Männer-Shampoo Alpecin - Von der Altherrenmarke zum Doping für die Haare

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Dr. Klenk und der Glatzenrechner


Zehn Mythen über Haarausfall
Männer mit Glatze sind besonders potentFalsch – auch wenn das die betroffenen Männer gerne behaupten. Richtig ist: Erblich bedingt gibt es Männer, deren Haarwurzeln empfindlicher auf das Sexualhormon Testosteron reagieren und deren Haare deshalb kürzere Wachstumsphasen haben – die Folge: Haarausfall. Das Hormon wird aber direkt im Haarfollikel gebildet. Männer mit Glatze haben keinen höheren Testosteronspiegel im Blut als andere. Quelle: rtr
Baseballkappen fördern den HaarausfallFalsch. Haare brauchen kein Licht, um zu wachsen. Baseballkappen oder Hüte zerstören höchsten die Frisur – das sieht doof aus, mehr aber auch nicht. Quelle: dpa
Männer mit Glatze strahlen Macht ausAn dieser Frage scheiden sich die Geister. Albert Mannes führte 2012 an der Wharton Business School eine Studie durch und kam zu dem Ergebnis:  die Glatze steht für Größe, Achtung und Macht. Kahlköpfige wirkten dominanter und kräftiger. Die Probanden schätzen sie durchschnittlich 2,5 cm größer ein als sie waren. Andere Studien belegen allerdings das Gegenteil. Quelle: dpa
Haarausfall ist harmlosDas stimmt so nicht. Richtig ist, dass jeder Mensch täglich zwischen 80 und 120 Haare verliert. Das gehört zum normalen Wachstumszyklus. Wem die Haare aber büschelweise ausgehen oder wer kreisrunde, haarlose Stellen auf seinem Kopf entdeckt, sollte das ernst nehmen. Haarausfall kann ein Hinweis auf einseitige Ernährung sein, aber auch auf ernsthafte Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion oder eine Störung des Immunsystems. Quelle: dpa
Gegen Haarausfall kann man nichts machenFalsch. Sogar dem erblich bedingten Haarausfall, der Hautarzt spricht von  androgenetischer Alopezie, kann man vorbeugen. Mit den Wirkstoffen  Minoxidil und Finasterid lässt sich der Haarausfall verlangsamen oder stoppen. Statt dünnen Flaums können wieder kräftigere Haar nachwachsen. Wie gut das funktioniert, hängt vom Einzelfall ab. Sind die Haare weg, hilft wie Jürgen Klopp beweist eine Haarwurzeltransplantation. Quelle: dpa
Haarausfall ist ein reines MännerproblemNein. Auch Frauen leiden unter Haarausfall – der erblich bedingte Haarausfall ist zwar etwas seltener als bei Männern, dafür kommt es bei Frauen in der Pubertät oder nach der Geburt eines Kindes öfter zu Haarausfall. Damen sind wohl einfach geschickter im Kaschieren des Problems. Quelle: dpa
Häufiges Haare schneiden macht die Haare kräftigerLeider nein. Wer Haare verliert, wird den Prozess nicht dadurch stoppen können, die verbliebenen Haare möglichst häufig zu stutzen. Der Haarwuchs wird in den Haarwurzeln bestimmt, daher muss, wer etwas gegen den Haarverlust tun will, das Übel auch an eben dieser Wurzel packen. Quelle: dpa

Die Agentur betreut Dörrenberg und seine Geschäftsführerkollegen Christoph Harras-Wolf und Carsten Heins seit gut zehn Jahren. Gemeinsam haben sie den Wandel - weg von der Altherrenmarke hin zum frechen "Dopingmittel für die Haare" geschafft. Alpecin Liquid, der neue Hoffnungsträger, war bereits auf dem Markt, als Dörrenberg Brandmeyer an Bord holte.

"Der Durchbruch kam, als wir offen gesagt haben, wofür das Produkt da ist: Haarausfall". Das "böse Wort" habe man bis dato in der Branche immer vermieden und lieber Euphemismen wie "belebt und erfrischt" oder "weckt neue Kraft" verwendet. Analog wie bei der Potenzpille Viagra, das sich erst verkaufte, nachdem Hersteller Pfizer offen von einem Mittel gegen Erektionsstörung sprach, belohnte auch die männliche Shampoo-Kundschaft den Tabubruch.


Markenzeichen "In der Tat"

Brandmeyer und die Bielefelder entschieden sich für einen Mix aus plakativem Boulevardstil und wissenschaftlichen Informationen, mit der die Marke künftig für sich warb. Das Gesicht dieses neuen Stils wurde Dr. Adolf Klenk. Klenk ist kein Schauspieler, sondern tatsächlich seit 2007 Laborchef bei der Dr.-Kurt-Wolff-Gruppe. Im TV-Spot und auf dem Onlineauftritt des Unternehmens erklärt er, wie Koffein in den Haarwurzeln wirkt und die Wachstumszyklen verlängert. Sein inbrünstiges "In der Tat" ist zum Markenzeichen geworden und hat ihm viele Fans, aber auch einige Spötter eingebracht, die den Laborleiter auf Youtube aufs Korn nehmen.

Die Produktelinien von Dr. Kurt Wolff

Damit kann Dörrenberg gut leben. Alpecin ist die erfolgreichste Produktlinie von Dr. Kurt Wolff. Die Marken Alcina, Plantur, Biorepair, Linola und Produkte für den Intimbereich wie Vagisan gehen im Haarwuchsreich etwas unter. Das möchte Dörrenberg ändern. Das Mittel des Tabubruchs hat schon einmal zum Erfolg geführt, warum sollte es nicht ein zweites Mal klappen? Für die Intim-Serie wirbt der Mittelständler daher frisch und frei mit dem Slogan "Für den gepflegten Sex". Die Offenheit kommt an. Die Sparte legte allein im letzten Jahr um sieben Prozent beim Umsatz zu.

Die Wolff-Manager und ihre rund 500 Mitarbeiter gehen an die schambehaftesten Themen denkbar unverkrampft heran. "Eines Tages kam Dr. Klenk in ein Meeting und sagte, ich mach euch einen Glatzenrechner", erinnert sich Marken-Experte Pogoda. Gesagt getan. Seither haben mehr als 1,5 Millionen Männer mit Hilfe des Klenk'schen Rechners herausgefunden, wann sie mit einer "Platte" rechnen müssen.

Der unternehmerische Mut zahlt sich aus, meint Pogoda: "Wenn sie einem Mann ein Kosmetikum für fünf Euro verkaufen wollen, müssen sie alles dafür tun, um ihn davon zu überzeugen, dass das auch was bringt." Deshalb tritt nicht nur der Laborchef persönlich im weißen Kittel auf. Auf der Website der Marke führte der Hersteller gleich neun Studien auf, die die Wirksamkeit seiner Shampoos belegen sollen.

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