschland, das sei schon etwas Besonderes. Nicht der, der die Rechnung zahlt, sondern der Gekaufte weist dafür den Weg. Stieler: „Die Chinesen sagen: Ihr seid Weltmarktführer, zeigt uns, wie das geht.“

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