Maschinenbau Der König der Pillenpresser

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Zuverlässigkeit, Qualität und Effizienz

Ein amerikanischer Interessent kam vor neun Jahren zu Bohle mit der Vorgabe der dortigen Arzneimittel-Zulassungsbehörde FDA, wonach die Streuung beim Gewicht des Wirkstoffes von Pille zu Pille nur drei Prozent betragen dürfe. Bohle blieb unter dem Grenzwert und bekam den Auftrag. Selbst der beste Wettbewerber konnte nur Abweichungen von sechs Prozent garantieren.

Heute macht Bohle ein Drittel des Umsatzes in den USA. „Ich wusste von anderen Unternehmern, wie schwer der Markteintritt dort ist“, sagt Bohle, „aber ich bohre gern dicke Bretter.“ Nach der Gründung 1990 braucht seine amerikanische Niederlassung drei Jahre, bis sie ihr erstes Geld verdient. Für Bohle kein Problem: „Wir sind ein Familienunternehmen und denken nicht in Vierteljahreszyklen.“

In den vergangenen drei Jahren hat Bohle seinen Betrieb gleich mehrfach erweitert. Während andere Maschinenbauer nach dem Katastrophenjahr 2009 zwei oder drei Jahre brauchen, bis die Umsätze wieder auf Vorkrisenniveau sind, fährt Bohle schon im Jahr nach der Krise wieder am Limit. Im April 2011 beginnt Bohle mit der drei Millionen Euro teuren Erweiterung des Zweitstandortes in Sassenberg, wenige Kilometer vom Stammwerk in Ennigerloh entfernt. Sechs Monate später sind Konstruktionsbüros und Fertigungsstätten in Betrieb.

High-Tech von 1981: Bohle (links) und der von ihm entwickelte Kontrollautomat für Tabletten. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Presse

Kapazitäten verdoppelt

Wenige Wochen nach der Einweihung kauft Bohle 20.000 Quadratmeter Bauland in der Nähe des Stammsitzes, um die dortigen Kapazitäten zu verdoppeln. Die Produktion soll in Kürze anlaufen. Im Frühjahr hat der Unternehmer zudem mit dem Bau eines neuen Test- und Technologiezentrums in Ennigerloh begonnen. Insgesamt investiert Bohle in die drei Objekte mehr als elf Millionen Euro.

Ist der Patron größenwahnsinnig geworden? Endet der Höhenflug mit einer Bruchlandung? „Wir brauchen diese Erweiterungen dringend“, antwortet Bohle auf kritische Fragen zu seinem Investitionstempo. „Wir platzten zuvor aus allen Nähten.“ Bohle verweist auf das Auftragspolster, das für zehn Monate reicht, und auf die Eigenkapitalquote von über 50 Prozent.

In den kommenden vier Jahren erwartet der gelernte Maschinenschlosser und studierte Maschinenbau-Ingenieur ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 20 Prozent. Rund 80 Prozent des Bohle-Geschäfts kommen heute aus dem Ausland.

„Begriffe wie Zuverlässigkeit, Qualität und Effizienz stehen nicht nur für die Maschinen, sondern auch für die Dienstleistungen“, fasst Hans-Georg Feldmeier, Geschäftsführer des Pharmaherstellers Mibe aus Brehna in Sachsen-Anhalt, seine Erfahrungen mit Unternehmen und Gründer Bohle zusammen.

Der inzwischen 74-Jährige bereitet seinen Wechsel in den Beirat vor. Sohn Armin ist 40 Jahre alt und seit zehn Jahren im Unternehmen, derzeit als technischer Leiter. 2014 soll eine Lösung für die Nachfolge und die künftige Geschäftsführung gefunden werden. Den Beirat hat Bohle schon 2011 gegründet, damit die Mitglieder beim Übergang eingearbeitet sind. Bohle, der als Mittsechziger durchgehen würde, will sich nicht mit einem Leben im Ohrensessel begnügen, sondern seine Rolle im Beirat aktiv gestalten: „Ich werde mit vollem Herzen dabei sein, aber ich will nicht mehr die alleinige Verantwortung tragen.“

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