Seine persönlichen Freunde stammen aus alten Zeiten bis hin zu VDMA-Touren in den Siebzigerjahren ins wilde Laos und Kambodscha. Festges Gegner dagegen kommen kaum aus der Deckung. Dabei praktiziert auch der Westfale die Einsicht, dass Geschäftsfreunde nicht lebenslänglich solche bleiben müssen. Er jagt sie zwar nicht vom Hof, aber er betrachtet sie anschließend als Konkurrenten und behandelt sie danach auch genau so. Auf Nachfrage bringt der bibelfeste Festge seine Sicht auf Freund und Feind so auf den Punkt: "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich" Lukasevangelium 11, 23.
Stärken und Schwächen - Kurze Zündschnur
Sagt der Chef: "Wenn Sie Probleme haben, helfe ich Ihnen", dann hilft der Chef. Das wissen Festges Mitarbeiter im westfälischen Oelde. Und das gilt auch, wenn es nicht am Arbeitsplatz, sondern privat oder gesundheitlich brennt. Da ist Festge ein Patriarch guter Schule mit einem Ruf als Menschenfreund. Haver & Boecker stellt Schwerbehinderte ein, bildet überdurchschnittlich viele Lehrlinge aus und übernimmt sie auch. Wenngleich eigentlich seine Ehefrau als stellvertretende Landrätin für die CDU im Kreis Warendorf für die Kommunalpolitik zuständig ist, beherrscht aber auch der Unternehmer dank großem sozialem Engagement allerorten das Gesellschaftsspiel von Geben und Nehmen.
Aber klare Kante bekommt auch ab, wer aus Sicht des ungeduldigen Chefs Blödsinn redet. Dann wird Festge schon mal laut. "Meine Zündschnur ist ein bisschen kurz", gibt er zu, nicht ohne treuherzig anzufügen : "Aber dann ist auch alles wieder gut."
Vorlieben - Voller Einsatz, immer
Viel Zeit für Leidenschaften bleibt Festge nicht. Erst kommt die Pflicht, dann das Vergnügen. Aber vielleicht ist ihm auch die Pflicht das Vergnügen? Festges Erkenntnis: "Im Krankenhaus bemerkte ich, dass an interessantere Fälle kam, wer länger arbeitete als andere. Das ist im Unternehmen heute auch so. Wenn Sie länger da sind, machen Sie mehr und sind schneller als die Konkurrenz." Er scheint es nicht überzogen zu haben: Beide Söhne konnte er auf Haver & Boecker einschwören. Ende des Jahres übernimmt der Ältere das Ruder.
Auszeiten, dem Unternehmer Festge vom Mediziner Festge dringend angeraten, gönnt er sich beim Motorradfahren, Fotografieren und beim Bayreuth-Besuch. Nur mit einer Leidenschaft hadert er: "Ich esse und trinke so gerne."
Ziele und Visionen - Grenzen für den Staat
Der deutsche Mittelstand gilt weltweit als Erfolgsmodell, darin der Maschinenbau als innovative Vorzeigebranche. Die Ausgangsbasis für einen neuen VDMA-Präsidenten könnte kaum besser sein. Doch Harmonie ist nicht der bevorzugte Zustand des Antreibers Festge. Das größte Problem hat er in Berlin verortet. Der staatliche Einfluss auf Unternehmensentscheidungen sei zu groß: "In der Politik entscheiden zu viele Leute, die ihr Handwerk nicht verstehen. Die sehen den Mittelstand nur als Steuerzahler." Überflüssige Auflagen gilt es für Präsident Festge im Vorfeld zu verhindern. Zudem kritisiert er: "Bei der Energiewende hat ein naiv handelnder Staat Fehler gemacht und mit seiner Subventionspolitik Volksvermögen vernichtet."