Management-Methoden Abschied vom Plan

Viele Führungskräfte versprechen sich von flachen Hierarchien und flexibleren Regelungen für Mitarbeiter wirtschaftlichen Erfolg. Doch wenn sie ihr Management umkrempeln, brauchen Vorgesetzte oft die Hilfe von Beratern.

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Der BDU-Präsident hat sich bereits in den 1990er-Jahren mit agilem Management auseinandergesetzt. Quelle: BDU Bundesverband Deutscher Unte

Dresden Zementierte Strukturen, starre Hierarchien, Arbeit nach Plan statt flexiblem Handeln, das sich an Kundenwünschen orientiert. Agilität soll solche Hemmnisse im Unternehmen beseitigen und den Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen. Firmenchefs wollen so den wirtschaftlichen Erfolg sichern. Auch Personalverantwortliche schätzen es, wenn Beschäftigte mehr Freiraum erhalten. Denn dies ist ein wichtiges Argument, um gute Kräfte anzulocken und zu binden.

In der Praxis helfen oft Berater, mehr Beweglichkeit zu erreichen. Ralf Strehlau, Präsident des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater, hat sich bereits in den 1990er-Jahren mit agilem Management auseinandergesetzt. Damals beschäftigte er sich bei KPMG als Unternehmensberater mit E-Commerce und Software-Entwicklung. Die IT-Branche diskutierte Methoden wie Scrum, Extreme Programming und Rapid Application Development. Entwickler wollten lästige Prozessvorgaben loswerden, um agiler zu arbeiten. „Nur, dass das damals noch nicht so genannt wurde“, erinnert sich Strehlau.

Den Durchbruch schaffte die Managementmethode, als 2001 führende Softwareentwickler das „Agile Manifesto“ veröffentlichten. Ihre Forderung: „Reagieren auf Veränderungen steht über dem Befolgen eines Plans.“ Was als agile Software-Beratung begann, hat nun die gesamte Wirtschaft erfasst.

„Agiles Management ist ein Hype-Thema“, sagt Strehlau. Heute ist er geschäftsführender Gesellschafter bei Anxo Management Consulting und hat als Interim-Manager zahlreiche Firmen begleitet. Die Industrie könne viel agiler aufgestellt sein, bei Geschäftsprozessen etwa sieht er „großes Potenzial“.

Mit Hilfe agiler Methoden könnten Maschinenbauer enorme Kosten sparen, resümierte jüngst die Beratung McKinsey mit dem Branchenverband VDMA. In den Betrieben entstehen neue Qualifikationsprofile. So zertifizieren Industrie- und Handelskammern heute Scrum Master und agile Projektmanager. Auch Beratungen bieten Personalschulungen an.

In der Praxis erweist sich die Vermittlung agiler Ideen als anspruchsvoll. Mit Worten allein könnte er das Personal nicht überzeugen, sagt André Häusling, Gründer der Beratung HR Pioneers, die auf das Thema spezialisiert ist. „Das gelingt nur, wenn Erfolgsgeschichten geschaffen werden.“

Deshalb unterstützt Häusling Unternehmen dabei, interdisziplinäre Teams aufzustellen und Prozesse umzugestalten. Zudem trainiert er Fach- und Führungskräfte. „Wir befähigen die Leute, damit das Know-how in der Organisation bleibt“, sagt er.

Firmen dürften den Veränderungsprozess nicht unterschätzen, warnt BDU-Präsident Strehlau. Sie müssen dafür im Schnitt zwei Jahre veranschlagen. „Sind sie sehr hierarchisch organisiert, kann der Wandel zum agilen Betrieb bis zu fünf Jahre dauern.“

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