Phoenix Contact-Chef Stührenberg "Nicht alles in Indien ist billig"

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"Sehr viel Wettbewerb läuft über den Preis"

Ist bei der mangelnden Verkehrsinfrastruktur die Logistik ein Problem?
Ein Lastwagen kann auf indischen Straßen statt der geplanten zwei auch vier Stunden oder mehr unterwegs sein. Ähnliches gilt für Häfen, nur dass wir hier über zwei bis vier Wochen Verzögerung reden. Diese Unwägbarkeiten gibt es immer noch, die indischen Verkehrsverhältnisse sind alles andere als planbar. Gegenüber den 1990er Jahren ist das aber besser geworden, die Logistik ist kalkulierbarer.

Fakten und Hintergründe zu Indien

Haben Sie auch den Markt mit seinen Eigenheiten besser kennen gelernt?
Die Marktkenntnis ist auf jeden Fall gestiegen. Heute wissen wir viel genauer, welche Ansprüche es an ein Produkt gibt und wie der Preis aussehen muss. Und in Indien wird sehr viel Wettbewerb über den Preis ausgetragen.

Können innovative Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Produkten in Indien bestehen, wenn es nur um den Preis geht?
Ziel unseres Unternehmens ist es, sich mit Innovation und Qualität vom Wettbewerb abzusetzen. Das Branding als „German Engineering“ brauchen wir auch, um unsere Premium-Produkte vermarkten zu können. An der Tatsache, dass wir seit über 20 Jahren erfolgreich in Indien aktiv sind, können Sie sehen, dass es ein Qualitätsbewusstsein gibt.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Wir arbeiten zum Beispiel auch mit der Indien-Tochter von Andritz Hyrdo aus Österreich zusammen. Der indische Andritz-Manager ist – mit dem Hintergrund eines westlichen Unternehmens – bereit, mehr für ein hochwertiges Produkt von uns auszugeben. Damit bewegt er sich im indischen Angebotsumfeld am oberen Ende der Preisskala, nach den Maßstäben innerhalb unserer Unternehmensgruppe sind wir aber an der unteren denkbaren Preisgrenze.

Andritz ist nun aber auch ein Unternehmen mit westlichen Standards. Arbeiten Sie vor Ort mehr mit anderen internationalen Unternehmen zusammen oder liefern Sie mehr an indische Firmen?
Ein nicht unerheblicher Teil unserer Kundenklientel in Indien rekrutiert sich aus multinational agierenden Unternehmen – also nicht nur ausländische Firmen, sondern auch große indische Unternehmen, die in mehreren Ländern aktiv sind. Solche Konzerne orientieren sich an internationalen Standards und wollen die gewohnte Qualität auch in Indien beziehen. Das andere Extrem, der indische Installateur weitab der Metropolen, ist für uns nur sehr schwer erreichbar. Die Bandbreite zwischen diesen beiden Extremen wird aber immer größer. Auf diese breiter werdende Kundengruppe müssen wir auch unser lokales Produktportfolio anpassen.

Das sind die Highlights der Cebit
Der Spielzeug-Dino «Watson» («Cognitoy») des start-up Unternehmens Elemental Path Quelle: dpa
Ein Mann trägt sein Smartphone direkt vor seinem Gesicht Quelle: REUTERS
eine Frau benutzt ein IO Hawk Quelle: AP
Der Getränke-Kühlschrank von plenti Media soll seine Besitzer mit einer intelligenten LCD-Anzeige unterhalten, auf der aktuelle Fotos und Videos aus Cloud und Netzwerk gezeigt werden können. "Die ideale Kombination von digitalen Bildern und realen Produkten" wirbt das Unternehmen. Quelle: Presse
ein Thermostat von Tado Quelle: Screenshot
Powerbanks, also Ladestationen für das Smartphone, sind gerade beim Cebit-Partnerland China der Renner. Da kommt die Ladestation auch schon mit integriertem Schminkspiegel daher. Nicht weniger skurril, dafür aber für beide Geschlechter nützlich, ist der HotPot von Terratec. Das Unternehmen hat eine Thermoskanne mit integrierter Powerbank hergestellt. Aus der eingefüllten heißen Flüssigkeit (ab 80°C) generiert die Kanne Strom und lädt damit den integrierten Akku auf. So kann beispielsweise beim Campen Wasser am Lagerfeuer erhitzt und als Energiequelle für das Smartphone genutzt werden. Quelle: Presse
Das Start-up Husarion präsentiert auf der Cebit seinen herzförmigen Roboter RoboCore. Das junge Unternehmen baut für seine Kunden individuelle Roboter zusammen, die per WLAN und Bluetooth gesteuert werden können. Der RoboCore ist außerdem mit anderen mechanischen Systemen kompatibel. Quelle: Screenshot

Was ist an einer Klemme für Indien anders als für das vergleichbare Bauteil in Deutschland?
Produkte, die wir auf dem internationalen Markt anbieten, können nicht unbedingt 1:1 in Indien verkauft werden. Da zum Beispiel einige EU-Standards in Indien nicht gefordert sind, werden bestimmte Funktionen bei gleich hoher Qualität der Produkte weggelassen, wenn sie nicht gefragt werden. Hier sind wir anders als in den 90er Jahren bereit, unsere Produkte anzupassen. So können wir einen Kunden, der uns nicht international, sondern mit dem lokalen Wettbewerb vergleicht, besser überzeugen.

Sie haben seit 2014 eine eigene Entwicklung in Indien. Werden dort nur die Produkte für den lokalen Markt entwickelt oder auch für den Weltmarkt?
Sowohl als auch. Entwicklungen, die auf bestimmte Märkte, Preisumfelder und so weiter zielen, ziehen wir in solchen Entwicklungsabteilungen zusammen. So können Entwicklungen aus Indien auch für China oder Indonesien in Frage kommen. Marktnähe und Marktverständnis sind ausgeprägter, wenn ein indischer Ingenieur ein Bauteil für seinen Markt entwickelt. Einem deutschen Entwickler in Blomberg klar zu machen, warum er jetzt diesen Werkstoff nicht verwenden kann, obwohl er besser geeignet ist, macht die Sache komplizierter.

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