Um mehr als siebzigfache ist Mobotix, Hersteller von hoch auflösenden Videosystemen, innerhalb von zehn Jahren gewachsen.
Hinkel wollte Ende der Neunzigerjahre eigentlich nichts anderes als Roboter bauen. Doch während er an den Kunstmenschen bastelte, wurde ihm klar, dass die Augen des Roboters die eigentliche Geschäftsidee waren. Der studierte Informatiker hatte beim Arbeiten an den Augen der Roboter erkannt, dass die digitale Bildverarbeitung, die damals den Markt eroberte, auch ganz neue Möglichkeiten für Überwachungssysteme bot. Mobotix bestand damals aus dem Ehepaar Hinkel und noch einem Mitarbeiter. Die drei arbeiteten im Dachstuhl eines umgebauten Bauerhofes im pfälzischen Winnweiler, ein Dorf unweit von Kaiserslautern.
Noch immer agiert der Hersteller von hoch auflösenden Überwachungskameras aus der pfälzischen Provinz. Doch heute ist die Firma alles andere als provinziell: Statt drei Mitarbeiter beschäftigt der Mittelständler heute über 300 und erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 81,6 Millionen Euro. In seiner Marktnische ist Mobotix Weltmarktführer. 2007 ging das Unternehmen an die Börse, um das Wachstum zu finanzieren. Gründer Hinkel hält noch 50,2 Prozent.
Sein designierter Nachfolger, der Schwede Magnus Ekerot, freut sich heute, dass Mobotix von vorneherein auf digitale Technik und hohe Auflösung setzte. Dabei gab es bei den potentiellen Kunden zu Anfang viele Vorbehalte gegen die neue Technik. Als das 1999 gegründete Unternehmen zur Jahrtausendwende hoch auflösende digitale Überwachungskameras auf der Computermesse Cebit in Hannover vorstellte, waren die Fachleute aus der Elektronikbranche zwar begeistert, aber viele Sicherheitsexperten verhielten sich abwartend.
Damals gab es fast ausschließlich analoge Überwachungskameras. Die Technik waren bereits seit rund fünfzig Jahren auf dem Markt. "Viele Sicherheitsleute waren mit der klassischen Technik groß geworden und zögerten daher mit dem Wechsel auf die Digitaltechnik", sagt Ekerot. Noch immer basieren noch dreiviertel der installierten Geräte für die Überwachung etwa von Bahnhöfen oder Flughäfen auf dem analogen Verfahren – eine enorme Chance für Mobotix.
Vorteile liegen auf der Hand
Die Vorteile der digitalen Technik liegen auf der Hand. Dank der bis zu 30-mal höheren Auflösung im Vergleich zu herkömmlichen Kameras können die Geräte aus der Pfalz zum Beispiel an Tankstellen KFZ-Nummernschilder von Schwarztankern ausmachen oder in Bahnhöfen herrenlose Koffer erkennen.
Weiterer Vorteil: Beobachtungssysteme mit digitalen Kameras kommen aufgrund der hohen Auflösung mit weniger Geräten aus. Inzwischen schwindet die anfängliche Skepsis in der Branche. Dies werde begünstigt, weil eine neue Generation von computeraffinen Sicherheitsexperten heranwächst, ist die Einschätzung von Mobotix-Vertriebsvorstand Ekerot.
Mobotix
0,8 Millionen Euro
6630,5 Prozent
300
81,6 Millionen Euro
Ralf Hinkel
Magnus Ekerot
Winnweiler/RP
Prime Standard
50,2 Prozent
Wie Gründer Hinkel legt auch der 44-Jährige, der als junger Mann in der schwedischen Rugby-Nationalmannschaft spielte, Kampftaucher sowie Marineoffizier war, Wert auf satte Gewinne. "Die Marge vor Zinsen und Steuern bleibt auch im kommenden Jahr wie gewohnt bei 20 bis 23 Prozent", kündigt Ekerot an, "wir wollen genügend eigene Mittel haben, um weiterhin in die technische Entwicklung und die globale Expansion investieren zu können."
Seit der Gründung habe Mobotix in seiner Marktnische technisch der Branche den Takt vorgegeben. "Und das soll auch so bleiben." Dreiviertel der Produktion geht an ausländische Kunden. Doch die Fertigung soll auch in Zukunft in Deutschland bleiben. "Verlagerung lohnt sich nicht", sagt Ekerot, "das würde auf die Qualität gehen und unsere Marke schädigen."