Mobil mit USB-Anschluss und Trinkflasche Die Super-Rollatoren kommen

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Der Porsche unter den Rollatoren


Bemotec aus Reutlingen bringt den ersten Rollator mit Elektroantrieb auf den Markt. Ob sich das High-End-Gerät durchsetzt, muss sich noch zeigen. Quelle: Screenshot

Die Kassen-Modelle wiegen im Schnitt zwischen zehn und zwölf Kilogramm. Viele davon lassen sich nicht zusammenfalten, was den Transport mit dem Auto fast unmöglich macht. "Für einfache Untersuchungen müssen wir für ältere Patienten oft einen teuren Transport mit dem Krankenwagen anfordern, weil Taxifahrer den Rollator nicht mitnehmen können oder wollen", erzählt eine Krankenhausmitarbeiterin. Von Ästhetik oder Design möchte man bei den Basismodellen erst gar nicht sprechen.

Was beim Auto "tiefer, schneller, breiter" ist beim Rollator daher leichter, schicker, komfortabler. "Unsere Benchmark liegt bei sieben Kilogramm", sagt Bischoff. Damit die Gehhilfen leichter werden, kommen wie im Automobilleichtbau Aluminium- oder so genannten CFK-Komponenten, also kohlefaserverstärkte Kunststoffe zum Einsatz. Für den einfacheren Transport hat Bischoff eben ein komplett zerlegbares Modell auf den Markt gebracht. Mindestens genauso wichtig wie die technische Innovation ist dem Geschäftsführer aus Karlsbad aber das Design. "Wenn sich ein Mensch, in seinem bisherigen Leben mit schönen, wertigen Dingen umgeben hat, warum soll er im Alter plötzlich darauf verzichten?" Ein Rollator könne ein Produkt sein wie ein schönes Auto oder ein schönes Kleidungsstück, "es muss nicht hässlich sein, nur weil es ein Hilfsmittel ist." Bischoff arbeitet deshalb derzeit zusammen mit Porsche Design Studio an einem besonders exklusiven Modell. Noch gibt es nur eine Studie - eine Art "Rollator-Concept Car" - in nicht allzu ferner Zukunft soll der Porsche unter den Rollatoren aber auch den Markt kommen.

Elektro-Rollator vorgestellt

Für großen Wirbel sorgte vor wenigen Wochen ein vollkommen neuer Player auf dem Rollatoren-Markt. Das schwäbische Unternehmen Bemotec präsentierte auf der Rehacare Ende September in Düsseldorf den ersten Rollator mit Elektroantrieb. Bisher sind die Reutlinger als Berater im Bereich Lean Production tätig, bieten Montagedienstleistungen und sind als Lieferant in der Medizintechnik tätig. Bisher sind die Schwaben lediglich für den Beli bekannt. Dabei handelt es sich um einen Lift, der Rollstuhlfahrern hilft, einzelne Stufen zu überwinden oder ganze Möbelstücke anhebt und so auf Rollstuhlhöhe bringt.

Die Idee zum elektrischen Rollator kam Bemotec-Chef Siegfried Herrmann beim Golf-Spielen. Der ehemalige Vize-Präsident des Golfclubs Reutlingen-Sonnenbühl nutzt einen elektrischen Trolley, der ihm gerade im hügeligen Terrain gute Dienste leiste. "Da hab ich mir gedacht: 'Was machen eigentlich alte, gehbehinderte Menschen, wenn sie mit dem Rollator bergauf gehen müssen?'." Heraus kam der beactive e+. Und es scheint, dass er ein echter Renner werden könnte. Herrmann ist fassungslos: "Die Reaktionen auf der Messe waren überwältigend. Wir sind mit Anfragen förmlich überrannt worden - von den USA bis nach Neuseeland." Er sei sogar gebeten worden, seinen E-Rollator auf einer Messe in Indien zu zeigen.

Im April 2014 soll der beactive auf den Markt kommen - Kostenpunkt: über 2000 Euro. Dafür gibt es einen Akku mit zehn Stunden Laufzeit und 35 Kilometern Reichweite. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 2,5 km/h. Geladen wird der elektrische Gehwagen an der Haussteckdose und an allen gängigen E-Bike-Stationen. Er verfügt über eine Aufstehhilfe, "intelligente Kippsensorik" und drei einstellbare Geschwindigkeiten. Sich auf den Rollator zu setzen und damit den Berg hochfahren zu lassen, funktioniert allerdings nicht. Der E-Roller soll lediglich ziehen - und was viel wichtiger ist, beim Bergabgehen bremsen.

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