Mutige Investitionen Mittelstand stürzt sich ins 3D-Druck-Abenteuer

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Kleinen Drucker hochgerüstet


Da er selbst Lehrbeauftragter an der THM ist, wollte er im Rahmen einer Diplomarbeit nach einem Drucker zu suchen, der deutlich günstiger ist und dennoch die passende Qualität liefert. Und siehe da: Der Diplomand wurde fündig. Ein Gerät, nur wenige tausend Euro teuer und eigentlich für den Hausgebrauch konstruiert. „Wir haben vier Monate intensiv getestet und den Drucker verbessert“, sagt Mauch, „auch Verbesserungsteile am Drucker selbst wurden wiederum auf dem 3D Drucker gedruckt.“ Jetzt könne man auf einen Millimeter genau drucken. „Für unsere Zwecke reicht das aus.“

Mauch druckt seine Prototypen nun für wenige hundert Euro und innerhalb weniger Stunden selbst. Auftragsarbeiten, wozu er sensible Daten an Dritte weitergeben musste, gibt es nicht mehr.

Die selbstgedruckten Ventilatorenteile kann der promovierte Ingenieur sofort für aerodynamische und akustische Versuche nutzen. „Zeitaufwand und Kosten haben sich um den Faktor zehn reduziert“, schwärmt er. Einige Produkte aus dem Drucker sind schon beim Kunden im Einsatz.

Rührinstrument von Thaletec: Vor ein paar Monaten noch, existierte das emaillierte Teil nur in der Fantasie von Ingenieuren. Die Konstruktion war mit herkömmlichen Verfahren gar nicht möglich. Quelle: Presse

Harte Nuss für den Emaille-Spezialisten

Jürgen Reinemuth hatte ein spezielles 3D-Druck-Problem. Kein Wunder, denn die Firma Thaletec aus Thale in Sachsen-Anhalt, stellt hochspezielle Produkte her. Riesen wie Bayern und BASF bestellen bei Reinemuth emaillierte Lagertanks, Rührbehälter und Rührinstrumente, um damit Säuren und Laugen anzumischen. Emaille? Ja, genau, der Stoff, der dafür sorgt, dass Omas Keramikschüsseln so schön glänzen.

Wesentlich wichtiger für Reinemuth ist, dass er extrem beständig gegen aggressive Chemikalien und große Hitze ist. Der ideale Stoff also für Pharma- und Chemieküchen. Rund 30 Millionen Euro Umsatz macht Thaletec mit der Spezial-Emaille.

Der Rührer hat Hohlräume, durch die Kühlmittel fließen können. Quelle: Presse

Vor rund zwei Jahren wünschte sich ein Kunde einen besonderen Rührer. Er sollte von innen temperierbar sein und deshalb spezielle Hohlräume besitzen. Reinemuth musste ablehnen. "Das war für uns schlicht nicht ausführbar." Der promovierte Ingenieur wusste aber bereits um die Vorzüge von 3D-Druck-Verfahren. Einzig das passende Gerät und das passende Verfahren fehlte.

Thaletec besitzt zwar einen 3D-Drucker - doch der druckt nur Kunststoff und spuckt maßstabsgetreue, kleine Ausgaben der großen Rührorgane aus. Die eignen sich perfekt für Versuche im Labor und als Modell für die Vertriebsmitarbeiter, die damit Kunden viel besser erklären können, was Thaletec zu bieten hat. Bei seinem Spezial-Rührer-Problem brachte ihn der Plastik-Drucker aber nicht weiter.

Das fehlende Puzzleteilchen

Fündig wurde Reinemuth schließlich auf der Fachmesse Rapid-Tech in Erfurt: Das Selektiven Laser Schmelzverfahren - kurz SLM - sollte die Lösung bringen. Reinemuth: "Mir war sofort klar, dass wir damit endlich das fehlende Bindeglied zwischen 3D-Druck und einem potenziell emaillierten Substrat gefunden hatten."

Die Schwierigkeit beim Emaillieren besteht nämlich darin, einen Metallkörper zu schaffen, an dessen Oberfläche die dünne Glasschicht perfekt hält. Außerdem müssen Metall und Emaille-Schicht so aufeinander abzustimmen, dass sie sich bei Wärme und Kälte in gleichem Maß dehnen und zusammenziehen - sonst platzt das Emaille ab.

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