Maschinenbau VDMA-Präsident Festge: Typ klare Kante

Der neue Präsident des einflussreichen Verband der deutschen Maschinen- und Anlagebauer Reinhold Festge verbreitet auf seiner ersten Pressekonferenz Optimismus. 2014 soll das Jahr der Maschinenbauer werden. Wie der neue VDMA-Chef tickt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
VDMA-Präsident Reinhold Festge: Auf Nachfrage bringt er seine Sicht auf Freund und Feind so auf den Punkt:

Nach einem eher schwachen Jahr wird das Geschäft der Maschinenbauer weltweit 2014 laut Verbandsprognose wieder kräftiger anziehen. „Für das Jahr 2014 erwarten wir für den Weltmaschinenbau ein Umsatzplus von fünf Prozent real“, sagte Festge, bei seiner ersten Pressekonferenz am Montag in Frankfurt. Dies möge nach dem moderaten Plus von etwa einem Prozent 2013 euphorisch klingen. In einer zyklischen Branche wie dem Maschinenbau sei dies nach Jahren unterdurchschnittlicher Nachfrage aber nicht ungewöhnlich. Für die Betriebe der deutschen Schlüsselindustrie rechnet der VDMA 2014 mit einem Produktionswachstum von drei Prozent.

Festge steht da wie dem Westfalen-Bilderbuch entsprungen: groß und kräftig, durchsetzungsfreudig, konservativ und auslandserfahren. All das sollte dem Unternehmer aus Oelde/Westfalen als neuem Cheflobbyisten der Maschinenbauer in Berlin nutzen. Auch dass seine Branche gern als Zierde deutscher Ingenieurkunst und Rückgrat der Wirtschaft umgarnt wird, öffnet dem 67-Jährigen Türen: Von den Einflüsterqualitäten des VDMA träumen andere Lobbyisten nur.

Der promovierte Mediziner Festge heiratete einst eine Unternehmertochter, sattelte ein BWL-Studium obendrauf und stieg in den schwiegerväterlichen Betrieb ein, die 125 Jahre alte Drahtweberei und Maschinenfabrik Haver & Boecker. Die Leitung des Unternehmens mit 2700 Mitarbeitern und 402 Millionen Euro Umsatz übernimmt zum Jahresende Festges Sohn. Da passt es gut, dass der turnusmäßige Präsidentenwechsel im VDMA ansteht und es keinen Gegenkandidaten gibt. Jetzt soll Festge die rund 3000 Maschinenbauer noch besser in Berlin verdrahten, demnächst dann an der Seite eines ebenfalls neu zu wählenden Hauptgeschäftsführers. Der neue Präsident wird sich dabei wohl nicht – wie es bei anderen Verbänden Usus ist – auf die Rolle als Grüß-Gott-August beschränken.

Vorbilder - Querdenken und anstrengen

Festge, der Arzt und Kaufmann, brauchte nicht in die weite Welt zu schauen, um Vorbilder für beide Professionen zu finden: Sein Onkel war ein selbstständiger Chirurg. Was in der BRD nichts Ungewöhnliches war, war es aber in Meißen in der DDR zu des Onkels Zeiten: Der Mediziner schaffte es ohne Parteizugehörigkeit in der Planwirtschaft bis ans Lebensende freischaffend zu praktizieren. Ihm war wohl auch das Glück des Tüchtigen hold: Einst konnte er den Oberbefehlshaber der Sowjettruppen heilen. Der Chirurg begeisterte seinen Neffen für die Medizin.

Aber auch das Unternehmertum liegt Festge in den Genen. Seine Eltern betrieben eine kleine Druckerei, aufgebaut mit Durchhaltewillen vom Vater. Der war noch angeschlagen von der Kriegsgefangenschaft, aber beseelt vom Wunsch nach Selbstständigkeit.

Festge junior verband die familiären Erbteile: Er betreibt nebenbei auch noch eine Firma für Medizintechnik, die einen neuen Gebärstuhl entwickelt hat.

Freunde und Feinde - Soziale Ader

Das Wort Unternehmer kommt vom Verb etwas unternehmen. Und wer etwas unternimmt, tritt zwangsläufig der Konkurrenz vors Knie. Trotzdem hat es der ungeduldige, willensstarke Festge geschafft, offensichtlich mehrheitlich Freunde zu haben. Wohin man hört, alle rühmen seine soziale Ader und können dafür auch handfeste Belege liefern. Als einen Kirchgänger bezeichnet er sich selbst nicht und lebt christliche Werte doch mehr als mancher, der sich ihrer rühmt. Das rechnen ihm selbst die Gewerkschafter im eigenen Unternehmen an.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%