One-Dollar-Glasses Brillen, die die Welt verändern

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Vom Mathematiklehrer zum Sozialunternehmer


Unter mangelnder Motivation leidet Aufmuth nun wahrlich nicht. Seit zwei Jahren hat sich der Lehrer freistellen lassen. Lange hatte er das Sozialunternehmen vom Erlanger Reihenhaus aus nebenher geführt. Bis es zeitlich einfach nicht mehr ging. „Denn inzwischen sind wir eine multinationale Organisation mit 250 Mitarbeitern, die verstreut überall auf der Welt sitzen“, stellt Aufmuth fest. „Rund 150 Tätigkeitsfelder, die anfangs alle über mich liefen, sind nun verteilt und professionalisiert.“ Eine Ex-Bankerin ist ehrenamtliche Schatzmeisterin. Sein Co-Geschäftsführer Alex Armbruster war zuvor Manager bei einem Autozulieferer. Er wollte etwas Sinnstiftendes tun, nicht solchen Menschen, die schon alles haben, noch mehr verkaufen.

Obwohl Aufmuth heute nur noch als Geschäftsführer für den gemeinnützigen Verein tätig ist, arbeitet er immer noch rund 70 Stunden in der Woche. Urlaub? „Im letzten Jahr inklusive Wochenenden knapp drei Wochen.“ Seine Frau, die in Teilzeit als Lehrerin arbeitet, und seine drei Kinder kämen oft zu kurz, bedauert er.

„Inzwischen haben wir eine Million Euro an Spenden und Drittmitteln überstiegen“, freut er sich. „Aber wir brauchen noch viel mehr Spenden und ehrenamtliche Mitstreiter, damit wir Millionen Menschen weltweit mit Brillen versorgen können.“

In Burkina Faso unterstützt die Siemens Stiftung beim Aufbau des Projekts. Die Projekte in Malawi fördert die Else Kröner-Fresenius-Stiftung.

Wäre ein Großspender wie Bill Gates ein passender Förderer? „Bisher haben wir solch eine Dimension gescheut. Aber inzwischen haben wir so viel Erfahrung, dass wir uns das zutrauen würden“, meint Aufmuth. Denn längst ist sein soziales Start-up auch international bekannt. Im November wurde der Sozialunternehmer im Silicon Valley als einziger Deutscher mit dem weltweit renommierten „Tech Award“ ausgezeichnet.

Der Preis wurde von John Sobrato gestiftet, dessen Familie mit Immobilien ein Vermögen machte und zu den Reichsten in den USA zählt. „Beim Abendessen habe John Sobrato eine Brille gebaut“, erzählt Aufmuth. Er war total begeistert und wollte dem Deutschen dafür gleich einen Dollar in die Hand drücken. „Sorry, John“, sagte Aufmuth, „die Brille kostet nicht einen Dollar, sondern zwei bis drei Tageslöhne.“ Der Multimilliardär lachte nur. Und so sprang für Aufmuths Herzensprojekt noch eine stattliche fünfstellige Summe heraus.

Weitere Informationen unter www.eindollarbrille.de

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