Nachfolge im Mittelstand Wie der Vater, so die Tochter

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Neuer Führungsstil

Die mächtigsten Frauen im Business
Nancy McKinstry Quelle: Presse
Platz 14: Ho Ching Quelle: REUTERS
Platz 13: Sandra Peterson Quelle: Bayer CropScience AG
Platz 12: Ornella Barra Quelle: Presse
Platz 11: Maria Ramos Quelle: World Economic Forum
Marjorie Scardino Quelle: REUTERS
Annika Falkengren Quelle: REUTERS

Doch das Etablieren von Töchtern birgt andere Tücken. Ein Beispiel: Just als Karl-Rudolf Mankel, Inhaber des Türenspezialisten Dorma im nordrhein-westfälischen Ennepetal, 2009 die große Mehrheit seiner Geschäftsanteile den Töchtern Christine und Stephanie überschreibt, wirft der langjährige Geschäftsführer Michael Schädlich die Brocken hin. Er sei ohnehin nur „der Oberknecht“ gewesen, gibt er zu Protokoll.

Insider sagen, Schädlich sei nicht beglückt gewesen, anteilsmäßig leer ausgegangen zu sein, und zudem nicht damit zurechtgekommen, zukünftig an zwei junge Damen im Gesellschafterkreis berichten zu müssen. Bei Dorma ist man deshalb vorsichtig geworden. Mankels Töchter treten zwar zu repräsentativen Zwecken auf, öffentlich äußern möchten sie sich nicht.

Vorsichtig sind Töchter quer durch alle Branchen auch bei der Offenlegung ihrer Anteilsverhältnisse. Meist ist es eine Frage von familieninterner Diplomatie und externem Sicherheitsbedürfnis. Zudem spiegeln die Anteilsverhältnisse nicht zwingend die Machtverhältnisse wider.

Dabei liegt das Akzeptanzproblem erfahrungsgemäß häufiger auf der Seite der Männer, oft sind die Frauen sehr wohl am Rat und Erfahrungsschatz des Älteren interessiert. So akzeptieren Töchter viel öfter längere Verweildauern von Seniorchefs in den Betrieben als ihre männlichen Pendants, hat WIFU-Chef Rüsen festgestellt: „Anders als Söhne denken Töchter oft eher in Kooperations- statt in Konkurrenzlogik“, sagt der Experte. Aus Teamgedanken lehnt es etwa Katja Lohmann-Hütte, Geschäftsführerin des Stahlwalzwerks Friedr. Lohmann in Witten im Ruhrgebiet, konsequent ab, „immer als Frau herausgestellt zu werden“.

Ihre Position und die Branche legen es nahe, „bei jedem Weltfrauentag angerufen zu werden“. Denn Lohmann-Hütte leitet gemeinsam mit Bruder und Vetter das letzte unabhängige Blechtafelwalzwerk in Europa. Dass sie den Küchenherd gegen die Verwaltung von 1500 Grad heißen Stahlpfannen eingetauscht hat, findet sie selbst nicht bemerkenswert. Die Mutter zweier kleiner Kinder hat einen „emanzipierten Mann“, wie sie sagt, der vier Jahre Elternzeit genommen hat.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentrales Thema für die Nachfolgerinnen. Viele scheitern am doppelten Erwartungsdruck: Sie sollen den Betrieb erfolgreich führen und zugleich die Dynastie erhalten – sprich: Kinder bekommen. Das führt nicht selten zu Verwerfungen auf dem einen, anderen oder beiden Feldern.

„Die Familienproblematik lässt sich nicht wegdelegieren, und die Führung der Familie liegt fast immer auf den Schultern der Frauen“, sagt Sarah Maier, Geschäftsführerin der Ursula Maier Werkstätten in Markgröningen. Die Architektin hat drei Kinder im Alter von zwei, vier und neun Jahren – und organisiert die Betreuung mithilfe ihrer Mutter.

Die Frauen müssen selber für Reformen sorgen. „Wir brauchen einen anderen Managementstil, damit Frauen Firmen- und Familienleben unter einen Hut bekommen können“, sagt WIFU-Direktor Rüsen. „Die 9-to-5-Logik einer Anwesenheit im Betrieb passt generell nicht mehr. Nachfolgerinnen können die Strukturen zu ihren Gunsten ändern. Das ist ein großer Vorteil.“ Und so sollen die Superheldinnen aus der Provinz die Lösung für alles finden: die Betriebe restrukturieren und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie reorganisieren.

Trotz dieser Herkulesaufgabe sagt Julia Esterer heute: „Ich bereue nichts.“ Der Laden läuft. Und sie hat einen neuen Lebenspartner, der auch Unternehmer ist. Mit ihm erwartet sie das zweite Kind. Neulich hat sie ihren Vater gefragt, ob er sie ab September, wenn der Nachwuchs kommt, eine Zeit lang in der Firma vertritt.

Er hat Ja gesagt.

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