Küchenhersteller Das Ende von Alno trifft Händler hart

Für den insolventen Küchenhersteller Alno findet sich kein Käufer, die Bänder stehen endgültig still. Für die meisten Käufer der Premiumküchen geht es wohl glimpflich aus. Die Küchenhändler trifft es weit schlimmer.

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Die Aufschrift

Anfang des Jahres haben Händler noch guten Gewissens Küchen der Premiummarke Alno verkauft. Dem Hersteller mit Sitz in Pfullendorf ging es zwar schon lange schlecht, aber daran waren die Verkäufer gewöhnt. Wenn es richtig eng wurde, tauchte bislang noch immer ein Investor auf, der frisches Geld ins Unternehmen steckte. Diesmal aber kam alles anders als gewohnt. Im Sommer meldete Alno Insolvenz an. Am Freitag gab Insolvenzverwalter Martin Hörmann bekannt, dass  der einzige Kaufinteressent abgesprungen ist. Damit stehen nun bei Alno endgültig die Bänder still. In vielen Fällen geht das mit hohen Schäden für die Händler einher. 

Chronik einer langen Krise

Seit 20 Jahren steckte Alno schon in der Krise, in den vergangenen zehn Jahren hat sich ein Verlust von 190 Millionen Euro angehäuft. Obwohl ein Restrukturierungsprogramm das nächste ablöste und die Deutschen mehr Geld in ihre Küchen stecken als je zuvor, verbrannte Alno nach den letzten veröffentlichten Zahlen operativ Geld. Dass der Pfullendorfer Traditionsbetrieb nicht schon eher aufgeben musste, grenzt an ein ökonomisches Wunder.

Ehemalige Kollegen bezeichnen den langjährigen Alno-Chef Max Müller als Künstler. Obwohl die Zahlen katastrophal waren, entwickelte er immer wieder Visionen, mit denen er den Investoren Geld entlockte. Zuletzt gewann er die Familie Hastor aus Bosnien als Investor. Sie gaben Alno 35 Millionen Euro Kredit, übernahmen zusätzlich Forderungen in Höhe von rund 20 Millionen Euro vom Elektrohersteller Bauknecht und kauften Aktien. Doch das reichte nicht.

Anfang des Jahres zeichnete sich ab, dass die Krise diesmal nicht so einfach zu überwinden sein würde. Viele Händler berichteten, dass bei den von Alno ausgelieferten Küchen seit neustem viele Teile fehlten. Mal waren keine Elektrogeräte dabei, häufig fehlten die Schranktüren. Ein großer deutscher Mobelhändler berichtet, dass er eine ganze Lagerhalle hat, die voll steht mit unvollständigen Küchen. Permanent riefen wütende Kunden an, die auf ihre Bestellungen warteten. Der Chef eines kleinen Küchenstudios erzählt, dass er fehlende Schrankteile andernorts hat schreinern lassen, um ausliefern zu können. Auf den Kosten blieb er sitzen, aber wenigstens war er den Ärger mit den Kunden los.

Für Händler schlimmer als für Kunden

In vielen Fällen dürften die Folgen der Insolvenz für die Händler ohnehin härter ausfallen als für die Kunden. Wer eine Küche von Alno bestellt hat, leistete in aller Regel eine Anzahlung. Das Geld ging jedoch normalerweise nicht sofort an Alno, sondern blieb beim Händler. Der hat die Anzahlungen häufig erst dann weitergereicht, wenn Alno geliefert hat. Das heißt: Kunden, die ihre Küche bis heute nicht gesehen haben, können ihr Geld in vielen Fällen problemlos vom Händler zurückbekommen oder einfach eine andere Küche bestellen. Sie müssen sich nur auf lange Lieferzeiten einrichten, weil so mancher Konkurrent nun viel mehr Aufträge hat als üblich und kaum hinterher kommt. Auch für die Händler ist diese Variante unproblematisch.

Schwierig sind die Fälle in denen Alno Küchen geliefert hat. Dann nämlich haben die Händler die Küchen in vielen Fällen zumindest teilweise bezahlt, selbst wenn Teile fehlten. Das Geld ist weg. Hier springen nun die Verkäufer in die Bresche. Entweder lassen sie die fehlenden Teile auf eigene Kosten andernorts herstellen oder kaufen eine neue Küche bei der Konkurrenz. Solange der Händler daran nicht zugrunde geht, dürfte die Insolvenz von Alno also für die Kunden glimpflich abgehen. Für die teilweise mittelständischen Küchenstudios ist die Situation hingegen ein Drama. Wer viel von Alno verkauft hat, kommt schnell auf sechsstellige Kosten. 

Nachdem er Alno als Ganzes nicht losschlagen konnte, versucht Insolvenzverwalter Hörmann nun Einzelteile zu verscherbeln. Denkbar wäre etwa, die Rechte an der sehr bekannten Marke Alno an einen Küchenhersteller zu veräußern. Doch das dürfte nicht reichen, um die vielen Gläubiger zu bedienen. „Bei uns wird kein Geld mehr ankommen“, meint ein Händler aus Österreich. „Das habe ich längst abgeschrieben.“ 

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