Mutige Investitionen Mittelstand stürzt sich ins 3D-Druck-Abenteuer

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Zusammenarbeit mit Herstellern


Reinemuth tüftelte ein halbes Jahr lang mit dem Hersteller von Metallpulvern bis die passende Mischung gefunden war. Den eigentlichen Druck übernahm ein Dienstleister. Auch mit ihm fuhr Reinemuth so lange Testreihen, bis der perfekte Prozess stand. Ein immenser Aufwand. "Beim ersten Bauteil haben wir sicher nicht wirtschaftlich gearbeitet", gibt Reinemuth zu, "aber die Lernphase hat uns wichtige Erkenntnisse geliefert, auf die wir jetzt aufbauen können."

Auch ohne eigenen Metall-Laser-Drucker hat Reinemuth die Nuss geknackt und den emaillierten, temperierbaren Spezial-Rührer auf den Markt gebracht. Den Erfolg brachte die intensive Zusammenarbeit mit allen am Verfahren beteiligten - und die eigene Hartnäckigkeit.

Für Reinemuth zählt, dass er dank des aufgebauten 3D-Druck-Know-hows nun schnell und zu überschaubaren Kosten liefern kann. "Hätten wir das Teil - mal angenommen, es hätte sich überhaupt konstruieren lassen - händisch gebaut, wäre ein Mitarbeiter damit eine volle Woche beschäftigt gewesen. So haben wir für die Produktion im additiven Verfahren nur acht Stunden gebraucht".

Bohrer mit einem innenliegenden Kühlkanal. Quelle: Presse

Mutig investiert

Bei Mapal in Aalen auf der Ostalb steht bereits einer der Hightech-Schmelzöfen. Mit einem Jahresumsatz von angestrebten 500 Millionen Euro für 2014 und 4300 Mitarbeitern zählt das Unternehmen zu den größeren Mittelständlern. Die Anschaffung des Geräts im Wert einer Reihenhaushälfte war daher auch finanziell weniger problematisch. "Aus Neugierde, was man damit alles anstellen kann", hat sich Geschäftsführer Jochen Kress zum Kauf des Laser-Sinter-Druckers entschieden. Ein gewisses Vor-Wissen war schon da.

Schon vor rund 20 Jahren habe sein Schwiegervater für Prototypen 3D-Druck-Verfahren eingesetzt, erzählt Kress. Jetzt wollten die Schwaben wissen, wie sich damit Werkzeuge fürs Bohren, Drehen und Fräsen noch besser machen lassen. Denn das ist Mapals Spezialgebiet.

Optimal gekühlt

Zu 95 Prozent stellen die Aalener Sonderwerkzeuge her - Losgröße eins bis fünf. Für die geringen Stückzahlen ist der 3D-Drucker ideal. Für die Massenfertigung sind die Geräte zu teuer und zu langsam. Der neueste Clou aus Aalen: ein Schneidplattenbohrer mit innenliegenden Kühlkanälen. Die sind an sich nichts Neues. Beim Bohren entsteht Hitze, deshalb müssen die Teile kühlbar sein. Besonders trickreich ist, aber die Anordnung der Kanäle. „Der Kühlmittelkanal ist bei kleinen Werkzeugen im Grunde immer im Weg“, erklärt Kress für Nicht-Ingenieure.

Mit dem Drucker lassen sich die Kanäle perfekt „wendeln“ also optimal in die gedrehte Form des Bohrers integrieren. Jetzt kann das Kühlmittel fast doppelt so schnell fließen, gleichzeitig haben die Ingenieure die Steifigkeit des Werkzeugs erhöht. Kurzum: Der gedruckte Bohrer ist deutlich besser und leistungsfähiger als der konventionelle. Ohne den Mut zur Investition in den teuren Drucker, wäre das Teil nie zustande gekommen.

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