Maschinenbau "Cowboy" Mo räumt auf

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Strapazierte Finanzen

Aus dem Mischkonzern IWKA kaufte Meidar die württembergischenen Werkzeugmaschinenbauer Ex-Cell-O und Boehringer. Quelle: dpa/dpaweb

Solche sogenannten Avale gewähren die Banken nur innerhalb der üblichen Kreditlinien, mit denen auch Materialien und Löhne finanziert werden. Vor allem seit der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009, als sich die Umsätze im hochzyklischen Werkzeugmaschinenbau halbierten, sind jedoch gutwillige Banker, die zudem das Geschäftsmodell der Branche verstehen, selten.

Das bekam auch Meidars MAG zu spüren. Meidar hatte sich zwar auf eine Erholung vorbereitet und im Januar als Erster in der Branche eine Anleihe von 50 Millionen erfolgreich platziert. Doch die Wucht des Ordereingangs überraschte auch ihn. Hinzu kam: Meidar hatte im vergangenen Herbst das Chemnitzer Werk des italienischen Werkzeugmaschinenbauers Samputensili erworben und damit seine Finanzen bereits strapaziert.

Damit wurde die Konfrontation mit den Banken unausweichlich. Erst als eine Finanzierungslücke von 100 Millionen Euro an Bürgschaften und Krediten drohte, suchte Meidar das Gespräch mit den Banken. Der Firmenjäger, der als junger Hauptmann im Sechstagekrieg 1967 bei der Erstürmung der Golanhöhen mitkämpfte, mag es nicht, so erzählen Weggefährten, die Banken um Geld anzubetteln. „Er will Herr im Hause sein und stimmt sich ungern ab“, sagt ein Gewerkschafter. Die Banken rückten schließlich die Finanzierung heraus, wollen den eigenwilligen Meidar aber künftig mittels eines erweiterten Aufsichtsrats zähmen, in dem sie selbst mitreden, aber auch die Arbeitnehmer stärker repräsentiert sind.

Zwei neue Chefs

Rolf Rickmeyer, zuletzt Berater und Geschäftsführer beim Frankfurter Unternehmensberater Aurel Vest, und Jan Siebert, Finanzmanager beim schwäbischen Anlagenbauer Eisenmann, sollen nun als Vorsitzender der Geschäftsführung beziehungsweise kaufmännischer Geschäftsführer MAG auf Rendite ausrichten. Leicht wird die Sache für die beiden Neuen nicht. Zwar ist die Finanzklemme erst einmal vorüber. Auch strategisch ist die MAG gut aufgestellt, zumal sie mit Forest Liné einen der wenigen Spezialisten für die Bearbeitung von Karbon- und Kompositwerkstoffen erworben hat. Und als Spätzykliker dürfte MAG noch etliche Monate Aufträge hereinholen.

Dagegen steht die noch mangelnde Ertragskraft der vor Kurzem verschmolzenen Unternehmenseinheiten. Im ersten Halbjahr machte die deutsche Tochter MAG IAS bei 105 Millionen Euro Umsatz einen Verlust von 23,5 Millionen Euro. Meidar muss schnellstens sein Reich mit über 40 Einheiten noch stärker integrieren und für mehr Transparenz sorgen. Und vor allem muss der sechsfache Großvater lernen, Bankern, Managern und Arbeitnehmervertretern zuzuhören. Sonst könnte sich sein Lebenswerk schneller verflüchtigen, als er es zusammengeführt hat.

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