Eduard R. Dörrenberg hat, was sich so viele Männer jenseits der vierzig wünschen: dichtes volles Haar. Sein Geheimnis: "Ich tune mein Haar jeden Morgen mit Alpecin Tuning Shampoo, da ich leider die ersten grauen Haare bekomme und dagegen arbeite", gibt Dörrenberg ohne Umschweife zu - er kann auch kaum anders.
Dörrenberg ist geschäftsführender Gesellschafter von Dr. Kurt Wolff, dem Unternehmen das mit der Marke Alpecin mehr als die Hälfte seines Umsatz bestreitet. 2012 setzte die Gruppe 198 Millionen Euro um - zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses Jahr soll es so weiter gehen oder noch ein bisschen besser. Im Inland, aber vor allem auch im Ausland sollen die Umsätze der Bielefelder wachsen.
Gerade hat Dörrenberg einige Tage in Seoul und Hongkong verbracht, um dort speziell sein Koffein-Shampoo zu bewerben. Asien steht ganz oben auf der Expansionsliste des Familienunternehmens. "Wir haben eben 500 Männer in Hongkong befragt. Die Zahlen belegen: Haare sind in dieser Region ein wichtiger sozialer Faktor - wichtiger noch als in Europa." In allen asiatischen Ländern - bis auf Japan - werde massiv gefärbt. "Schauen sie sich nur einmal das chinesische Politbüro an. Die Herren sind alle über 65, haben aber pechschwarze Haare."
Wer graue oder wenig Haare hat, gilt als alt, schwach - und unsexy. Keine gute Ausgangsposition bei der Brautwerbung und es gibt viel weniger Frauen als Männer, eine Folge der staatlichen Geburtenkontrolle. Die Konkurrenz ist also groß und "Mann" will sich so gut wie möglich beim anderen Geschlecht präsentieren. "Daher sind den asiatischen Männern Haare extrem wichtig. In Indien werden sogar die Bärte gefärbt", weiß Haar-Spezialist Dörrenberg.
Der Alpecin-Produzent im Überblick
Die Dr. Wolff-Gruppe besteht aus der bereits im Jahre 1905 gegründeten Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel und der 1946 gefolgten Dr. Kurt Wolff GmbH & Co. KG. Heute bietet die Unternehmnsgruppe Arbeitsstellen für fast 500 Mitarbeiter.
Die Unternehmensgruppe weist mit einem Rekordumsatz von 198 Millionen Euro eine gute Umsatzentwicklung und ein Plus von zwei Prozent im Jahre 2012 auf. Wieder waren die starken Marken Alpecin und Plantur Garant des positiven Trends. Insbesondere das Exportgeschäft legte im letzten Jahr kräftig um 16 Prozent zu und steigerte den Auslandumsatz von 24 Millionen Euro auf 28 Millionen Euro.
Der Markenname ist eine Ableitung des lateinischen Begriffes "Alopezie", welcher für Haarausfall steht. Das Coffein-Shampoo soll eben diesem entgegenwirken.
Auf www.glatzenrechner.de können sich Besorgte einem Test über die Zukunft der eigenen Haarpracht unterziehen. Obwohl die Seite nicht mehr aktiv beworben wird, kommt sie immer noch auf rund 300 Besuche pro Tag. Insgesamt haben schon mehr als 1,5 Millionen Männer den Rechner genutzt.
Die Wolff-Gruppe ist in den Geschäftsfeldern der dermatologischen und gynäkologischen Arzneimittel, der Haarpflege-Produkte, pflegenden Kosmetik, Zahnpflege, dekorativen Kosmetik und Haarfärbemittel tätig. Zu den größten Konkurrenten gehören somit die Unternehmen Hermal, Kade, Hexal, Henkel, L’Oréal, Wella, Procter & Gamble, Beiersdorf.
Konsumgüter-Giganten ahmten den Mittelständler nach
Chinesen und Koreaner wünschen sich also noch mehr als ihre europäische Geschlechtsgenossen volles, gesundes Haar. Kein Wunder, dass sich Dörrenberg von der gerade in Asien eingeleiteten Expansion große Erfolge verspricht. "Langfristig wollen wir hier Marktführer werden", lautet sein Ziel. Die Chancen stehen nicht schlecht. In Deutschland hat sich Alpecin trotz des übermächtig wirkenden Konkurrenz von Konsumgüter-Giganten wie Procter&Gamble, Henkel, Beiersdorf oder L'Oreal in seiner Nische durchgesetzt. Das Koffein-Shampoo des Mittelständlers ist Marktführer - die Produkte der Big Player sind Nachahmer, die aufgrund des großen Erfolgs von Alpecin platziert wurden.
Es ist die zweite Glanzzeit der Bielefelder. Die erste Hochzeit erlebte Alpecin in den 50er und 60er Jahren. In den 90ern erlangte die Marke durch Werbespots mit Boxer Henry Maske nochmals einige Aufmerksamkeit, dann wurde es still. "Einige erinnern sich wahrscheinlich noch an das Alpecin-Haarwasser, das ihre Großväter benutzt haben", sagt Andreas Pogoda, Gesellschafter bei der Brandmeyer Markenberatung in Hamburg.